Das chinesische Unternehmen SVOLT Energy Technology kündigt den Bau seiner ersten europäischen Batteriefabrik in Deutschland an. Bis Ende 2023 ist eine Investition von 2 Milliarden Euro geplant.
Das chinesische High-Tech-Unternehmen SVOLT Energy Technology will eine Fabrik für die Herstellung von Batterien für Elektroautos im Saarland bauen. Die geplante Investitionssumme beträgt 2 Milliarden Euro. Das Projekt umfasst die Errichtung einer Anlage in der saarländischen Gemeinde Überherrn, die bereits Ende 2023 betriebsbereit sein wird.
Das Unternehmen wollte von der wachsenden Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland, der Heimat von BMW, Mercedes und Volkswagen, profitieren. Für seine hochmoderne Zellfabrik will SVOLT mindestens 2.000 Personen beschäftigen. Die Produktionskapazität in der Fabrik soll 24 GWh betragen. Zum Vergleich: die Produktionskapazität der Gigafactory in Grünheide von Elon Musk wird sogar 35 GWh betragen. In der Fabrik sollen Batteriezellen, Module und Batterie-Packs gefertigt und entwickelt werden. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sagte, für das Saarland sei dies „das größte industrielle Investitionsprojekt seit der Eröffnung des Ford-Werks in Saarlouis vor einem halben Jahrhundert“.
Somit wird in Überherrn schon in drei Jahren mit der Batteriezellfertigung begonnen. Für Ende 2021 ist dort der Baubeginn vorgesehen, wohingegen der Produktionsort für die Modul- und Packfabrik in Heusweiler starten Mitte 2022 starten soll. Für dieses Großprojekt arbeitet das saarländische Wirtschaftsministerium mit der Strukturholding Saar GmbH und SVOLT zusammen. So könnten durch diese Produktionsstätte fast eine halbe Million E-Autos mit Batterien versorgt werden.
Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlands, ist euphorisch: „Das Auto ist im Saarland eine der zentralen Stützen des Industriestandortes. Wir setzen auf ein nachhaltiges und innovatives Mobilitätskonzept – so sichern wir Arbeitsplätze, die Attraktivität des Saarlandes als Lebens- und Arbeitsraum und sorgen dafür, unsere Spitzenposition als Auto-Land zu halten. Die Ansiedlung von SVOLT ist deshalb ein riesiger Erfolg für das Saarland.“
Und auch Hongxin Yang, Präsident und General Manager von SVOLT, bekundet seine Zufriedenheit: „Für SVOLT als globales Hightech-Unternehmen für E-Mobilität sind die europäische Autoindustrie sowie der wachsende Markt für erneuerbare Energien von großer strategischer Bedeutung. Das Saarland haben wir aus vielfältigen Gründen als unseren ersten europäischen Produktionsstandort für Highend-Produkte gewählt: Es liegt nicht nur im Zentrum Europas, sondern repräsentiert für die Automobilindustrie auch eine Region für Innovation und Technik.“ Und weiter: „Wir haben mittlerweile viele Aufträge von europäischen Kunden und eine hohe Nachfrage nach Zellen. Deswegen haben wir uns entschieden unser erstes Werk in Europa in Deutschland zu bauen“, erklärt CEO Hongxin Yang.
SVOLT Energy Technology ist ein Platzhirsch in der Batterieproduktion: es gehört zu den global größten Hi-Tech-Unternehmen zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, Batteriesystemen für Elektrofahrzeuge und Energiespeichersystemen. Doch die Expansionspläne des chinesischen Unternehmens gehen noch weiter: fünf weitere Giga-Fabriken sind in verschiedenen Ländern geplant. So stellt der Batterieersteller sicher, dass sich seine Fabriken in der Nähe von Autokonzernen befinden, um lange Transportwege zu vermeiden.
Hongxin Yang hat dabei auch Neuentwicklungen im Gepäck: eine kobaltfreie Batterie, die 15 Jahre lang betrieben werden kann und 1,2 Millionen Kilometer zurücklegt.
Fakt ist: Deutschland baut sich langsam aber sicher um zu einer Nation der Elektromobilität: schon ganze sechs Giga-Fabriken befinden sich im Bau. Das Projekt SVOLT erinnert auch an einen anderen chinesischen Riesen, Contemporary Amperex Technology (CATL), der seine Lithium-Ionen-Batteriefabrik in Erfurt erbauen lässt. CATL ist dabei eine strategische Partnerschaft mit Mercedes-Benz eingegangen, um die Transformation des Autobauers zur CO2-Neutralität zu beschleunigen.
Die neue industrielle Revolution hat einen gemeinsamen Nenner: Elektromobilität mit Lithium-Ionen-Batterien. Tatsächlich ist es absolut notwendig, den Energieverbrauch und die Umweltschäden einzudämmen. Investitionen und Forschungen werden auf der ganzen Welt betrieben, um energieeffizientere Fahrzeuge wie Elektroautos zu entwickeln. Heute wird mehr als die Hälfte aller weltweit verkauften Elektroautos in China gekauft, dem Land, das den Batteriemarkt dominiert. Die Herausforderung für Europa besteht daher darin, wettbewerbsfähig zu bleiben – insbesondere gegenüber den USA und China – in einem Bereich, der inzwischen zu einem der Schlüsselbereiche für die ökologische Wende geworden ist.
So lanciert die Europäische Union 2017 den Plan der European Battery Alliance (EBA), einer Allianz zur Herstellung wettbewerbsfähiger und nachhaltiger Batterien „made in Europe“. Unter den europäischen Herstellern haben sich das schwedische Start-up-Unternehmen Northvolt und der Volkswagen-Konzern zusammengeschlossen, um ihre Batteriefabrik in Wolfsburg zu bauen. Das Hauptziel des EBU (European Battery Union)-Konsortiums ist es, die wichtigsten asiatischen Konkurrenten herauszufordern. Hier ist die Aufholjagd seitens Europas im vollen Gange. Noch sind derzeit acht von zehn Batteriezellen koreanisch oder chinesisch, doch aller Voraussicht nach wird sich das bald ändern. Volkswagen-Chef Herbert Diess räumte ein, dass die deutschen Autozulieferer „zu zögerlich“ seien, in die Batterietechnologie zu investieren.
Doch es ist sicher, dass der Strukturwandel – wenn auch verspätet – in Deutschland längst eingesetzt hat. Die großen Autohersteller wie Volkswagen, Daimler, BMW, aber auch Ford und Opel arbeiten jetzt mit Vehemenz an dem Ausbau ihrer E-Flotte.