Der US-Kongressabgeordnete Louie Gohmert aus Texas hatte für Verwirrung in der Diskussion um den Klimawandel gesorgt. Nach seiner innovativen Idee ließe sich der Klimawandel durch eine Änderung der Umlaufbahn von Mond und Erde bekämpfen. Notwendig dafür seien Informationen der NASA, des US-Forstamts und des Mondes.
Das Thema Klimawandel und Klimaschutz beschäftig die Menschen seit Jahrzehnten. Inzwischen existieren zahlreiche Theorien, Pläne und Lösungsansätze. Auch der Kongressabgeordnete Louie Gohmert hat eine Idee zur Lösung des globalen Klimaproblems – die Umlaufbahnen von Mond und Erde. Bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus warf er die Frage auf, ob es möglich sei, die Umlaufbahn des Mondes oder der Erde zu ändern, um dem Klimawandel zu begegnen. Das hätte „offensichtlich tiefgreifende Effekte auf unser Klima“, wird Gohmert in einem Bericht des Guardian zitiert.
Doch nicht nur mit seiner ungewöhnlichen Idee sorgte Gohmert für Aufmerksamkeit. Auch die Adressaten seines Anliegens überraschten viele. Er adressierte sein Anliegen nicht etwa an die NASA und das Pentagon, sondern an Jennifer Eberlien, die stellvertretende Leiterin der Nationalen Forstbehörde (National Forest Service), deren schwerste Ausrüstung aus großen Kettensägen bestehe, wie die Washington Post anmerkte.
Ein früherer NASA-Direktor habe ihm gesagt, dass sich die Umlaufbahnen von Mond und Erde änderten, zudem wisse man von nennenswerten Sonnenaktivitäten, führte Gohmert während einer Anhörung des Komitees für natürliche Ressourcen im Repräsentantenhaus am vergangenen Dienstag aus. Die amerikanische Forstbehörde und das Amt für Landmanagement (Bureau of Land Management; BLM) engagierten sich stark in Fragen des Klimawandels, leitete Gohmert seine Frage ein. „Gibt es etwas, das die Nationale Forstbehörde oder das BLM tun können, um die Umlaufbahn des Mondes oder die Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu verändern“, fragte der texanische Abgeordnete.
Die stellvertretende US-Forstamtsleiterin reagierte überrascht. „Wir kommen noch einmal auf Sie zu, Herr Gohmert“, antwortete die Vertreterin der Behörde. Eine ähnliche Frage stellte der Nordkurier dem Leiter des Forstamtes Neubrandenburg, Harald Menning, und erhielt eine ebenso überraschte Reaktion. „Die große Physik und Astronomie bewegen wir nicht, aber wir können mit regionalen Projekten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erklärte der Forstexperte. So lasse sich durch Baumpflanzung zwar nicht an der Umlaufbahn des Mondes und der Erde ändern, aber eine dichte Pflanzendecke und Wald kühlen die Oberfläche der Erde nachweislich ab. Man könne also durchaus für weniger CO2-Emissionen und mehr Abkühlung auf der Erde sorgen, aber richtig interessant werde es laut Menning, wenn es von lokaler auf weltweite Ebene gehe. So gebe es zahlreiche Programme, die sich um mehr Wald auf der Erde bemühen würden. Die Organisation „Plant for the Planet“ schreibt zum Beispiel, dass auf der Welt derzeit 3000 Milliarden Bäume wachsen und noch geeignete Flächen für 1000 Milliarden weitere Bäume vorhanden seien. „Nur durch die Wiederherstellung dieser Wälder werden wir in der Lage sein, den Temperaturanstieg unter 2 Grad zu halten“, erklärte die Umweltorganisation auf ihrer Homepage.
Bei Gohmerts Anliegen stellte sich nicht nur die Frage nach der Umsetzbarkeit und dem tatsächlichen Effekt auf den Klimawandel. Vielmehr wird vermutet, dass hinter der kuriosen Idee ein strategischer Gedanke stecken könnten. Gohmert geht es dabei weniger darum, zu erfahren, ob die Nationale Forstbehörde diese Möglichkeiten hat. Vielmehr will der Abgeordnete wohl suggerieren, dass es sich beim Klimawandel um ein durch natürliche Umstände hervorgerufenes Phänomen handele und nicht in allererster Linie um ein von Menschen verursachtes. Somit wären alle irdischen Klimaschutzmaßnahmen nicht zielführend und von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Doch Menning widerspricht, denn es sieht in den Wäldern und ihrem Aufbau und Erhalt einen enormen Einfluss auf das globale Klima.
Die NASA prüft Gohmerts These derzeit sogar in einem Faktencheck auf ihrer Homepage und prüft, inwiefern die Umlaufbahn das Klima auf der Erde beeinflusst und ob diese die Erderwärmung seit der industriellen Revolution erklären können. Doch das können sie nicht: „Wissenschaftler sind sich sicher, dass der aktuelle globale Temperaturanstieg in erster Linie auf menschliche Aktivitäten – insbesondere auf die direkte Emission von Kohlenstoffdioxid in die Erdatmosphäre durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe – zurückgeht“, hieß es dort.
Ebenso schloss die NASA eine verändernde Sonnenaktivität, die der texanische Kongressabgeordnete als mögliche Ursache für den Klimawandel benannt hatte, aus. Die Erderwärmung in den vergangenen Jahrzehnten sei zu deutlich und der Anstieg zu schnell, um diese mit der verändernden Sonnenaktivität in Verbindung zu bringen.