Bittere Pille oder sinnvolle Alternative? Bei den riesigen Energieproblemen scheint es unumgänglich, die AKWs (Atomkraftwerke) länger am Netz zu lassen, auch wenn es den Grünen und anderen Atomkraftgegner nicht schmeckt. Nachdem die Russen nun wie erwartet die Gaslieferungen weiter reduziert haben, wird es langsam eng mit der Gasknappheit im kommenden Winter, wo uns eine Heizperiode droht, die uns eine ungewollte Abkehr vom hohen Heiz-Standard mit wohligen Temperaturen bringen wird.
Nachdem munter ein AKW nach dem anderen abgeschaltet wurde, kommt es nun doch zur Atom-Wende, wo auch die EU ein Wörtchen mitredet und eine Laufzeitverlängerung von Deutschland verlangen kann. Mit einer geradezu unverschämten Beharrlichkeit haben die Grünen Öko-Minister:innen immer wieder darauf gedrängt, Deutschland Atomstrom-frei zu machen, obwohl viele Fachleute davor gewarnt haben. Schon in den 80er Jahren ging es los mit Demos zum Thema „Atomkraft – Nein danke!“, weil man der Meinung war, die alternativen Energien wären besser und umweltverträglicher. Seit mehr als 45 Jahren ist die lachende Sonne auf den runden gelben Aufklebern das Zeichen für eine dem Leben zugewandte Bewegung, die sich gegen Atomenergie ausspricht. Doch Windkraft, Solarenergie und auch Wasserkraft konnten sich nicht wie geplant durchsetzen, gibt es zu viele Widerstände in Gemeinden und Kommunen oder auch bei der politischen Führung. Trotzdem sollen im Dezember die letzten drei deutschen AKWs vom Netz gehen, unbeirrt von der Tatsache, dass europäische Nachbarn bereits wieder aufstocken und neue Meiler ans Netz anbinden. Denn Gas für die Stromproduktion wird von den Russen rationiert und reicht bald nicht mehr aus, um uns mit Energie und genügend Wärme zu versorgen. Jetzt wird überlegt, die Laufzeiten bis 2024 zu verlängern. Zwar ist Energie- und Klimaminister Habeck dagegen, aber er wird sich geschlagen geben müssen und dem Streckbetrieb (Verlängerung der Laufzeit der AKWS) zustimmen müssen. Denn wir haben uns mit dem gleichzeitigen Ausstieg aus Kohle und Atomkraft etwas vorgenommen, das kaum zu schaffen ist. Und das weiß auch Habeck.
Deutschland macht sich mit seiner Dickköpfigkeit keine Freunde unter den europäischen Nachbarstaaten, so viel steht schonmal fest, denn Holländer und Franzosen drängen darauf, dass die letzten verbleibenden Meiler nicht abgeschaltet werden. Es geht dabei auch um eine Solidaritäts-Leistung, denn einfach die Nachbarn zu Hilfslieferungen zu bewegen, halten die anderen Regierungschefs für zu billig und inakzeptabel. So steigt der EU-Druck, und unsere abgehobenen Grünen müssen sich dem Druck wohl beugen, will man nicht als Sturrköpfe dastehen. Erste Stimmen aus den Reihen der Grünen-Fraktion sollen schon die Bereitschaft zu Zugeständnissen signalisiert haben. Längst haben viele Zeitungen in Deutschland die Forderung umgeschrieben und nach dem „Raus aus dem Atom-AUS“ gerufen. Für das Klima und die angestrebten Klimaziele wäre es allemal besser, als auf fossile Brennstoffe zu setzen. So titelte die WELT beispielsweise: „Die Energiewende funktioniert nur mit Atomkraft.“ Dabei sind die Diskussionen kontrovers, denn andere selbsternannten Experten behaupten: Nukleartechnik kann nichts zur Energiewende beitragen. Das geht ohne Atomstrom viel besser, günstiger, schneller und sicherer. Die Energiewende gibt es nicht trotz, sondern wegen des Atomausstiegs. Doch wer hat am Ende recht? Fest steht, dass die Bevölkerung auf eine harte Probe gestellt wird und Energie einsparen soll. Beim Duschen und Baden, beim Heizen, beim täglichen Leben. Und zusätzlich gibt es noch die Daumenschrauben von Putin, der uns an der langen Leine tanzen lässt. Bis jetzt sind wir mit Atomkraft doch ganz gut gefahren, oder?