Obwohl viele von uns mit Lob geizen, ist ein positives Feedback für uns Menschen besonders wichtig, um motiviert, gut gelaunt und seelisch ausgeglichen zu sein. Dennoch vergessen viele, den/die Gegenüber wertzuschätzen und zu loben, denn vieles, was andere tun, wird als selbstverständlich angesehen. Dabei ist echte Wertschätzung wie das Öl, das den Motor des Lebens am Laufen hält und dem Lobenden und dem/der Gelobten besonders guttut. Anerkennung zu erfahren ist vielen Menschen ungemein wichtig, selbst wenn diese es nicht sagen, und man es selbst gar nicht für so wichtig hält.
Manch einer sagt, dass warme Worte, die von Herzen kommen und ernst gemeint sind, wertvoller als Geld sein können, weil damit ausgedrückt wird, wonach viele von uns streben: Hin und wieder gelobt zu werden, das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden und seine Sache richtig gut zu machen. Denn Bestätigung ist viel wichtiger, als wir es uns selbst eingestehen. Wer nie gelobt wird, zum Beispiel am Arbeitsplatz, dessen Leistung sinkt und er fühlt sich schlecht, glaubt irgendwann, dass man ihn nicht brauche oder nicht wertschätzt. Das kann zu großen psychischen Problemen führen. Neurobiologen wissen, lobende Worte haben einen starken Belohnungseffekt und sie fluten das Gehirn beinahe wie eine leichte Droge. So macht es Sinn, sich auch einmal selbst auf die Schulter zu klopfen, wenn etwas gut gelungen ist.
In einer Studie in Amerika wurden kürzlich 2.500 Schüler:innen im Alter von 5-12 Jahren beobachtet, um herauszufinden, wie das Verhalten bei Lob oder Tadel ist. Bei der Mitarbeit im Klassenzimmer wurde festgestellt, dass Loben wirksamer als Tadeln ist. Dennoch fristet die Kultur des Lebens ein trauriges Schattendasein. Auch in vielen Unternehmen kommt Lob zu kurz, wird zu viel erwartet, ohne dass dafür dem/der Einzelnen genügend Wertschätzung entgegengebracht wird. Die bekannte Autorin und Pädagogin Gretchen Hilbrands sagt dazu: „Wir sind leider nicht darin geübt, auf das Positive zu blicken.“ Sie weiß, wie sehr Menschen unter mangelnder Anerkennung leiden. „Wer nie gelobt wird, fühlt sich tatsächlich wertlos und ungeliebt.“ Das kann, wie bereits gesagt, zu schweren seelischen Leiden führen. Dabei kann man das Loben trainieren, dafür muss man nur verstehen, dass man sich öfter mal überwinden sollte, um Empathie, also Mitgefühl, zu zeigen. „Die Energie positiver Worte kommt wie ein Bumerang zu uns zurück“, so Hilbrands. Wichtig ist es nach Meinung der Pädagogin, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Interesse am Gegenüber zu entwickeln. Doch auch dabei können Fehler gemacht werden, indem man mit Lob um sich schmeißt und dessen Wirkung verschwendet. Indem man beispielsweise jemandem Honig ums Maul schmiert. Man soll nur Loben, wenn auch etwas Lobenswertes ansteht.
Fehlendes Lob kann man selbst ausgleichen, indem man vor dem Spiegel steht und sich dabei selbst auf die Schulter klopft für eine gelungene Aktion oder eine gute Leistung. Auch wenn man mit Humor, Mitgefühl oder Verständnis anderen gegenübergetreten ist, zählt dies zum Loben. Schreiben Sie doch einfach mal eine nette Mail oder SMS oder begegnen Sie Freunden und Kolleg:innen mit dem „Daumen hoch“ oder einem aufmunternden Zwinkern. Das bleibt hängen und vermittelt ein gutes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Wichtig ist zu sagen, was einem gefallen und was einen beeindruckt hat. Dadurch ist die Wirkung eines Lobes umso stärker. Ganz sensiblen Personen ist anzuraten, dass diese Lob sammeln und sich im Hinterkopf oder als gesammelte Nachrichten in Papierform abspeichern, um in schlechten Zeiten davon zu zehren. Das kann dem Selbstwertgefühl einen gehörigen Schub geben, wenn es mal nicht so gut läuft. Als Anmerkung zum Schluss: Man soll ein Lob nicht relativieren und es nicht durch kritische Anmerkungen verwässern. Das tun viele, die sich mit dem Loben schwertun, und so ihre Aussage relativieren wollen. Lieber in der jeweiligen Situation frei heraus aussprechen, was gefallen hat. Offene, ehrliche Wertschätzung kommt bei den Mitmenschen am besten an.