Ceconomy, der europäische Marktführer im Elektronikhandel und Mutterkonzern von Media Markt und Saturn, plant laut einer Meldung des „Manager Magazins“ offenbar die Übernahme des Rivalen Coolblue.
Coolblue, das 1999 in Rotterdam gegründet wurde, gilt in der Branche als innovativ und ist besonders für seinen modernen Onlinehandel bekannt. Zurzeit betreibt der Konzern 15 Filialen in den Niederlanden, Belgien und seit 2020 auch in Deutschland, wo in Düsseldorf die erste Filiale eröffnet wurde. Der niederländische Elektronikhändler ist erfolgreich und möchte weiter expandieren. Das nächste Ladengeschäft soll in Essen entstehen und auch das Liefernetzwerk soll deutlich ausgebaut werden. Aus den Niederlanden heraus erreicht Coolblue inzwischen Umsätze von 2 Mrd. Euro und ist ein Börsenkandidat.
Nach der kompletten Übernahme der Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn durch Ceconomy im April und der damit verbundenen vereinfachten Gesellschafterstruktur, sagte CEO Karsten Wildberger: „Die Umsetzung der Transaktion ist der Türöffner für unsere strategische Weiterentwicklung. Wir schaffen damit auch organisatorisch die Voraussetzungen, um schneller und besser voranzukommen auf unserem Weg zu einer führenden europäischen Omnichannel-Plattform.“ Die Omnichannel-Strategie gilt als wichtigster Baustein für die Weiterentwicklung des Konzerns.
Vor allem das große Zukunftsthema E-Commerce bereitet Wildberger Sorgen. Im Unternehmen wird daher aktuell „im Rahmen der Strategiediskussion“ der Kauf eines Konkurrenten auf dem Markt geprüft. Der niederländische Rivale würde sich anbieten, da Coolblue im Onlinehandel groß geworden ist.
Der promovierte Physiker Wildberger kam Mitte 2021 zu Ceconomy, um das angeschlagene Unternehmen zu sanieren. Er bringt eine breite internationale Expertise aus unterschiedlichen Branchen mit, sowie einen ausgeprägten digitalen Fokus. Seine über 20-jährige Erfahrung in Marketing- und Vertriebsrollen, mit Omnichannel, Retail und digitalen Transformationsprozessen großer Energieunternehmen, sind eine ideale Kombination für die künftige Ausrichtung des Unternehmens.
Die Übernahme von Coolblue könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Krise sein. Im ersten Quartal des Jahres 2022 sank der operative Gewinn um fast 19 Prozent. In den vergangenen vier Jahren hat sich der Wert des Unternehmens geviertelt. Ceconomy Aktien schwankten im S-Dax nach Quartalszahlen stark. Zeitweise verloren sie fast zehn Prozent. Der Elektronik-Einzelhändler habe durch die Bank schlechter als erwartet abgeschnitten, sagte ein Börsianer. Den Ausblick bestätigte Ceconomy. Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Ceconomy auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 4 Euro belassen. Der Elektronikhändler habe im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Nicolas Champ in einer ersten Reaktion. Dafür verantwortlich sei vor allem die Entwicklung in den deutschsprachigen Kernmärkten wegen der dort geltenden Corona-Einschränkungen, aber auch Störungen in den Lieferketten und eine Cyber-Attacke. Das Jahresziel sei aber bestätigt worden.
Wenn Ceconomy tatsächlich Coolblue übernehmen sollte, könnte das dem schwächelnden Online-Geschäft starken Auftrieb verleihen.