Die EU startet eine Plattform für den digitalen Impfpass. Genesene, Getestete und Geimpfte sollen ab sofort ihre Nachweise digital hinterlegen können. Dafür hat die EU die notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen. Mit dem digitalen Impfpass soll insbesondere das Reisen innerhalb der EU während der Corona-Pandemie vereinfacht werden. Erste Länder setzten das Konzept bereits um – darunter Deutschland.
Die EU-Kommission hat ihre elektronische Plattform für die Überprüfung des Impfstatus gestartet, die zukünftig das Reisen innerhalb der EU erleichtern soll. Wie ein Sprecher sagte, sind die technischen Vorbereitungen für die EU-weite Ausgabe der digital lesbaren Bescheinigungen damit abgeschlossen. Sieben EU-Ländern hätten bereits mit der Ausstellung begonnen, darunter auch Deutschland.
Ab spätestens Anfang Juli wird das digitale Zertifikat in ganz Europa ein Standard-Reisedokument. „Dies ist ein großer Erfolg weit vor der vorgesehenen Zeit, der uns zuversichtlich stimmt, dass das System zum 1. Juli vollständig in Betrieb sein wird“, teilte ein Kommissionssprecher mit. Ihm zufolge geben neben Deutschland auch bereits Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Griechenland, Kroatien und Polen die digitalen Impfzertifikate aus. Andere planen dies laut Kommission erst zu tun, „wenn alle Funktionen landesweit zur Verfügung stehen“.
Bereits im November 2020 trafen sich Gesundheitsexperten der Europäischen Kommission und besprachen, wie die EU-Mitgliedsstaaten zukünftig Impfinformationen digital aggregieren und austauschen können. Ziel war es, „einen interoperablen und standardisierten Impfnachweis für medizinische Zwecke auf den Weg zu bringen“, erklärte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Noch bevor der erste EU-Bürger zum ersten Mal mit dem Covid19-Vakzin geimpft wurde, hatte die Idee des europäischen Impfzertifikats bereits Form angenommen. Rund ein halbes Jahr später kam der offizielle Beschluss der Mitgliedstaaten und des EU-Parlaments, das „digitale grüne Zertifikat“ einzuführen.
Um einen digitalen Impfausweis zu erhalten, müssen die Bürgerinnen und Bürger eine Arztpraxis oder ein Impfzentrum aufsuchen, die das Zertifikat generieren. „Nach Eingabe oder Übernahme der Daten wird ein 2D-Barcode erstellt, den die Nutzer direkt abscannen können oder auf einem Papierausdruck mitbekommen und später einscannen können“, erklärte das BMG. Laut der Gesundheitsbehörde könne der digitale Impfnachweis dann von den Nutzern über eine App (CovPass App oder Corona-Warn-App), die kostenfrei zum Download bereitgestellt wird, auf dem Smartphone gesteuert werden.
In Deutschland laufen seit der vergangenen Woche erste Feldtests mit dem digitalen Impfpass in einigen Impfzentren. Meldungen dazu gab es dazu unter anderem aus Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Es wird getestet, ob Bürgerinnen und Bürger nach einer Impfung den Nachweis mit einer App einscannen können. Dieser soll in der zweiten Jahreshälfte vor allem das Reisen innerhalb der EU-Grenzen erleichtern.
Der Start des bundesweiten digitalen Impfpasses „CovPass“ ist in Deutschland im laufenden zweiten Quartal geplant, also bis Ende Juni. Ab Juli beginnt die Hauptreisezeit in Deutschland, sodass das digitale Impfzertifikat dann bei Reisen kontrolliert werden. Der Nachweis wird laut EU-Kommission nach und nach in verschiedenen deutschen Regionen eingeführt.
Auch EU-weit ist die Einführung des „digitalen grünen Zertifikats“ in Arbeit. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides forderte dazu alle Mitgliedsstaaten auf, in den kommenden Wochen „ihre nationalen Systeme zur Ausstellung, Speicherung und Überprüfung der Zertifikate vollständig fertigzustellen, damit das System rechtzeitig zur Urlaubssaison funktioniert“. Neben Angaben zum Impfstatus soll der QR-Code auch Informationen über Tests oder überstandene Corona-Infektionen enthalten.
Das Zertifikat schaffe die Voraussetzungen dafür, dass die EU-Bürger wieder sicher reisen können, so Kyriakides. Deshalb arbeiten die Mitgliedsstaaten derzeit auf nationaler Ebene an Lösungen für das Zertifikat, die dann über die EU-Plattform zusammengeschaltet werden. Die EU-Ländern können dabei auch Impfstoffe anerkennen, die noch nicht in der EU zugelassen sind.
Ein Vorteil des digitalen Impfpasses: Bei Inhabern des Zertifikats sollen die Mitgliedsstaaten von Quarantäne- und Testpflichten absehen. Doch nur, wenn die epidemiologische Lage dies erlaubt.