Die Regierung verlängert die Kaufprämie für E-Autos und die Käufer danken es: Die Verkaufszahlen schießen in die Höhe und auch die Autoindustrie freut sich mitten in der Coronakrise.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat dafür gesorgt, dass die Autos mit Elektro-Antrieb noch attraktiver werden. Er spricht von einer „wirklichen Perspektive“. So werden drei Milliarden Euro freigegeben, um die Autoindustrie mit ihren Stromern ins Blickfeld der Kunden lenken. Wo vorher noch Zweifel dominierten bei den langen Ladezeiten, den wenigen Ladestationen oder der Reichweite, gibt es jetzt eine neu informierte Käuferschicht. Sie wissen, dass Elektro-Autos nicht öfter in Flammen aufgehen als Benziner oder Diesel, sie wissen auch, dass die Gesamtbilanz der Emissionen bei den Verbrennern durchaus sehr viel schlechter ist als bei den batteriebetriebenen Fahrzeugen und dass sich die Ladezeiten deutlich verbessert haben.
Die Verkaufszahlen von Elektroautos wachsen rasant, um ganze 365 Prozent sind die Neuzulassungen für E-Fahrzeuge im Oktober 2020 im Vergleich zu Oktober 2019 gestiegen. Schon im September war der prozentuale Zuwachs bei den Neuzulassungen beträchtlich und lag bei 260 Prozent. Mit Geld lässt sich also tatsächlich sehr viel Regeln – auch die Bedenken und vorherige Zurückhaltung der Kunden scheint sich mit der Kaufprämie zu zerschlagen. So wurden im Oktober ca. 23.000 E-Autos zugelassen und 115.000 Benziner. Die Tendenz ist steigend bei Stromern. Die Anreize für die Kunden sind sehr großzügig: bis zu 9.000 Euro Zuschuss von Staat und Herstellern gibt es derzeit auf Elektroautos mit einem Preis bis 40.000 Euro. Zudem wurde die Kaufprämie bis ins das Jahr 2025 verlängert. Ursprünglich sollte sie schon 2021 auslaufen. Der Staat fördert nicht nur den Kauf der E-Autos, sondern auch die so wichtige Infrastruktur. Denn die Wallbox muss gekauft, eingebaut und angeschlossen werden, damit die E-Autos auch direkt an der Wohnung oder im eigenen Haus aufgeladen werden können. Ab dem 24. November fördert die Regierung den Kauf und die Installation mit 900 Euro.
Bisher ist der Trend für den Kauf von Elektro-Fahrzeugen vor allem bei PKWs zu beobachten. Doch die Bundesregierung möchte auch bei Transportern und LKWs erreichen, dass diese in Zukunft mit Hybrid- oder Elektroantrieb gekauft werden. Gerade bei Unternehmen mit großer Diesel-Transporter-Flotte können die Kaufprämie ein relevanter Anreiz sein. Auch städtische Unternehmen wie die Müllabfuhr oder die Fuhrparks von Feuerwehren und Krankenwagen haben die Chance, ihre Flotten umweltfreundlich zu erneuern. Dafür sind 500 Millionen Euro vorgesehen. Die Regierung gibt dabei vor, dass die erneuerten Fahrzeuge die Euro VI-Norm erfüllen müssen.
Zudem soll mit einer Milliarde Euro ein sogenannter „Zukunftsfonds Automobilindustrie“ aufgelegt werden, um die meist mittelständischen Zulieferer bei ihrem nötigen Strukturwandel zu begleiten. Treiber für diesen Fonds waren die SPD und die IG Metall.
Ab nächstem Jahr wird über die Abgasnorm Euro 7 debattiert, Experten haben sehr strenge Grenzwerte vorgeschlagen. Somit würden die Ansprüche für Verbrenner sehr weit nach oben geschraubt werden. Doch Panikmache ist hier nicht angesagt. Auch wenn eine europäische Expertengruppe namens „Advisory Group on Vehicle Emission Standards“ etwas anderes behauptet. So sollen laut ihrer Studie im Jahr 2025 sehr starke Einbrüche beim Verkauf von Verbrenner-PKWs geben, sobald die neue Abgasnorm Euro 7 in Kraft tritt. In über 66 Seiten spielt die Studie verschiedene Szenarien zur Neugestaltungen der nächsten Abgasnorm durch. Die Studie basiert auf Tests verschiedener Pkw der Abgasnormen Euro 6d-temp und 6d.
Ziel der neuen Abgasnorm: das umwelt- und gesundheitsschädliche Stickoxid soll weniger ausgestoßen werden durch neue Antriebe und Diesel-Fahrverbote.
Doch die Krise, von welcher die Autoindustrie spricht, ist zum großen Teil selbstverschuldet und nicht nur Corona zuzuschieben. Die deutschen Autobauer sind zu träge bei Weiterentwicklung des Elektro-Autos gewesen und haben zu lange an Benzin- und Dieselbetriebenen Motoren gehangen. Die Autolobby zeigt sich mit der Kaufprämie sehr zufrieden, denn die Fördersätze gelten nicht nur für reine Stromer, sondern auch für Hybrid-Autos.
Doch Umweltschutzverbände sind von dieser Lösung nicht angetan. Schließlich halten sie die Förderung der Hybride für nicht klimaschützend. Peter Altmaier meint deshalb leicht genervt: „Ja – wir werden auch Plugin-Hybride fördern, allerdings wollen wir eine etwas ehrgeizigere Lösung bei der Reichweite der Batterien haben.“ Und Altmaier hat in jedem Fall recht. Denn Hybride sind eher dem Marketing nach Stromer und Benziner in einem – in der Realität schaffen sie meist nicht einmal 100 Kilometer ohne Kraftstoff nachzutanken und auf Benzinmotor umzuspringen. Das ist nicht Ziel der Sache. Ein Hybrid macht Sinn, wenn er auch als Stromer eine angemessene Reichweite vorweisen kann. Es liegt in der Natur dieses Produkts, dass die Fahrer im Durchschnitt nur 18 Prozent ihrer Fahrkilometer elektrisch fahren. Das kommt dem Namen Hybrid nicht gleich.
Und Altmeier betont: „Mit dem heutigen Abend schaffen wir eine wirkliche Perspektive, dass die Autoindustrie in Deutschland ihre bislang schwerste Herausforderung meistern kann.“ Cem Özdemir (Grüne) meint, dass „Hybrid muss aus der Schmuddelecke raus.“ Denn schließlich sei die Bereitschaft der Deutschen da, in die Elektromobilität zu investieren. Dafür muss die Bundesregierung nun den richtigen Rahmen schaffen. Umweltministerin Svenja Schulze erklärt dazu: „Wir wollen den Weg aus der Wirtschaftskrise verbinden mit dem Weg aus der Klimakrise. Wir setzen einen Akzent mit der Innovationsprämie und das wirkt heute.“