Jetzt ist es passiert: Diego Amando Maradona ist nach einem wilden und aufregenden Leben, mit vielen Höhen und Tiefen – sportlich wie privat – plötzlich, aber vorhersehbar, in dieser Woche an einem Herzinfarkt verstorben. Jahrelange Alkohol- und Drogensucht, bevorzugt Kokain-Konsum, Übergewicht, psychische Probleme und ein insgesamt ungünstiger Lebenswandel haben dazu geführt, dass der ehemalige Star-Kicker plötzlich und dennoch unerwartet von heute auf morgen verstorben ist. Sein Herz, das bereits in der Vergangenheit durch 2 Infarkte geschwächt war, wollte und konnte wohl einfach nicht mehr, zumal Anfang November auch noch eine geplatzte Hirnarterie zu einem Schlaganfall geführt hatte, von dem er sich gerade erst ein bisschen erholt hatte.
Er war mehr als ein Fußball-Star, er war in seinem Land eine Ikone, ein Ideal und Vorbild für Millionen von Jugendlichen und auch Erwachsenen, die ihn bewunderten und verehrten wie sonst nur den Papst in Rom. Diego Maradona, geboren im Oktober 1960, und mit 20 Jahren bereits zum Fußballer des Jahres gekürt, hatte für sein Land 1986 die Fußball- Weltmeisterschaft gewonnen und seinerzeit mit einem spektakulärem Hand-Tor („die Hand Gottes“) die ganze Fußball-Welt auf sich aufmerksam gemacht. Überall wo er auftauchte, egal ob auf dem Spielfeld oder in privater Mission, jubelten ihm die Massen zu. In Italien, wo er beim SSC Neapel, in der Hochburg der Mafia, einen Vertrag unterschrieben hatte, wurde Maradona dem Papst in Rom gleichgesetzt. Die religiösen Italiener feierten ihren Diego als Messias und fußballerischen Heilsbringer. Nach jedem Heimspiel trugen ihn die Fans auf Schultern aus dem Stadion. Der 1,65 m kleine Starstürmer faszinierte die Massen und vergoldete seinen Ruhm wie kaum ein anderer.
Nach seiner Karriere als Fußballer versuchte er sich als Trainer und Teammanager, aber die Erfolge bleiben bescheiden. Dafür hatte Maradona einfach zu viel von den schönen Seiten des Lebens und dessen Versuchungen gekostet, so dass er mehrfach Entziehungskuren vom Kokainkonsum unternahm und verzweifelt versuchte, vom Alkohol loszukommen. Aber mit Millionen auf dem Konto und viel freier Zeit fiel es ihm offenbar nicht leicht, seine Freizeit sinnvoll und mit Bedacht zu genießen, sondern er verfiel den Drogen, dem Zigarrenkonsum und dem Wiskey. Das rächte sich über die Jahre, so dass mehr und mehr seine Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wurde. Selbst sein Idol, Fidel Castro, der kubanische Präsident, schaffte es nicht ihn von den Drogen zu befreien. Er lud ihn zwar zu Entziehungskuren in feinste kubanische Sanatorien ein, aber Maradona blieb unbelehrbar. Und wie sich nun zeigte, wurde ihm das dann zum Verhängnis. Ein hoher Preis, den er für Frauen, Spaß, Alkohol und Drogen bezahlen musste.
In Argentinien, seiner Heimat, wurde jetzt eine 3-tägige Staatstrauer ausgerufen, um seiner zu gedenken. Die südamerikanische Nation weint, wie es heißt, seit Maradonas Todesmeldung die Runde machte. „Diego ist ewig“ schrieb sein legendärer Nachfolger Lionel Messi, und auch sonst ist die gesamte Fußballwelt bestürzt über den frühen Tod des 60-jährigen. Eine Legende, ein Gigant aber auch ein Genie zwischen Koks und Größenwahn. Das passiert, wenn man wie Maradona in ärmlichen Verhältnissen in Villa Fiorito (Buenos Aires) in Argentinien aufwächst, zu acht in einem großen Bett schlafen muss, weil sonst kein Platz ist, und dann plötzlich zum gefeierten Helden mit viel Geld wird. Da kann es durchaus passieren, dass man die Bodenhaftung verliert. Andere Beispiele wie das von George Best oder Paul Gascoigne, die als berühmte Fußballer ihr Leben durch Alkohol und Drogen verwirkt haben, gibt es genügend. Allein das viele Geld und ein Gefühl von Unsterblichkeit macht diese Leute offensichtlich zu Hasardeuren, die die Kerze ihres Lebens an beiden Enden gleichzeitig anzünden. Dann kommt es beinahe zwangsläufig zu Dramen wie dem um Diego Maradona. Obwohl dieser bereits 1991 zu 15 Monaten von der Fifa gesperrt war wegen Drogenkonsums, machte er Jahre und Jahrzehnte weiter mit dem Missbrauch. Auch die Misserfolge als Trainer der argentinischen Nationalmannschaft und als Trainer zweier Liga-Vereine nagten an seinem Selbstvertrauen, was er wie viele andere mit Alkohol und Drogen kompensieren wollte. Die Angst seiner Fans, dass er irgendwann sterben könnte, war wohl allgegenwärtig, denn immer berichteten sämtliche argentinische Zeitungen, wenn etwas Bedeutendes um seine Person vorgefallen war. Nun ist für den „gottgleichen Diego Maradona“ der letzte Vorhang gefallen und Pelé bemerkte dazu in einer Trauernachricht: „Ich habe einen Freund verloren und die Welt eine Legende. Eines Tages, hoffe ich, werden wir im Himmel zusammen Fußball spielen.“