Der sogenannte „Grüne Pass“ oder das „Grüne Abzeichen“ soll geimpften und genesenen Bürgern und Bürgerinnen Israels verschiedene Privilegien gewährleisten. Sei es ein Besuch im Kino oder im Schwimmbad oder eine Reise ohne eine anschließende Quarantäne. Auch das Fitnessstudio darf von Israelis mit Grünem Pass besucht werden. Der geimpfte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte es selbst vor und stemmte vergangene Woche die ersten Hanteln in einer Fernsehübertragung. „Das Grüne Abzeichen wird das Land allmählich öffnen, bitte nutzt es“, so Netanjahu.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung des Landes ist bereits geimpft und kann den Pass nutzen. Diese 3,2 Millionen Menschen können sich eine App des Gesundheitsministeriums runterladen, welche die einzelnen Impfdaten der Bürger*innen gespeichert hat. Mindestens eine Woche nach der Impfung kann in der App ein Barcode abgerufen werden, der vor dem Besuch der einzelnen Örtlichkeiten gescannt werden kann. Damit will die Regierung die Wirtschaft im Land wieder antreiben, aber auch junge Israelis dazu motivieren sich impfen zu lassen. Die Impfbereitschaft unter den jüngeren Generationen des Landes ist noch sehr gering, doch die Botschaft von Netanjahu ist eindeutig: „Geht impfen!“ Um mehr Menschen dazu zu bewegen sich die Impfdosen von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca abzuholen, will die Regierung die Gelegenheiten dazu „quasi im Vorbeigehen“ schaffen, so der Spiegel. So können die Bürgerinnen und Bürger sich beispielsweise im Möbelhaus Ikea impfen lassen. Auch die Reisefreiheit soll mithilfe der Impfung wiederhergestellt werden. Verreisen soll demnach ohne Quarantäne möglich sein. „Mit Griechenland und Zypern hat Israel außerdem schon entsprechende gegenseitige Reiseabkommen geschlossen“, so die Tagesschau. Die Grenzen Israels bleiben allerdings bis zum 6. März für alle geschlossen.
Bis jetzt können sich alle Israelis ab 16 Jahren impfen lassen. Wann die Kinder geimpft werden können ist bislang noch nicht klar. Damit beschäftigt sich das Gesundheitsministerium momentan sehr eingehend, denn Kinder machen immerhin 2,8 Millionen von den knapp 9 Millionen Einwohner*innen aus. Gerade die Corona-Fälle bei den unter 16-Jährigen sind „um vierhundert Prozent im Vergleich zu den zwei vorherigen Monaten angestiegen“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Vermutlich liegt das an den mutierten Viren. „Wir sind noch nicht über den Berg“, erklärt Hezi Levi, der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums. Laut Angaben des Ministeriums werden nach der zweiten Impfung in rund 99 Prozent Fälle schwere Krankheitsverläufe abgewehrt. Zu fast 96 Prozent wurde laut Angaben der Regierung außerdem eine Erkrankung mit dem Coronavirus verhindert. Hesi Levy zeigt sich sichtlich stolz über die Ergebnisse und Folgen des Impfstoffs: „Wir sind das erste Land der Welt, das die Wirkung des Corona-Impfstoffs in der realen klinischen Welt nachweisen konnte.“ Die gesammelten Daten und Studien werden an Biontech/Pfizer weitergeleitet, welche dadurch den Nutzen und die Wirkung ihrer Impfdosen immer besser einschätzen können. Oft wird kritisiert, dass das Unternehmen auch wirtschaftlich stark davon profitiere, was aber den meisten Israelis nichts auszumachen scheint. „Sie empfinden die Weitergabe der gesammelten Informationen in anonymisierter Form oft als Pflicht und Ehre“, so der Tagesspiegel. Der mögliche Missbrauch von Daten führt in dem Land eher nicht zu Diskussionen, die Weitergabe von Information wird als eine Art Hilfeleistung angesehen.
Der Lockdown wird in Israel künftig auch für Nicht-Geimpfte gelockert. Einige Geschäfte, Einkaufszentren, Museen und Bibliotheken dürfen unter Einhaltung der Maskenpflicht und den Abstandsreglungen wieder öffnen. Das gilt allerdings nur für die Gegenden, in denen die Infektionszahlen gering sind und die Impfraten hoch. Falls die Impfrate in einem Bezirk auf siebzig Prozent oder mehr fällt, darf außerdem der Präsenzunterricht für die fünfte, sechste, elfte und zwölfte Klasse wieder stattfinden. Mittelschüler sind dabei noch nicht vorgesehen, was bei vielen Eltern auf protestierende Stimmen traf. Sie kritisieren, dass die Öffnung von Einkaufszentren anscheinend wichtiger sei als die gesamte Öffnung der Bildungseinrichtungen. Daraufhin versicherte der Gesundheitsminister Juli Edelstein, dass alle Schulen ab Anfang März wieder Präsenzunterricht anbieten dürften.