Ähnlich wie zum Wochenauftakt legte der Yen plötzlich und kurzzeitig zu. Experten sind überzeugt, dass das Finanzministerium eingegriffen hat. Die Verantwortlichen äußern sich nicht.
Tokio. Ein weiterer plötzlicher Anstieg des seit Monaten schwächelnden Yen gegenüber dem Dollar hat Spekulationen über eine erneute Intervention Japans am Devisenmarkt angefacht. In der Nacht zum Donnerstag legte der Kurs des Yen zeitweise kräftig zu. Dies ließ im Gegenzug den Kurs des Dollar absacken.
Lange hielt der Yen-Aufschwung nicht an: Am Donnerstagmorgen legte der Dollar bereits wieder zu. Der plötzliche Kursanstieg des Yen geschah nach Börsenschluss in den USA und nach dem Ende der Pressekonferenz von US-Notenbankchef Jerome Powell zum aktuellen Zinsbeschluss.
„Es besteht kein Zweifel, dass das Finanzministerium interveniert hat“, sagte Daisaku Ueno, Chef-Devisenstratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley. Japan hätte einen Kurs von 160 Yen pro Dollar als ihre Verteidigungslinie festgelegt.
Laut Kyle Rodda, Analyst bei Capital.com, hing die Intervention diesmal womöglich mit dem Zinsbeschluss in den USA zusammen. „Das Element des ‚heimlichen Angriffs‘ besteht darin, dass das Finanzministerium Spekulanten bestrafen und vor Leerverkäufen des Yen warnen will“, merkte er an. Bei Leerverkäufen wetten Investoren auf fallende Kurse.
Eine offizielle Bestätigung für eine Intervention gab es erneut nicht. Japans oberster Währungsdiplomat im Finanzministerium, Masato Kanda, lehnte wie schon zu Wochenbeginn eine Stellungnahme ab.
Yen verliert weiter an Wert Der Dollar hat zum Yen seit Januar bereits rund zehn Prozent an Wert zugelegt. Dahinter stehen Erwartungen an den Börsen, dass die US-Notenbank erst später damit beginnen wird, die Zinsen zu senken.
Am Mittwoch beließen die US-Währungshüter die Leitzinsen in der bisherigen Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Fed-Chef Powell zufolge wird es wohl länger dauern, bis die Notenbank ausreichend Vertrauen erhält, dass die Inflation wie angestrebt nachhaltig auf zwei Prozent sinkt.
Die Bank von Japan (BoJ) hat wiederum signalisiert, dass sie eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik nur langsam angehen wird, nachdem sie im März zum ersten Mal seit 2007 die Zinsen angehoben hatte. Die sich daraus ergebende Zinsdifferenz macht die USA im Vergleich zu Japan für Investoren attraktiver und setzt den Yen weiter unter Druck.
Am Montag war der Dollar zum Yen zeitweise auf 160,245 Yen und damit auf den höchsten Stand seit April 1990 geklettert. Daraufhin setzte eine starke Kursumkehr ein.In der Nacht zum Donnerstag zog der Yen an, während im Gegenzug der Dollar zeitweise auf 153 Yen fiel von zuvor rund 157,55 Yen.
Daten der japanischen Notenbank zeigen, dass die Währungshüter, die im Auftrag des Finanzministeriums handeln, rund 5,5 Billionen Yen (35,06 Milliarden Dollar) ausgegeben haben könnten, um die Währung zu stützen.
Sowohl der Montag als auch die Nacht zum Donnerstag waren ungewöhnliche Zeitpunkte: Denn Montag war in Japan ein Feiertag. Und in der Nacht zum Donnerstag war es der Zeitpunkt nach US-Börsenschluss im frühen asiatischen Handel.
Experten zufolge zeigt dies, dass die Behörden ganz unabhängig von den Tokioter Handelszeiten zu jeder Tageszeit eingreifen, wenn sie es für erforderlich halten. In der Vergangenheit geschah dies meist während der Handelszeiten in Tokio, um Order über vertraute Händler bei japanischen Großbanken zu platzieren.