Biontech erlangte vor allem als erster zugelassener Impfstoff weltweit Bekanntheit. Seit der Gründung 2008 verzeichnet das Unternehmen erstmals Gewinne und erwartet für das kommende Jahr eine Verhundertfachung der Umsätze. Der Grund laut Gründer Sahin: „Vermutlich wird uns Covid-19 noch ein Jahrzehnt lang begleiten“.
Von einem unbekannten Biotechunternehmen zu einem weltweit bekannten Pharmakonzern – Biontech hat sich in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Hoffnungsträger der Welt entwickelt. Das Mainzer Unternehmen liegt ganz vorne im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr hat das deutsche Unternehmen einen Überschuss von 15 Millionen Euro verzeichnen können. Seit ihrer Gründung 2008 ist nun das das erste Jahr, in dem ein Gewinn verbucht werden konnte. Doch damit noch nicht genug. Die Erfolgsgeschichte von Biontech beginnt gerade erst. Während der Umsatz 2019 rund 100 Millionen Euro betrug, rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr mit einem Anstieg auf knapp 10 Milliarden Euro. Damit wird der Umsatz binnen 24 Monaten verhundertfacht.
Der Grund: Biontech hat in Kooperation mit dem amerikanischen Unternehmen Pfizer einen Corona-Impfstoff entwickelt. Das Vakzin wurde Ende letzten Jahres von der amerikanischen sowie den europäischen Behörden als erster Corona-Impfstoff für die Anwendung zugelassen. Mittlerweile sind rund 200 Millionen Dosen davon ausgeliefert worden, zwölf davon in Deutschland. Bis zum Ende dieses Jahres sollen insgesamt 1,4 Milliarden Dosen ausgeliefert werden. „Ein bedeutsames Jahr“ für das Unternehmen, nannte es der Biontech-Vorstandsvorsitzende Ugur Sahin. Auch für die kommenden Monate sagten Sahin und seine Vorstandskolleginnen und -kollegen nur Gutes voraus. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der neuen Produktionsstätte für den Corona-Impfstoff in Marburg. Dort hat Biontech im vergangenen Herbst vom Schweizer Pharmakonzern Novartis einen Teil der traditionsreichen Behring-Werke übernommen und für seine Zwecke umgerüstet. Vergangene Woche hat die Europäische Arzneimittelbehörde die Anlage genehmigt. Mitte April sollen laut Sahin die ersten Impfdosen aus Marburg verimpft werden.
Das Präparat beruht auf einer neuartigen Messenger-RNA-Technik (mRNA-Technik), dessen Patent das Pharmaunternehmen alleine hält. Den Verkauf und die Vermarktung führt das Unternehmen nur in Deutschland und in der Türkei, wo die Familien von Gründer Sahin und seiner Frau Özlem Türeci herkommen. In China ist die einheimische Firma Fosun dafür verantwortlich und Pfizer im Rest der Welt. Doch die Produktion erfolgt gemeinsam in Europa im Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Einnahmen sowie Entwicklungskosten werden zu gleichen Teilen aufgeteilt.
Ein Nachteil des Corona-Vakzins war zunächst die umfangreiche Lagerung bei minus 70 Grad und dass er erst kurz vor der Impfung aufgetaut werden durfte. Doch inzwischen haben die Hersteller nachgewiesen, dass der Impfstoff auch eine zweiwöchige Lagerzeit bei minus 15 Grad verträgt, ohne unbrauchbar zu werden. Damit ist er auch für herkömmliche Apotheken und Arztpraxen geeignet. Das Unternehmen kündigte zudem an, dass im Laufe des Jahres nach den Plänen des Managements auch eine gefriergetrocknete Variante des Impfstoffes dazukommen soll, sodass die Lagerung noch einfacher zu handhaben ist.
Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wirkt laut den Erkenntnissen auch gegen die sich stark ausbreitenden Virusvarianten. Dank der mRNA sind Anpassungen des Vakzins an die Varianten innerhalb weniger Wochen möglich, erklärte der Produktionsvorstand Sean Marrett. Derzeit werde außerdem getestet, inwieweit Schwangere und Kinder den Impfstoff vertragen und ob und wann eine Auffrischung des Impfschutzes notwendig ist. „Wir stellen einen Rückgang der Immunantwort nach etwa sechs Monaten fest“, berichtete Biontech-Chef Sahin und fügte hinzu: „Deshalb glaub ich, dass wir eine Auffrischung brauchen werden. Vermutlich wird uns Covid-19 noch ein Jahrzehnt lang begleiten.“ Doch auch wenn nach sechs Monaten eine Auffrischung nötig ist, so bietet der Impfstoff von Biontech und Pfizer eine Wirksamkeit von 91 Prozent.
Doch die Impfstoff-Entwicklung war nur der Anfang. Der Pharmakonzern beschäftigt sich auch mit der Entwicklung neuartiger Krebsmedikamente. 13 verschiedene Präparate werden derzeit an Patienten erprobt. Am weitesten fortgeschritten ist ein Hautkrebsmittel. „Nach unserem Zeitplan können wir innerhalb der kommenden fünf Jahre mehrere Krebsmittel auf den Markt bringen“, erklärte Sahin.