Das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ erntet weltweit Kritik für die Karikatur ihrer letzten Ausgabe: Es zeigt die Queen von England, die Herzogin Meghan Markles Hals mit dem Knie auf den Boden drückt. Hierbei handelt es sich um eine Anspielung auf das Interview, das Meghan und ihr Ehemann Prinz Harry vor kurzer Zeit der Moderatorin Oprah Winfrey im US-amerikanischen Fernsehen gegeben haben. Gleichzeitig erinnert die Darstellung auf dem Cover auch an den brutalen Mord an Georg Floyd im Mai letzten Jahres.
„Warum Meghan Buckingham verlassen hat“, steht auf der Titelseite der neusten Ausgabe von Charlie Hebdo. „Weil ich nicht atmen konnte“ lautet die Antwort in einer Sprechblase, die aus Meghans Mund kommt. Die Zeichnung bezieht sich auf den Fall von George Floyd, dem schwarzen US-Amerikaner, der letztes Jahr durch einen Polizisten ermordet wurde. Er drückte ihn acht Minuten und 46 Sekunden lang mit dem Knie auf den Hals in den Boden. Dabei erklärte Floyd unter Einsatz seiner letzten Kräfte, dass er nicht mehr atmen könne. Trotzdem hörte der Polizist nicht auf. Daraufhin brachen weltweit Massenproteste aus, die in den USA gewaltsam niedergeschlagen wurden. Die Bewegung nutze George Floyds letzte Worte: „I can’t breathe“ als Parole. Auf dem Cover des Magazins sind aber nicht George Floyd und ein Polizist abgebildet, sondern die Queen und die farbige Gattin ihres Enkels, Herzogin Meghan.
Im Interview mit Oprah berichteten sie und Harry über ihren Bruch mit der Königsfamilie, ihre Flucht in die USA und über Rassismus im britischen Establishment. Die Herzogin und ehemalige Schauspielerin berichtet über Suizidgedanken: „Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein“, während sie mit ihrem Sohn Archie schwanger war. Sie hatte keinen Pass mehr, keinen Führerschein und auch keine Schlüssel: „Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen“, erklärt sie. Harry und Meghan berichteten, dass sich die Königsfamilie darüber ausgetauscht hat „wie dunkel die Hautfarbe“ ihres Kindes wohl werden wird. Die beiden bekamen von keinen Mitgliedern des Palastes Unterstützung. Auch nicht im Kampf gegen die rassistische Berichterstattung über die beiden. Nach dem Interview solidarisierten sich weltweit viele mit dem Ehepaar, so auch ehemalige First-Lady, Michelle Obama: „Für Nicht-Weiße ist Rasse kein neues Konstrukt. Von Meghans Gefühlen dazu zu hören, war also keine komplette Überraschung.“ Obama betont die Wichtigkeit von Familie und wünschte Meghan Vergebung und Klarheit.
Der Vorwurf gegen das Satiremagazin Charlie Hebdo und die Karikatur auf der Titelseite: Rassismus wird nicht ernstgenommen. Halima Begum, die Geschäftsführerin eines britischen Anti-Rassismus Thinktanks schrieb auf Twitter: „Die Queen als George Floyds Mörderin, die Meghans Hals zerquetscht? (…) Das verschiebt keine Grenzen, es bringt niemanden zum Lachen oder prangert Rassismus an. Es entwürdigt die Probleme und beleidigt auf der ganzen Linie.“ Enes Kanter, ein türkischer NBA-Profi bezeichnete das Bild als „Terrorismus“ und erklärte, dass hier „Unterdrückung und Ungerechtigkeit für eine Pointe auf die leichte Schulter“ genommen werde. „Rassismus ist keine freie Rede“, so Kanter. Doch die Meinungen gehen weit auseinander. So schrieb Assita Kanko, die schwarze belgische Europa-Politikerin: „Für mich ist das okay Charlie Hebdo, also mach weiter“. Sie erklärt, dass Satire eben „manchmal geschmackvoll, manchmal geschmacklos“ sei. Die britische Königsfamilie hat sich bisher weder zu dem Interview mit Oprah, noch zu dem Cover geäußert. Auch Meghan und Harry hielten sich bisher bedeckt, was die Karikatur angeht.
Am 7. Januar 2015 wurde das Satiremagazin Ziel eines islamistischen Terroranschlags, bei welchem Terroristen die Redaktion stürmten. Insgesamt wurden 12 Menschen ermordet. Begründet wurde der Anschlag mit der Tatsache, dass die Zeitung eine Karikatur des Propheten Mohammed gedruckt hatte. Mit dem Satz „Je suis Charlie“, zu deutsch „Ich bin Charlie“, solidarisierten sich weltweit Millionen von Menschen mit dem Magazin. Die überlebenden Kolleg*innen versprachen, sich auch nach dem Attentat nicht zum Schweigen bringen zu lassen und veröffentlichen weiterhin grenzwertige Karikaturen.