Nach fast 10 Jahren ist der Gesellschafterstreit beim größten deutschen Elektronikhändler beigelegt. Die Elektronikhandelsholding Ceconomy erwirbt die Minderheitsbeteiligung der Convergenta Invest GmbH an MediaMarktSaturn
Auf einer online abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre der Ceconomy AG mit großer Mehrheit einer komplexen Transaktion zu, die zur kompletten Übernahme der Elektronikhandelsketten MediaMarktSaturn durch Ceconomy führt. Im Anschluss an die außerordentliche Hauptversammlung beschloss eine große Mehrheit der Vorzugsaktionäre der Ceconomy AG die Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien.
Damit ist ein jahrelanger Machtkampf beim größten deutschen Elektronikhändler beigelegt. Ceconomy erwirbt die Minderheitsbeteiligung der Convergenta Invest GmbH an MediaMarktSaturn. Die Familienholding Convergenta hält bisher 22 Prozent an MediaMarktSaturn von dem verstorbenen MediaMarkt-Mitbegründer Erich Kellerhals.
Die Komplettübernahme war schon für letzten Sommer geplant. Die ordentliche Hauptversammlung hatte bereits zugestimmt, allerdings klagten mehrere Aktionäre dagegen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat noch nicht abschließend darüber entschieden, sah aber zusätzlich gesonderte Beschlüsse der Stamm- und der Vorzugsaktionäre als erforderlich an, denen das Unternehmen nun entsprach.
Ceconomy wird alleiniger Gesellschafter von MediaMarktSaturn. Im Gegenzug wird Convergenta mit rund 26 Prozent Ankeraktionär bei Ceconomy werden. Durch Wandelschuldverschreibungen kann die Kellerhals-Holding ihre Beteiligung auf knapp 30 Prozent aufstocken.
Die Convergenta Transaktion soll spätestens bis Ende September 2022 vollzogen sein, erklärte Karsten Wildberger, CEO von Ceconomy und MediaMarktSaturn. „Die damit verbundene Vereinfachung der Gesellschafterstruktur ist für uns nichts Geringeres als ein struktureller Befreiungsschlag.“ Mit der Übernahme und der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will der Konzern das komplizierte Geflecht des Unternehmens vereinfachen. Die Transaktion schaffe in jeder Hinsicht Wert, so Konzernchef Karsten Wildberger. „Der Gesellschafterstreit, der Ceconomy und MediaMarktSaturn fast zehn Jahre lang belastete und eine Menge Geld gekostet hat, ist Geschichte“, sagte Wildberger. „Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, alle Aktionäre haben ein gemeinsames Interesse: Sie wollen, dass sich ihr Unternehmen erfolgreich weiterentwickelt“.
Zum Krieg in der Ukraine erklärte Wildberger, Ceconomy selbst sei davon nicht direkt betroffen: „Wir sind in der Ukraine nicht vertreten und seit 2018 auch in Russland nicht mehr operativ tätig.“ Allerdings hält das Unternehmen eine 15 prozentige Beteiligung an dem russischen Elektronikhändler M.video. „Der Zugang zu den Anteilen und die Ausübung unserer Rechte daraus ist erheblich eingeschränkt. Wir prüfen gerade verschiedene Optionen“, so der Konzernchef. Finanzvorstand Florian Wieser wies darauf hin, dass wegen des Krieges die Beteiligung erheblich an Wert verloren hat, was Abschreibungen notwendig mache. Den aktuell geschätzten Restbuchwert der 15 Prozent an dem börsennotierten Unternehmen M.video bezifferte er auf etwa 43 Millionen Euro. Zuletzt hätte die Beteiligung Ende Dezember noch einen Buchwert von etwa 138 Millionen gehabt. Die gesamtwirtschaftlichen Folgen des Krieges: Höhere Energiepreise, eine steigende Inflation und eine Verunsicherung der Verbraucher bekomme auch Ceconomy zu spüren, so Konzernchef Wildberger „Allerdings ist die Situation sehr dynamisch, sie verändert sich nahezu im Wochenrhythmus. Deshalb ist es auch schwer, einen klaren Trend daraus abzuleiten.“