Daimler will mit seiner LKW bzw. Nutzfahrzeugsparte noch in diesem Jahr an die Börse gehen und damit geschätzte 34 Milliarden Euro über den Aktienverkauf einnehmen. Daimler-Chef Ola Källenius will mit diesem Husaren-Streich nicht nur für einen historischen Moment im Unternehmen sorgen, sondern auch Mercedes-Benz in zwei eigenständige Sparten für Autos und Vans aufteilen. Ein ambitionierter Plan, den die Alt- Aktionäre und der Aufsichtsrat des Konzerns bereits abgesegnet haben. Für das Jahr 2021 kann man somit mit einem der größten und bedeutendsten Börsengänge am Börsenplatz Frankfurt rechnen. Ein Mega-Deal, der Källenius zu einer Daimler-Ikone wird aufsteigen lassen. Er hat intern die Aufgabe, den Börsenwert von Daimler zu erhöhen, etwas was seinem Vorgänger Dieter Zetsche nie gelungen ist. Der Rest der Welt rüstet wirtschaftlich kontinuierlich auf und so würde ein 2. Börsengang von Mercedes mit der LKW-Sparte präventiv gegen Übernahmeabsichten beispielsweise aus China fungieren. Mit einer verbesserten Marktkapitalisierung und einem solideren Börsenwert würde Daimler deutliche Zeichen setzen können.
Seit Jahren drängen die die Investoren um große Investment-Fonds wie Union Investment darauf, das dominante Autogeschäft bei Mercedes von dem der LKW und Busse zu trennen, weil das Geschäft zu unterschiedlich sei und keinerlei Synergieeffekte erzielt werden könnten. Bei den Autos von Mercedes geht es vorrangig beispielsweise um Design und Funktionalität, während beim LKW-Verkauf der Preis bestimmend ist. Einen Truck kaufen Unternehmen, weil sie den brauchen, da muss die Rentabilität stimmen, ein PKW wird nach Optik, Imagefaktor und Klasse gehandelt. Deshalb macht es Sinn, dass zukünftig die beiden Sparten unabhängig voneinander agieren und auch investieren können. Außerdem hat Daimler mit den Trucks noch einiges aufzuholen, ist es doch in all den Jahren nie gelungen, eine Umsatzrendite von mehr als 8 Prozent einzufahren, obwohl das auf der Unternehmensagenda immer ganz oben stand. Zuletzt lag diese Rendite bei 2 Prozent – viel zu wenig, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Nun hätte die Truck AG die Chance, mit eigenem Management die Ziele neu zu stecken und die Ausgaben neu zu strukturieren. Damit sollen Wachstum und auch Kooperationen gezielter vorangetrieben werden, wie Daimlers Vorstandschef betont.
Ein Börsengang und ein IPO (Initial Public Offering) nach dem 3. Quartal wird für die Aktionäre auf der ganzen Welt ein Highlight werden, denn gerade in den USA werden Daimler Trucks bevorzugt gekauft und die größten Gewinne resultieren beim LKW-Geschäft aus Übersee. Dort sind viele Sympathisanten, die Anteilsscheine vom Konzern erwerben werden. Es ist auch dringend notwendig, dass der Börsengang ein Erfolg wird, hat der Konzernumbau zuletzt etwa 700 Millionen Euro gekostet – dieses Geld soll nun wieder hereingeholt werden. Mit geplanten 34 Milliarden Aktien-Erlösen sollte das also kein Problem sein. Für die Verantwortlichen ist klar, dass Daimler die Gunst der Stunde zum vermeintlichen Ende der Corona-Pandemie nutzen muss, um das IPO zum richtigen Zeitpunkt innerhalb der weltweiten „Aufbruchstimmung“ durchzuführen. Die Kapitalanleger sind zahlreich vorhanden, und die Stimmung wird sich weiter bessern. Außerdem ziehe die Nachfrage nach Lastwagen nach dem zyklischen Abschwung zum Herbst dieses Jahres spätestens wieder an, mutmaßen die Kapitalmarktexperten. „Bei Daimler-Trucks profitieren wir von der zunehmenden Erholung des US-Marktes, und in unserem europäischen Geschäft sehen wir die positiven Auswirkungen der neuen Effizienzmaßnahmen,“ kommentierte Källenius zuletzt die Resultate des LKW-Geschäftes. Das Geschäft in Brasilien und in Europa allerdings ist deutlich verbesserungswürdig, weil es kaum Gewinne abwirft, wie von Konzern-Seite zu hören ist. Aus diesem Grund hat Daimler Benz im Management nachgebessert und die Ex-Scania-Chefin Karin Radström aus Schweden angeheuert, um die Kernmarke Mercedes Benz-LKW in besseres Fahrwasser zu manövrieren. Scania gehört zu den Hauptkonkurrenten bei Trucks in Europa und könnte durch den Abgang von Radström in seiner Position geschwächt werden. Außerdem hat die neue schwedische Chefin noch zusätzlich die Aufgabe, die gesamte Truck-Flotte bis Ende 2039 klimaneutral zu stellen. Gelingt das, wäre es ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte von Daimler-Trucks, welche zum Ende des 3. Quartals dieses Jahres ihren erfolgreichen Anfang haben soll.