Anfang Dezember haben Experten und Expertinnen der Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen die Gefahr, die von Cannabis und Haschisch ausgehen soll, herabgestuft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das bereits seit einiger Zeit empfohlen. Die Abstimmung in der Kommission war sehr knapp und fiel mit 27 zu 25 Stimmen für die Herabsetzung aus. Doch allein die neue Einschätzung der Droge ist noch kein Schritt Richtung endgültiger Legalisierung.
Vor der Abstimmung war die Gefahr, die von Cannabis ausgeht, von der UN in die höchste Kategorie einsortiert worden. In der Kategorie IV wurde Marihuana gleichgesetzt mit Drogen wie Heroin oder Crystal Meth. Jetzt befindet sich die Droge in einer niedrigeren Untergruppe, „gemeinsam mit Kokain und Methadon“, wie die ZEIT berichtet. Bei dieser Gruppe handelt es sich weiterhin um Drogen, bei denen der Verkauf und der Besitz streng kontrolliert werden. Laut Experten und Expertinnen stellt diese neue niedrigere Kategorisierung einen kleinen Schritt in Richtung internationaler Lockerung dar. „Die Entscheidung der Vereinten Nationen könnte die langjährige Dämonisierung von Cannabis teilweise heilen“, hofft Stephan Kramer, Geschäftsführer von Heyday, einem Cannabis-Unternehmen. Mit seiner Firma „importiert, lagert und vertreibt“ er Cannabis-Blüten, die anschließend für medizinische Zwecke weiterverwendet werden, wie die Deutsche Welle berichtet. „Cannabis war bisher klassifiziert als Pflanze ohne jeglichen medizinischen Nutzen. Die Neubewertung öffnet nun neue Türen“, erklärt er. Auch Jürgen Neumeyer, Mitglied des Branchenverbands der Cannabiswirtschaft, steckt große Hoffnung in die Nutzung von Cannabis im medizinischen Bereich: „Nach diesem internationalen Impuls erwarten wir weltweit Erleichterungen im Umgang mit Medizincannabis, Dies begrüßen wir sehr, da Importeure, Anbauer und Distributoren in Zukunft mit weniger bürokratischen Hürden rechnen können.“
An der Drogenkonvention der Vereinten Nationen haben sich allerdings bereits einige Länder schon seit längerem nicht mehr orientiert. Kanada und Uruguay haben seit einigen Jahren den Genuss von Cannabis nicht mehr unter Strafen gestellt. In Uruguay kann man eine begrenze Menge an Marihuana ohne Rezept in der Apotheke bekommen. In Portugal wurden alle Drogen entkriminalisiert, sodass unter anderem Cannabis, Kokain oder Ecstasy in geringen Mengen konsumiert werden dürfen. Alfredo Pascual, Analyst des Nachrichtenmagazins Marihuana Business Daily, erklärt der Deutschen Welle, dass es von den Vereinten Nationen wohl kaum möglich gewesen wäre Cannabis „ganz von der Liste zu streichen“, denn das „hätte keine Mehrheit gefunden“. Er erklärt: „Cannabis ist nicht so gefährlich, wie bisher behauptet. Die Zeiten haben sich geändert. Wir wissen nun besser, was Cannabis ist und dass es eben auch einen medizinischen Nutzen hat.“ Die Expert*innen hoffen, dass mehr in Studien investiert wird, die sich mit der medizinischen Wirkung von Marihuana auseinandersetzen. „Die Anerkennung auf UN-Ebene macht jetzt den Weg frei für Unternehmen, die bisher eher zurückhaltend bei dem Thema waren“, vermutet Stephan Kramer von Heyday. Bisher wurde die Wirkung nur in Einzelfallstudien erforscht, nicht in groß angelegten kontrollierten Studien.
In Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert, ob der Genuss von Cannabis legalisiert werden soll. Hierzulande ist es zwar erlaubt Cannabis an sich zu konsumieren, aber der Erwerb, der Verkauf und der Anbau sind verboten. Bei Verstoß kann es zu Geldstrafen oder bis zu fünf Jahren Haft kommen. Wer nur eine geringe Menge besitzt wird oft nicht bestraft. Was unter einer geringen Menge verstanden wird regelt allerdings jedes Bundesland selber. So beläuft es sich in den meisten Bundesländern auf sechs Gramm, in NRW sind es bis zu zehn und in der Hauptstadt 15 Gramm. Doch bis zur völligen Legalisierung und Endstigmatisierung dauert es in Deutschland wohl noch. „Deutschland ist eines der konservativeren Länder, was Arzneimittelsicherheit, Patientensicherheit und Konsumentensicherheit angeht“, erklärt Finn Hänsel, Mitglied des Start-Ups Sanity Group, eines der größten Cannabis-Unternehmen in Europa. Das Berliner Unternehmen entwickelt medizinische Produkte mit Cannabidiol. Cannabidiol oder kurz CBD stellt einen der hundert Wirkstoff der Cannabispflanze dar. „Anders als THC, das bekannteste Cannabinoid, hat CBD keine berauschende Wirkung und fällt damit nicht unter das Betäubungsmittelgesetzt“, wie n-tv schreibt. Doch die deutsche Politik braucht, um sich mit der Wirkung der Hanfpflanze anzufreunden. So stellen sich vor allem Afd und Union quer, auch wenn es um die gesundheitliche Wirkung von Cannabis geht.