Die ganze Welt blickt gespannt auf die Ukraine und auf Russland und sieht mit Besorgnis die russischen Grenz-Manöver, die auf einen bevorstehenden Krieg hindeuten könnten. Wladimir Putin ist der Entscheider, der die Fäden in der Hand hält und den Daumen hebt oder senkt. Wenn ihm nicht doch sein Duz-Freund Gerhard Schröder ins Gewissen redet und von einer Intervention in der Ukraine abhält. Diese alte Männer-Freundschaft, die von vielen hier im Land hart kritisiert wird, könnte mitentscheidend sein, ob es Krieg gibt oder nicht. Es sollte endlich allen Politikern und Pressevertretern klar sein, dass Schröder im Dialog mit Putin dazu beitragen könnte, den russischen Despoten zur Einsicht zu bringen. Schließlich geht es bei einem möglichen Krieg auch um Deutschland und um den Fortbestand Europas – und das wird Putin nicht so einfach wegwerfen wollen, sollte man meinen.
Hören wir endlich auf, Gerhard Schröder für seine engen Kontakte nach Russland anzufeinden und zu kritisieren, sondern versuchen wir uns einmal konstruktiv vorzustellen, wie man Schröder in eine „Friedensmission“ in Richtung Russland mit einbinden könnte, um seine diplomatischen Fähigkeiten und freundschaftlichen Verbindungen zu nutzen, um das Schlimmste, einen Krieg, zu verhindern. Man stelle sich einmal vor, was passieren wird, wenn die USA den Nato-Verbündeten zur Seite springt und sich in einen Konflikt einmischen. Dann ist es mit ein paar Bomben oder Panzer- und Kriegsschiff-Aufmärschen nicht getan. Dann geht es um die Existenz Europas, vielleicht der ganzen Welt. Die vorlauten Formulierungen der Boulevard-Presse, dass Putin den Westen mit „Protz-Manövern“ provozieren würde, sollte man sich sparen, ebenso wie die Verbal-Vorstöße einer Annalena Baerbock, die den russischen Präsidenten allen Ernstes in seinen Schranken weisen will. Das ist absurd und ein Affront gegen den launischen Riesen, den man niemals derart provozieren sollte.
Zwar bereitet Putin offenbar eine Lande-Operation über die ukrainischen Küsten vor, aber auch die USA haben Kriegsschiffe und Panzer in Richtung Rumänien verlegt, um näher am Ort des Geschehens zu sein. Auch der britische Premierminister Boris Johnson sieht die Entwicklungen mit Besorgnis und sagte gestern: „Eine Eskalation des Geschehens bedeutet die größte Sicherheitskrise, mit der Europa seit Jahrzehnten konfrontiert ist.“ Im Schwarzen Meer sammeln sich russische Kriegsschiffe und scheinen in Stellung gegen die Ukraine zu gehen. Wenn dort wirklich der erste Schuss fällt, droht eine globale Krise.
Wer macht den ersten Schritt und bittet Schröder, im Namen des Friedens der westlichen Welt, auf seinen Freund Putin einzuwirken und das Schlimmste zu verhindern? Warum hat man den Ex-Kanzler nicht längst in Gespräche und diplomatische Missionen mit eingebunden? Man kann von Schröder und seinem Gazprom-Vorsitz denken was man will, man kann über seine Freundschaft und Russland-Treue den Kopf schütteln, aber sollte man diesen „Trumpf“ nicht nutzen, um als Schlichter zu agieren?
Laut Aussagen des Kreml sollen alle Truppen nach dem aktuellen Manöver zwar abgezogen werden – als wäre nichts gewesen – aber das glaubt niemand so recht. Man befürchtet, dass Putin dieses Großmanöver und den Truppen-Aufmarsch nutzen wird, um in der Ukraine einzumarschieren. Doch das werden sich die Amerikaner nicht gefallen lassen. Und was dann droht, kann sich jeder ausmalen. Auch in Belarus trainieren zurzeit Zehntausende russischer Soldaten, genug Männer, um eine Invasion durchzuführen. Auch sollen vom 13.-17. Februar Raketen- und Artillerietest im Schwarzen Meer durchgeführt werden, und zwar genau vor den Küsten der Ukraine. Olaf Scholz wird ja in Kürze nach Moskau reisen, um mit Putin zu sprechen. Vielleicht sollte man Gerhard Schröder in die Gespräche mit einbinden. Ein Alt-Kanzler, den man als Groß-Lobbyist verunglimpft, könnte entscheidend sein, seinen Einfluss gewinnbringend für den Frieden einzusetzen. Vielleicht kann er erfahren, ob Putin einfach nur die Regierung in Kiew stürzen will, um dann seinen Einfluss dort besser geltend zu machen. Und ob das dann ein Grund sein kann, die ganze Welt gegen sich aufzubringen?