Prinzessin Latifa, die Tochter von Muhammad bin Raschid Al Maktum, dem Herrscher des Emirats Dubai, hat Mitte Februar erneut Videoaufnahmen veröffentlicht, in welchen sie erklärt, dass ihr Vater sie gefangen hält. Die Videos wurden heimlich von ihr erstellt und verschickt. Freunde und ihr Anwalt veröffentlichten die Aufnahmen, weil sie seit längerem kein Lebenszeichen von Latifa bekommen haben.
Auf Nachfrage des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen erklärte ihre Familie, dass sie von zuhause aus von medizinischem Personal verpflegt werde: „Sie erholt sich weiter, und wir sind hoffnungsvoll, dass sie zu einer angemessenen Zeit wieder ins öffentliche Leben zurückkehren wird“, so eine Mitteilung der Herrscherfamilie an den BBC. Im Jahr 2018 versuchte die Prinzessin mithilfe ihrer finnischen Trainerin und der des ehemaligen französischen Spions Christian Elombo nach Indien und anschließend in die USA zu fliehen. Dafür fuhr sie mit einem Jetski auf eine nahegelegene Yacht. Doch einige Tage später wurde die Yacht von der indischen Küstenwache gekentert und vermummte Männer schleppten die Prinzessin aus ihrer Kabine zurück nach Dubai. Seit dem Fluchtversuch gilt sie als vermisst und hatte keinerlei öffentliche Auftritte mehr, bis zu den Video-Hilferufen vor einigen Wochen, die vom BBC ausgestrahlt wurden. In den Aufnahmen erklärt Latifa, dass sie entführt wurde und „in einer Villa wie in einem Gefängnis festgehalten“ werde, so das ZDF. Sie erklärt: „Draußen stehen fünf Polizisten und zwei Polizistinnen sind im Haus“, und „jeden Tag sorge ich mich um mein Leben und meine Sicherheit. Ich weiß nicht, ob ich die Situation überlebe.“ Sie beschreibt den Emir von Dubai als „das Böse in Person“. Im Jahr 2000 versuchte bereits ihre ältere Schwester Shamsa Al Maktum vor ihrem Vater zu fliehen. Im gemeinsamen Urlaub in England lief sie weg, doch auch sie wurde nach einigen Wochen wiedergefunden und zurück nach Dubai gebracht. Anschließend verbrachte sie acht Jahre im Gefängnis. Latifa probiert sich auch für die Überprüfung der Entführung ihrer Schwester stark zu machen und ließ einen handgeschriebenen Brief über einen Freund der britischen Regierung zukommen. Sie hofft dem Fall „Aufmerksamkeit zu schenken, weil es ihr helfen könnte, ihre Freiheit wiederzuerlangen.“ Schamsa wurde nach ihrem Gefängnisaufenthalt nicht mehr gesehen.
Letztes Jahr ließ sich die sechste Ehefrau von Latifas Vater scheiden, nachdem sie gemeinsam mit ihren zwei Kindern nach London geflohen war. Prinzessin Haya von Jordanien, die Tochter des ehemaligen jordanischen Königs Hussein, klagte den Scheich wegen Belästigung, Folter und Entführung an. Außerdem stellte sie einen Antrag auf „Schutz vor Zwangsverheiratung“, so der Spiegel. Das britische Gericht gab ihr Recht und ließ sich von ihr auch bestätigen, dass der Emir eine Entführung seiner Tochter Latifa anordnen ließ.
Im Jahr 2018 besuchte Mary Robinson, die ehemalige Präsidentin Irlands und ehemalige hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, die Herrschaftsfamilie in Dubai. Von ihrem Besuch tauchten auch einige Fotos mit Prinzessin Latifa auf, was wenigstens als Lebenszeichen gedeutet werden konnte. Robinson äußerte sich kürzlich über das Abendessen mit der Familie und beschreibt es als ihren „größten Fehler“ nicht bemerkt zu haben, in was für einer Situation sich Latifa befindet. Sie erkannte damals, dass die Prinzessin eine „mit Problemen belastete junge Frau“ war, doch mehr nicht. Mary Robinson erklärt, dass ihr beim Besuch gesagt wurde, Latifa hätte eine bipolare Störung. Mittlerweile erachtet die Irin ihr Verhalten als „naiv“ und glaube der Prinzessin „zu 100 Prozent“.
Muhammad bin Raschid Al Maktum wurde in Dubai geboren und ist seit 2006 der Herrscher des Emirats und Vizepräsident, Premierminister und Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Fall Latifa, der Fall ihrer Schwester und der Fall von Prinzessin Haya machen einem die großen Schattenseiten des Emirats bewusst. Dubai gilt allgemein als hochmodernes, luxuriöses und bei Tourist*innen beliebtes Emirat, doch die Regierung verletzt seit Jahrzehnten immens die Menschenrechte, sogar die der Töchter und Frauen des Herrschers.