Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat gleich sechs Minister aus seinem Kabinett ausgetauscht. Das hängt vor allem mit der Corona Pandemie zusammen, denn Brasilien hat weiterhin stark mit den Folgen des Virus zu kämpfen. Auch eine neue Mutante wurde in dem südamerikanischen Land gefunden, die Ärzt*innen weltweit Sorge bereitet.
Der Außenminister Brasiliens, Ernesto Araújo, verließ Ende März seinen Posten in der Regierung. Gefolgt vom Minister für Justiz und Verteidigung Fernando Azevedo. Beide gaben selber ihren Abtritt bekannt, kurz bevor Bolsonaro weitere Veränderungen im Kabinett publik machte. Besonders Araújo galt allgemein „als treuer Gefolgsmann Bolsonaros“, so die Tagesschau. Der ehemalige Außenminister wurde vor allem wegen seiner Politik im Bezug zum Corona-Virus stark kritisiert. Auch von einigen Parlamentariern wurde seine mangelhafte Handhabe der Impfkampagne stark verurteilt, sodass auch sie seinen Abgang verlangten. Seine Kritiker*innen werfen ihm vor, dass es ihm nicht gelungen sei „seinem Land zusätzliche Impfstofflieferungen aus China und den USA zu sichern“, so der Spiegel. Er galt allgemeinhin als folgsamer Unterstützer des Präsidenten und fiel auf mit konservativen und rechten Aussagen über die „Klimawandel-Ideologie“ und über die „Gender-Ideologie“, wie er es nennt.
Der abgedankte Verteidigungsminister hingegen wurde wenig kritisiert, weswegen sein Amtsrücktritt für viele überraschend kam. Er erklärte nach der Verkündung, er war Bolsonaro immer loyal: „Ich gehe mit dieser Gewissheit: Auftrag erfüllt.“ Seinen Gesundheitsminister tauschte der Präsident bereits Mitte März aus, zum vierten Mal in seiner Amtszeit. Marcelo Queiroga ist immerhin Mediziner und neuer Gesundheitsminister. Brasilien leidet extrem unter dem Corona-Virus. Täglich sterben dort so viele Menschen an den Folgen von Covid-19 wie in keinem anderen Land. Bolsonaro spielt seit Ausbruch des Virus die von ihm ausgehende Gefahr runter, weswegen bisher 300.000 Brasilianer und Brasilianerinnen ihr Leben lassen mussten. Infiziert haben sich mehr als 12,2 Millionen. Nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland werden die Infektionszahlen teilweise von Journalist*innen selber nach recherchiert, da sie dem Gesundheitsministerium nicht trauen.
Die hohen Fallzahlen in Brasilien sind auch der neuen Mutation des Virus geschuldet, die Manaus-Mutante oder kurz die Mutation P1. Diese Mutation kann, nach dem momentanen Forschungsstand, auch Menschen anstecken, die bereits eine Corona-Infektion hatten. Eric Feigl-Ding, ein Epidemologe aus den USA, warnt:“ Die Welt hat das schreckliche Potential von P.1 noch gar nicht begriffen.“ Er beschreibt die Mutation aus Brasilien als „eine Bedrohung für die globale Gesundheit.“ Der biologische Mathematiker Dr. Roberto Kraenkel am Covid-19 Brazil Observatory, erklärt der Washington Post: „Das ist eine Atombombe“. Er warnt ebenfalls: „Diese Varianten sind ansteckender und dies bedeutet eine beschleunigte Phase in der Pandemie. Es ist ein Desaster.“ Er befürchtet, dass die Pandemie nicht beendet werden kann, solange es weltweit unkontrollierte Ausbrüche gibt. „In Ländern wie Brasilien, in denen es praktisch keine Einschränkungen gibt, können ständig neue Mutationen entstehen“. Das Gesundheitssystem in Brasilien hat längst keinen Kollaps erlitten und ist bereits auf Hilfe aus anderen Ländern angewiesen.
Auch in Deutschland bereitet die Virusmutation P.1 große Sorgen, denn sie soll um 120 Prozent ansteckender sein als der ursprüngliche Erreger. Kanzleramtsminister Helge Braun erklärt: „Wenn jetzt parallel zum Impfen die Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff.“ Das bedeutet, dass ein neuer Impfstoff hermuss und der Impfprozess wieder von vorne beginnen würde.
Die P.1 Mutation macht „rund die Hälfte der Neuinfektionen in Brasilien aus“, so das ZDF. Die Manaus-Mutation ähnelt der südafrikanischen Mutation B.1.351 sehr stark. In einer Studie der Universität Oxford wurde herausgefunden, dass Biontech und Astrazeneca besser gegen die P.1 Mutation wirken als gegen die aus Südafrika. Trotzdem fanden die Forscher*innen auch heraus, dass die Impfstoffe die „P.1-Variante weniger effizient neutralisieren als die der Ursprungsform von Sars-Cov-2“, so das ZDF. Die P.1 Mutation tauchte in Deutschland erstmals im Januar auf und konnte anschließend nur vereinzelt nachgewiesen werden.