Robo-Advisors in der Finanzindustrie gelten als kostengünstig, unkompliziert und zeitgemäß. Die digitalen Vermögensverwalter liegen im Trend, insbesondere die jüngere Generation vertraut ihr Geld immer mehr Algorithmus-basierten Systemen an. Dabei ist wenig Finanz-Know-how notwendig und man kann in der Regel mit kleinen Summen starten.
Ob ein Robo-Advisor nachhaltig anlegt oder nicht, hat vor allem mit dem Anlageansatz und den genutzten Anlageinstrumenten zu tun. Nicht immer erhalten Anleger*innen, ob nun bei ETFs oder Fonds, verständliche Informationen zu der Zusammensetzung, der Gewichtung der Sektoren oder Einzeltiteln. Das macht es schwierig, nachzuvollziehen, in welche Unternehmen das Geld eigentlich fließt, und damit auch, ob es tatsächlich nachhaltig investiert ist. Dabei ist Nachhaltigkeit ein komplexes Konstrukt aus unterschiedlichen Bereichen: Umwelt, Gemeinwohl, Menschenrechte und viele weitere Felder. Ohne Transparenz für die Anleger*innen ist Nachhaltigkeit oft nicht nachvollziehbar.
Die Faktoren Transparenz und Einflussnahme
Damit sind wir bei einem Problem, das bei Robo-Advisorn im Speziellen und der Geldanlage mit ETFs im Allgemeinen leider oft auftritt: Mangelnde Transparenz und, mindestens genauso wichtig, keine Wirkung auf die Realwirtschaft. Keine Wirkung bedeutet wiederum, dass die Geldanlage nicht dazu führt, dass die Welt wirklich nachhaltiger wird.
Weltweit flossen im vierten Quartal 2021 fast 142 Milliarden USD in nachhaltige Fonds – ein Anstieg von 12% gegenüber dem Vorquartal – und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wächst weiter. Unter dem Label „ESG“ (Environment, Social, Governance) investieren Fonds Milliarden in fossile Brennstoffunternehmen und Konzerne, die für ihre ausbeuterischen Praktiken zweifelhaft berühmt sind. Eine aktuelle Greenpeace-Studie kommt aber zu dem Schluss, dass der Großteil der Nachhaltigkeitsfonds praktisch keinen Einfluss auf Klima und Nachhaltigkeit haben. Selbst, wenn die Anlagen eine nachhaltige Ausrichtung festgeschrieben haben, bedeutet dies nicht, dass sie auch eine nachhaltige Wirkung erzeugen.
Eine Möglichkeit, eine Wirkung sicherzustellen, besteht in der Wahrnehmung von Eigentumsrechten. Als Aktionär*in kann ich “mein” Unternehmen direkt beeinflussen: Durch Engagement und durch Abstimmung auf der Generalversammlung. Bei ETFs werden diese Rechte oft nicht wahrgenommen oder es wird lediglich der Management-Empfehlung gefolgt. Bei Anlagen in Einzelaktien haben Anleger*innen hingegen die Möglichkeit, ihre Verantwortung selbstbestimmt wahrzunehmen. Dafür braucht es natürlich die notwendigen Informationen, am besten in leicht zugänglicher Form. Über diesen Weg können Investor*innen verantwortungsvolle Eigentümer*innen werden und zu einer nachhaltigen Welt beitragen. Diese Möglichkeit bleibt bei ETFs ungenutzt.
Wie wirkungsvoll die Nutzung von Eigentumsrechten sein kann, zeigt ein Beispiel aus den USA, bei denen Nonnen eine Aktionärsinitiative starteten, um einen amerikanischen Waffenproduzenten zu mehr Offenheit zu bewegen. Durch den systematischen Kauf von Anteilen des Waffenherstellers Ruger über einen Zeitraum von zwei Jahren konnten die Schwestern von den Heiligen Namen Jesu und Mariens aus Oregon, USA, den Rüstungskonzern für dessen Politik zur Rechenschaft ziehen. Gemeinsam mit anderen Investor*innen gelang es ihnen, Ruger dazu zu bringen, transparenter über die Gefahren von Waffen zu kommunizieren.
Diese Punkte zeigen, dass es Wege gibt, auch mit Robo-Advisors Nachhaltigkeit umzusetzen und im besten Fall sogar einen wirkungsvollen Impact mit der Geldanlage zu erzielen. Dies funktioniert aber nur, wenn die Investor*innen umfassende Transparenz erhalten und die Möglichkeit haben, ihre Werte durch ein geprüftes nachhaltiges Anlage-Universum sicherzustellen. Darüber hinaus müssen sie ihre Eigentumsrechte wahrnehmen können. Diesen Ansatz haben wir bei unserer digitalen Impact Investing-Plattform Inyova umgesetzt.