Eigentlich müsste man zur Wahl im September noch irgendjemand aus dem Hut zaubern, der wirklich für die Kanzlerkandidatur geeignet ist. Denn das, was da derzeit aufgeboten wird, ist allenfalls Mittelmaß und schmale „Hausmannskost“. Es fehlt an allen Ecken und Enden an echtem Profil, an Expertise, Brillanz und Überzeugungskraft. Das angeblich Beste, was wir haben, um ins Kanzlerrennen zu starten, sind neben Armin Laschet noch Annalena Baerbock und Markus Söder. Biedere Politik-Prominenz, die sich in Talkshows zu profilieren sucht und eigentlich nicht das Maß aller Dinge ist. Im Hintergrund dieser drei Protagonisten stehen andere tolle Leute wie Friedrich Merz, Sahra Wagenknecht oder Christian Lindner, denen man zutrauen kann, Deutschland wirklich in eine bessere Zukunft zu manövrieren. Ein Biedermann wie Laschet, der nie richtig auf den Tisch haut, der nie mit Nachdruck beweist, dass er für das Amt brennt, der flackert lediglich wie eine Kerze im Wind. Dass, was eine Führungspersönlichkeit ausmacht, die Handlungs- und Verhandlungssicherheit auf ganz großer Bühne, das geht ihm ab. Der große Staatsmann, mit überzeugender Performance, das ist er nicht. Er ist eher der liebe Herr Laschet, der ein Bundesland wie NRW regieren kann, mehr aber auch nicht!
Ja, die Wahrheit ist hart, wenn es darum geht, dass Deutschland dringend in neues Fahrwasser gelenkt werden muss, und das dafür nur Mittelmaß zur Verfügung steht. Die Grünen-Partei, mit A. Baerbock als Front-Frau, oder die CSU mit dem „Freizeit-Kapitän“ M. Söder (fährt gerne privat Motorboot) oder auch die CDU mit A. Laschet – sie alle versuchen verzweifelt ihren Leader im Amt als Kanzler/in zu installieren, doch der absolute Zuspruch der Menschen im Land fehlt. Über Baerbock ist genügend geschimpft worden, Armin Laschet gibt ein bisschen die Schatten-Eminenz, um dann im richtigen Moment nochmal einen Vorstoß zu wagen. Aufs ganz große politische Parkett, wo er bis dato nur in Europa wirken konnte. Der Rest der Welt dürfte ihn nicht kennen. Das erinnert an einen Ausspruch von Karl Lagerfeld, der auf die Frage nach Heidi Klum als bekanntes Model antwortete: „Die Klum kennen wir in Paris nicht, die ist hier nie gelaufen. Und nebenbei, wer ist diese Heidi Klum überhaupt?“ So ähnlich könnte es Laschet ergehen, wenn Joe Biden, Xi Jinping oder Justin Trudeau mit seinem Namen konfrontiert werden. „Laschet, Armin Laschet, kenne ich nicht!“ Klar, Anfangs ist da die mühsame Kleinarbeit wie Vertrauen aufbauen, Verlässlichkeit beweisen, Kompromisse schließen und Taten folgen lassen. Aber dennoch muss man klare Kante zeigen, muss man das Gesicht einer Nation sein, ein Anführer und klassisches Alpha-Tier. Annalena Baerbock oder Armin Laschet in dieser Rolle zu sehen, wird den meisten schwerfallen.
Wie heißt es so schön: Kanzler sein, das kann nicht jeder. Nicht einmal ein sogenannter Spitzenpolitiker. Das ist die „Todeszone der Politik“, wie Joschka Fischer einst sagte. Doch was müßte ein Mann wie Laschet mitbringen, um die Bundesrepublik als 9. Kanzler durch die Anfänge des 21. Jahrhunderts zu bringen? Mit dem Klimawandel als zentralem Thema, mit einem Europa vor dem ökonomischen und politischen Scheideweg, mit der Zuwanderung in Deutschland, die endlich reguliert werden muss. In den vergangenen sieben Jahrzehnten brauchte es wenig Kanzler, die dann auch wirklich etwas bewirkt haben, die kein Ausfall waren. Adenauer, Brandt, Kohl und Merkel – sie haben trotz Kritik durchgehalten, haben Deutschland zu einer Instanz und Autorität gemacht. Aber jetzt warten neue Herausforderungen, die viel gewaltiger sind. Als Regierungschef eines Bundeslandes mögen sich die beiden Herren Söder und Laschet vielleicht berufen fühlen, doch jetzt ins globale Politik-Geschäft einzusteigen heißt, der Konkurrenz die Stirn zu bieten, dem Zauber des Neuanfangs langfristig Taten folgen zu lassen. Solche, die internationale Anerkennung finden. Hatte doch Laschet unlängst noch festgestellt: „Dieses Land ist in keinem guten Zustand.“ Wohl wahr, doch was kann er dagegen tun, um unser Land neu aufzurichten, die Ära Merkel vergessen zu machen und eine bessere Bilanz hinzulegen? Immerhin gilt es, die Wähler zu überzeugen, dass nach 16 Jahren CDU erneut die CDU regieren soll. Mit einem Plan „für ein innovatives und lebenswertes Deutschland“, wie ihn Laschet und Jens Spahn Anfang des Jahres hingelegt hatten, dürfte es schwer werden. Wer den Klimaschutz im Vorbeigehen abhandeln und ein Klimaschutz-Konzept nur beiläufig in Augenschein nehmen will und mit „Bergmanns-Romantik“ die Parteigenossen und Wähler gewinnen möchte, der kann nicht als Kanzler punkten.