Kurz nach der Festnahme und Verurteilung des Kreml-Kritikers, veröffentlichten seine Mitstreiter neue Korruptionsvorwürfe gegen die russische Regierung. Es geht um einen privaten Palast des russischen Präsidenten und seiner Familie am Schwarzen Meer. Laut der Recherchen ist das Gelände größer als Monaco und durch enge Vertraute Putins finanziert worden sein.
Der Kreml-Gegner Alexej Nawalny wurde unmittelbar nach seiner Ankunft in Moskau festgenommen und kurz darauf in einem improvisierten Gerichtszimmer in einer Polizeiwache zu 30 Tagen Haft verurteilt wurde. Der Vorwurf: Verstoß gegen Meldeauflagen. Während der Kreml-Kritiker seine Strafe im Untersuchungsgefängnis in Moskau absitzt, haben seine Mitarbeiter auf dem Blog ein neues Video mit Recherchen zu Amtsmissbrauch und Hinterziehung öffentlicher Gelder in Russland publiziert.
Dieses Mal richten sich die Vorwürfe direkt gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der sich angeblich einen Luxus-Palast der Superlative in Gelendschik an der Schwarzmeerküste habe bauen lassen. In dem Video „Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung“ wird in einem knapp zwei Stunden langen Beitrag des geheime Luxuspalastes thematisiert. Darin wirft er dem russischen Staatsoberhaupt vor, sich für 100 Milliarden Rubel (umgerechnet 1,1 Milliarden Euro) sein eigenes „Königreich“ gebaut zu haben.
Das Gelände des „teuersten Palastes der Welt“ umfasst insgesamt 7.800 Hektar und sei damit 39-mal größer als Monaco, hieß es in dem Video. Das Gelände befände sich im Besitz des Inlandsgeheimdienstes FSB, doch der eigentliche Besitzer des Anwesens sei Putin. Neben einem Eishockey-Stadion und Weinbergen umfasst das Gelände eine Kirche, ein Amphitheater, ein Casino, ein Teehaus, einen Hubschrauberlandeplatz und einen Tunnel zum Strand. „Sieht aus wie das Eigenheim irgendeines Drogenbarons in den Tropen“, schrieb der Oppositionelle Ilja Jaschin auf Twitter. „Aber nein, es ist der geheime Palast des russischen Präsidenten.“ Nawalny selbst spricht von dem „Putin-Palast“ als „Staat im Staat“. In diesem gebe es „einen einzigen und unersetzlichen Zaren – Putin“. Der Kreml-Gegner warf dem russischen Präsidenten vor, „besessen von Reichtum und Luxus“ zu sein.
In den sozialen Netzwerken sorgten das Video und die Fotos für Empörung. Einige User wiesen darauf hin, dass die Durchschnittseinkommen in Russland umgerechnet nur einige Hundert Euro betragen und die Renten teilweise nur knapp 200 Euro. Doch der russische Präsident lässt sich einen Luxuspalast in Milliardenhöhe bauen. In dem Video hieß es, der „Putin-Palast“ sei durch enge Vertraute des Präsidenten finanziert worden – unter anderem durch den Chef des Ölkonzerns Rosneft, Igor Setschin, und den Milliardär Gennadi Timtschenko.
Auch Nawalnys Sprecherin, Kira Jarmysch, meldete sich zu Wort. Die Recherchen hätten sie wütend gemacht, teilt sie via Twitter mit. „Putin bestiehlt mein Land, sperrt meine Freunde ein, er ist ein Mörder“. Eigentlich hatte Nawalny geplant nach seiner Rückkehr nach Moskau die Recherche selbst zu präsentieren, so Jarmysch. Doch durch die sofortige Festnahme sei dies nicht möglich gewesen. Das Video zu den Korruptionsvorwürfen wurde während seines Aufenthalts in Deutschland gefilmt. Doch es wurde „ausgemacht, dass wir diese Recherche erst veröffentlichen, wenn ich wieder in Moskau bin, damit ihr wichtigster Held nicht glaubt, wir haben Angst vor ihm“, erklärte Nawalny zu Beginn des Videos.
Kreml-Sprecher, Dmitri Peskow, wies alle Anschuldigungen in dem Video zurück. Putin habe keinen Palast in Gelendschik. „Wir haben schon vor vielen Jahren erklärt, dass Putin keine Paläste hat“, sagte Peskow und fügte hinzu, man habe keine Angst vor weiteren Protesten. Man werde aber überprüfen, ob Nawalny „zu etwas Ungesetzlichem“ aufgerufen habe. Damit spielt der Kreml-Sprecher auf den Appell am Ende des Videos an. Darin wandte sich Nawalny direkt an seine Anhänger: „Unsere Zukunft liegt in unserer Hand. Schweigt nicht!“
Laut dem Politologen, Alexander Kynew, habe Nawalny mit dem Video seinen Einsatz erhöht. „Die Situation bewegt sich vorwärts, auf eine Art Höhepunkt zu, wie der ausfallen wird, können wir nicht sagen.“