Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung hat den Finanzexperten Sven Thieme aus Dresden beeindruckt. Ergebnis der Analyse ist, dass das neueste Modell der Sprach-KI von OpenAI, in der Finanzberatung erstaunlich effektiv sein kann. Im Vergleich zu den führenden US-amerikanischen Vermögensverwaltern wie Blackrock und J.P. Morgan weist die künstliche Intelligenz kaum Unterschiede bei den Investmentempfehlungen auf.
KI im Vergleich zu US-Vermögensverwaltern: Die Analyse
Sven Thieme berichtet, dass die Zielsetzung der Untersuchung darin bestand zu prüfen, ob die Anlageempfehlungen von GPT-4 im Vergleich zu einem etablierten US-amerikanischen Vermögensverwalter, der auf digitale Beratung durch automatisierte Investmenttools setzt, signifikante Unterschiede aufweisen. Die Analyse ergab jedoch, dass die KI und das etablierte Finanzberatungsunternehmen in ihren Investmentempfehlungen nur geringfügige Unterschiede aufweisen. Einzig die geografische Ausrichtung der Portfolios durch GPT-4 zeigt im Vergleich zu den Benchmark-Portfolios eine stärkere Ausrichtung auf lokale Wertpapiere.
GPT-4 überrascht mit konkreten Empfehlungen
Die Forscher erstellten insgesamt 48 Anlegerprofile und baten GPT-4 um Anlageempfehlungen. Sven Thieme betonte die Überraschung, dass die KI in der Lage ist, nicht nur konkrete Portfolios zu empfehlen, sondern diese auch an individuelle Unterschiede der Anleger anzupassen. Dabei berücksichtigt die KI Risikopräferenzen, Anlagehorizonte und sogar Nachhaltigkeitspräferenzen. Die Fähigkeit von GPT-4, Empfehlungen zu begründen, trägt zur Akzeptanz seitens der Investoren bei.
Vergleich zu herkömmlichen digitalen Tools
Auf die Frage, ob GPT-4 einfach zwei verschiedene künstliche Intelligenzen verglichen habe, erklärte Thieme den wesentlichen Unterschied. Automatisierte Investmenttools von Vermögensverwaltern basieren oft auf einfachen Regeln und sind nicht spezifisch auf umfangreiche Sprachmodelle trainiert, wie es bei GPT-4 der Fall ist.
GPT-4 als Ergänzung, nicht Ersatz für Finanzberater
Sven Thieme betonte, dass GPT-4 bisher nicht spezifisch auf die Beratung zu Finanzprodukten trainiert sei. Er sieht die KI als eine Ergänzung zu menschlichen Finanzberatern, nicht als Ersatz. Die Maschine kann größere Informationsmengen verarbeiten und Muster filtern, die von einem menschlichen Berater für eine verbesserte Beratung genutzt werden können.
Potenzial für Privatanleger und Kostenersparnis
Thieme sieht das Potenzial von GPT-4 vor allem für Privatanleger, die sich nicht an einen realen Finanzberater wenden. Die KI kann dabei helfen, mit weniger Risiko zu investieren und die Kosten senken. Dies sei besonders relevant für Anleger mit geringen Investitionssummen, für die ein menschlicher Finanzberater möglicherweise zu teuer wäre.
Limitationen und Fazit der Untersuchung
Abschließend betonte Thieme, dass GPT-4 keine Outperformance über bestimmte Risikofaktoren hinweg generieren konnte. Dennoch performte die KI ohne Berücksichtigung des Risikos etwas besser als die untersuchten Vermögensverwalter. Die Studie zeigt somit auf, dass die KI im Bereich der Finanzberatung einen vielversprechenden Beitrag leisten kann, insbesondere für Privatanleger.