Ein bekanntes Problem: Handy, Kopfhörer und Tablet benötigen unterschiedliche Ladekabel und Netzteile. Oftmals lässt man sein Ladegerät am Flughafen oder Bahnhof liegen und ein neues, teures Ersatzkabel muss her. Das Resultat: Frustration, unnötige Kosten und vermeidbarer Elektroschrott für die Umwelt.
Bislang sind Netzteile in der EU nicht normiert – das heißt jedes neue Gerät kommt mit neuem Stecker. So sieht es die Brüsseler EU-Kommission, die diesbezüglich einen Gesetzvorschlag vorgelegt hat. Dem Vorschlag folgten Versuche, sich mit Konzernen zu einigen. Die Zahl der Ladegeräte wurde reduziert, aber die Lösung sei immer noch nicht zufriedenstellend, erklärte die Kommission. Den Verbrauchern würde durch eine einheitliche Ladebuchse das Leben deutlich einfacher gemacht werden, weil nicht mehr so viele Kabel benötigt werden.
Schon mehr als 10 Jahre hatte die EU-Kommission darauf gesetzt und gewartet, dass die Industriekonzerne freiwillig mitziehen und Kabel normieren, um dem Kabelsalat endlich ein Ende zu bereiten. Schon vor zehn Jahren hatten sich 14 Smartphone-Hersteller auf Druck der Kommission in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Netzteile geeinigt. Nun sollen die Konzerne sich aber auch über eine einheitliche Ladebuchse verständigen.
Apple sträubt sich gegen eine Vereinheitlichung
Doch besonders der Technik-Konzern Apple macht eine einheitliche Lösung mit seinem hauseigenen Lightning-Anschluss schwierig. Anfangs ging es vor allem darum, dass die Geräte mit dem Lightning-Anschluss extrem flach, staub- und wasserdicht gebaut werden konnten. Inzwischen entwickelten sich aber auch wirtschaftliche Gründe, um am Lightning-Kabel festzuhalten. Der Konzern erzielt viele Einnahmen durch das Programm „Made for iPhone/iPad“. Das heißt unter anderem, dass Dritthersteller von Lightning-Kabeln ihre Produkte zertifizieren lassen müssen.
Nun reagiert die EU-Kommission diesbezüglich: Sie möchte den USB-C-Anschluss als Standard vorschreiben. Betroffen wären Smartphones, Tabletts, Kopfhörer, Streaming-Lautsprecher, Kameras und tragbare Spielkonsolen. E-Reader und Lesegeräte sind von dem Vorschlag ausgeschlossen.
Laut EU-Vizepräsidentin Margrethe Vestager haben sie der Industrie genug Zeit gegeben eine Lösung zu entwickeln, um Elektroschrott zu vermeiden.
Darüber hinaus sollen Kunden künftig selbst entscheiden dürfen, ob beim Gerätekauf ein neues Netzteil beiliegen soll, oder auch nicht. Nach Berechnungen der Brüsseler Behörde könnten Verbraucher auf diese Weise jährlich 250 Millionen Euro sparen und ca. 1000 Tonnen Elektroschrott vermeiden.
Umsetzung wird noch dauern
Der vorgelegte Vorschlag muss nun zwischen EU-Parlament und den EU-Staaten besprochen werden. Nach Besprechung sollen nationale Regierungen noch ein Jahr Zeit bekommen, um die neue Regelung in nationales Recht umzusetzen. In der Behörde hieß es auch, dass der Kommissionsvorschlag eine zweijährige Übergangsfrist für die Unternehmen vorsieht. Besonders Druck macht jetzt aber das Parlament, denn es dringt schon seit Jahren auf einheitliche Ladekabel. Ist die Produktion seitens Industrie dann angepasst, sollen die Vorschriften in Kraft treten und 2024 könnte es soweit sein.
Der Vorschlag kommt im Parlament weitestgehend gut an: „Ich freue mich, dass es endlich zu einem EU-Gesetzesvorschlag für die Einführung eines Universalladekabels für Smartphones, Tablets & Co. gekommen ist“, kommentiert EU-Abgeordnete Tilly Metz.
Bis 2024 könnte die Ladekabeldebatte aber eine untergeordnete Rolle spielen. Immer mehr Geräte lassen sich häufiger kabellos laden. Dies könnte aber auch die nächste Baustelle darstellen. Hersteller bieten kabellose Ladegeräte – aber auch hier sind die Standards noch unterschiedlich.