In ganz China sind ab jetzt drei Kinder pro Familie erlaubt. Hintergrund ist die letzte Volkszählung, bei der herausgefunden wurde, dass das gesamte Land stark sinkende Geburtenraten verzeichnet und die Gesellschaft altert. Bereits im Jahr 2016 wurde die Ein-Kind-Politik der kommunistischen Regierung abgeschafft.
Die regierende Partei in Peking beschreibt die Abschaffung der seit fünf Jahren laufenden Zwei-Kind-Politik als „Optimierung der Geburtenpolitik“. Der starken Alterung der chinesischen Bevölkerung und der kleinen Anzahl Neugeborener soll entgegengewirkt werden, so Xinhua, die Nachrichtenagentur des Staats und die Propagandazeitung „Global Times“. Der Beschluss zur Drei-Kinder-Politik ist eine schnelle Antwort auf die jüngste Volkszählung des Landes. Bereits drei Wochen nachdem ans Licht kam, dass die Geburtenrate sinkt und dementsprechend die Anzahl der Einwohner*innen bald ebenfalls sinken könnte, reagierte die Politik. Laut der Volkszählung wuchs die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren nur noch um 0,53 Prozent jährlich. Somit kann das Land eine Einwohnerzahl von 1,41 Milliarden verzeichnen. Die Chinesinnen und Chinesen werden außerdem durchschnittliche immer älter und ein Großteil kann nicht mehr arbeiten. Viele Frauen können schon mit 50 bis 55 Jahren in Rente gehen, Männer meistens erst mit 60 Jahren. Das frühe Rentenalter stammt noch aus den 50er Jahren, als die Volksrepublik China von Mao Zedong ausgerufen wurde. Es leben insgesamt 264 Millionen Menschen in dem Land, welche über 60 Jahre alt sind.
Neben der alternden Bevölkerung hat China noch ein weiteres demografisches Problem: der Nachwuchs bleibt aus. Laut einigen Expert*innen ist die „jahrzehntelange Ein-Kind-Politik, die 2015 aufgehoben wurde“, Schuld am baldigen Schrumpfen dieser Zahl, so der Spiegel. Diese Vorschrift wurde nach knapp 36 Jahren abgeschafft, was kurzzeitig zu einem Anstieg der Geburtenrate führte, die aber schnell wieder abflachte. Viele Paare zögern bei der Planung von Kindern aufgrund von enormen Kostensorgen. Der Wohnraum und die Ausbildungen sind zu teuer, weswegen viele chinesische Pärchen nur ein Kind oder sogar keins wollen. „Im Vergleich zu 2019 wurden im vergangenen Jahr sogar 15 Prozent weniger Neugeborene amtlich gemeldet, wie im Februar das Ministerium für öffentliche Sicherheit in Peking berichtet hatte“ so die Zeit. 2020 wurden somit fast zwei Millionen Kinder weniger geboren als im Vorjahr. Die chinesischen Medien beschreiben diese Entwicklung als „alarmierend“, denn auf eine Frau kommen statistisch betrachtet nur noch 1,3 Kinder.
Ning Jizeh, der Leiter vom Nationalen Statistikamt ist besorgt bei der Präsentation der Ergebnisse der Volkszählung, denn „das Bevölkerungswachstum wird sich in Zukunft weiter verlangsamen.“ „Chinas Bevölkerungsanzahl wird in der Zukunft einen Höhepunkt erreichen, aber der genaue Zeitpunkt ist noch ungewiss“, so Jizeh. Einige Expert*innen der Vereinten Nationen vermuten, dass China 2030 den Höhepunkt an Einwohner*innen erreichen wird, anschließend soll die Anzahl sinken. Yi Fuxian, ein Familienplanungsexperte aus der Universität von Wisconsin in den USA behauptet, dass die chinesische Bevölkerung bereits schrumpft. „Ich denke, es begann 2018“, erklärt er der Nachrichtenagentur dpa und zweifelt damit die Glaubwürdigkeit der Volkszählung an. Fuxian sieht auch einen direkten Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, denn „wenn die Zahl der Arbeitskräfte geringer wird, beginnt der Niedergang der Wirtschaft“, wie er beschreibt. „Es wird unmöglich, die USA als größte Volkswirtschaft abzulösen“, auch, da Berufstätige ihre älteren Angehörigen versorgen und zusätzlich sich um ihre Kinder kümmern müssen.
Die Drei-Kind-Politik soll jetzt die demografischen Probleme lösen, welche die vorherigen Reglungen seit den 80ern verursacht haben. Doch, ob das wirklich der richtige Weg ist, wird sich zeigen, da viele Chinesen und Chinesinnen sich bewusst gegen viele Kinder entscheiden, da die Kosten zu hoch sind und sie sich um die eigenen Eltern und womöglich auch noch Großeltern kümmern müssen. Auch der Männerüberschuss und wenig Frauen im heiratswilligen Alter bereitet der Volksrepublik Probleme. Oft wünschten sich Paare einen Sohn und trieben aufgrund der Ein-Kind-Politik den weiblichen Fötus ab oder die weiblichen Babys wurden kurz nach der Geburt getötet.