Angestachelt durch reißerische Headlines und Artikel in der BILD-Zeitung verschärft sich nun der Ton gegenüber Alt-Kanzler Gerhard Schröder, der als Duz-Freund Putins und als Lobbyist für Gazprom und Rosneft immer stärker in die Kritik gerät. Das Ganze geht schon ein bisschen in die Richtung von Schröder-HASS, der nicht zuletzt angestachelt wurde von Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, der ebenfalls in Deutschlands größter Boulevard-Zeitung tönte: „Schröder, zieh doch nach Moskau.“
Nicht zuletzt ein fragwürdiges Interview mit der „New York Times“ rückt den Alt-Kanzler weiter in die negativen Schlagzeilen. Darin steht zu lesen, wie Schröder zum Vorgehen von Putin in der Ukraine Stellung nimmt und dabei die Kriegsverbrechen des Kreml-Chefs auf seine Art zu relativieren versucht, immer darauf bedacht, seinem russischen Intimus nicht zu sehr auf die Füße zu treten. Freundschaft eben, die ihn davon abhält, klare Kante zu beziehen und das Vorgehen Putins zu verurteilen. Es geht für Gerhard Schröder auch um gut bezahlte Aufsichtsratsplätze bei den russischen Energieriesen Gazprom und Rosneft, die er offenbar durch zwiespältige Aussagen gegen Putin nicht gefährden möchte. Als Skandal-Interview wird das Gespräch mit der amerikanischen Tageszeitung bereits betitelt, geht es darin wohl auch um haarsträubende Zitate Schröders, die den Versuch beinhalten, seinen Kumpel Putin in einigermaßen gutem Licht dastehen zu lassen. Mit Aussagen wie: „Überhaupt ist das Bild, das die Menschen von Putin haben, nur die halbe Wahrheit“ stößt er vor allem denjenigen vor den Kopf, die im Ukraine-Konflikt Freunde und Verwandte verloren haben und die aus dem Land flüchten mussten, um zu überleben. Hartnäckig ignoriert SPD-Urgestein Schröder die Aufforderungen, seine Aussagen zu relativieren und seine Tätigkeiten bei den Energiekonzernen unverzüglich aufzugeben. Mittlerweile formiert sich eine breite Front innerhalb seiner Partei, die ihm die Parteimitgliedschaft entziehen und sein Vermögen einfrieren will. Ein Partei-Ausschluss ist das eine, aber ihm ein normales Leben in Deutschland unmöglich zu machen, ist die andere Sache. Nach und nach stellen Presse, politische Entscheider und ehemalige Weggefährten die „Vertrauens-Frage“ und zerstören den einstigen Mythos des durchaus verdienten Ex-Kanzlers, auch wenn dieser genau wie Angela Merkel beispielsweise die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas zu verantworten hat.
Langsam wird es einsam rund um die Person Gerhard Schröders. Immer mehr Menschen aus seinem engen Kreis distanzieren sich von ihm und stigmatisieren ihn als „Blutsbruder eines Kriegsverbrechers.“ Die Presse tut ihr Übriges, um Schröder zu diskreditieren und ihn zu einem schlechten Menschen herabzuwürdigen. Die sogenannte Pressefreiheit erfährt manch fragwürdige Interpretation, wenn es darum geht, absurde und ehrverletzende Formulierungen zu kreieren. Wie weit das gehen darf, steht auf einem anderen Blatt. Respekt und eine gewisse Zurückhaltung dürfte man schon erwarten, kann man davon ausgehen, dass Schröder Kraft seines damaligen Amtes durchaus dem Vaterland nach bestem Wissen und Gewissen gedient hat. Seine neueste Aussage, „er selbst habe im Zusammenspiel mit Russland immer den Interessen Deutschlands gedient“ mutet im Zusammenhang mit den Beschimpfungen und seinen Statements zum Verhalten Putins wie eine schwache, inhaltslose Rechtfertigung an. Die Stadt Hannover, wo Schröder mit Gattin in 5. Ehe wohnt, wird sicherlich überlegen, ob man sich diesen durchaus denkbaren Reputationsschaden noch länger antun will und kann, oder ob man Schröder bitten wird, sein Domizil woanders aufzuschlagen. Alle ehemaligen Büromitarbeiter:innen haben ja bereits Reißaus genommen und die Mitgliedschaft bei seinem Herzens-Club Hannover 96 hat Schröder unter öffentlichem Druck auch gekündigt. Seine Frau im Hintergrund hält sich bedeckt, möglicherweise kann sie ihn dazu bewegen, seine Position in der Öffentlichkeit zu modifizieren, damit man ihn in Ruhe lässt. Mit 78 Jahren ist das Fell sicherlich nicht mehr so dick wie zu Zeiten in der Politik, als Schröder manch harte Schlacht schlagen musste. Wenn alleine die finanziellen Verlockungen durch russische Firmen seine Standhaftigkeit aufrechterhalten, wird es Zeit zu überlegen, wieviel die eigene persönliche Freiheit und ein Leben in angenehmen Umständen wert sind, um sie stattdessen aufs Spiel zu setzen. Ohne Fürsprecher in politischen Kreisen und ohne echte Freunde, kann das Leben plötzlich sehr einsam und trostlos werden. Ihm allerdings Hochverrat an seinem eigenen Land vorzuwerfen, wie es CDU-Politiker Patrick Sensburg formuliert, geht aber dennoch über das Erträgliche hinaus.