Das soziale Netzwerk Facebook macht es den Apps Tinder, Bumble, OkCupid und Co. nach und führt eine neue Dating-Funktion ein. Auch in Europa soll das Feature nun starten. Wie es funktioniert, was der Unterschied zu den anderen online Dating-Portalen ist und warum Datenschützer*innen nur den Kopf schütteln können.
Ursprünglich sollte Dating über Facebook in Europa schon zum Valentinstag diesen Jahres möglich gewesen sein. Doch die irischen Behörden sträubten sich gegen die Einführung der Flirt-Option, da sie datenschutzrechtlich nicht genügend geprüft war. Ende Oktober war es dann aber endlich soweit und Facebook konnte in 32 europäischen Ländern mit ihrer neuen Funktion durchstarten. Damit Facebook Dating genutzt werden kann, müssen die User und Userinnen über 18 Jahre alt sein. Die Funktion kann bis jetzt nur über die Facebook-App für iOS Geräte und über die Android Version erreicht werden. Dort wird dann ein separates Profil angelegt woraufhin die App potenzielle Dating-Partner aufgrund von eigenen Angaben und bereits bestehendem „Wissen der Plattform“ vorschlägt, wie der Spiegel schreibt. Das soziale Netzwerk fragt beispielsweise nach dem Alter, Größe, dem Arbeitgeber und danach welche Partner*innen gesucht werden. Dabei können verschiedenste Angaben gemacht werden: Es kann beispielsweise lediglich nach Chatpartner*innen gesucht werden, nach Freundschaften oder auch nach einer langfristigen Beziehung. Fotos können entweder vom Facebook-Profil verwendet oder aus dem Fotoalbum vom Handy hochgeladen werden. Der Dating-Account ist nur für User*innen sichtbar, die ebenfalls die Dating-Funktion nutzen. Facebook-Freund*innen werden nicht als potenzielle Matches angezeigt, außer wenn sie als „heimlicher Schwarm“ gekennzeichnet werden. Ein heimlicher Schwarm erfährt nur davon, wenn es dahingehend eine gegenseitige Übereinstimmung gibt. Aufgrund der Corona-Pandemie bietet Facebook Dates per Videokonferenz an. Die User*innen können auch Stories hochladen, um Einblicke aus ihrem Alltag zu liefern.
Die Produktmanagerin der Dating-Funktion Kate Orseth sorgt aber für Bedenken, indem sie erklärt, „dass Facebook Daten zur Aktivität im Datingbereich auch dazu verwenden kann, die Werbeanzeigen anderswo auf der Plattform des Onlinenetzwerks zu personalisieren“, so der Spiegel. In Irland wurde die Funktion grundlegend untersucht und Facebook legte der zuständigen Behörde einige Dokumente vorab vor. Die Untersuchung ergab, dass die Dating-Option der EU-Datenschutzgrundverordnung entspreche. Facebook versicherte außerdem, dass sie jeder Beschwerde von Nutzer*innen bezüglich der Dating-Funktion nachgehen werde. Außerdem ist es möglich andere Accounts zu blockieren und zu melden. Fotos und Videos können sich die Chatpartner*innen nicht senden, jedoch können sie ihren Instagram Account mit dem Dating-Bereich verbinden. Auf dem regulären Facebook-Account werden keine Informationen über die Nutzung des Dating-Portals preisgegeben.
Die Idee für eine Dating-Funktion auf Facebook hatte Mark Zuckerberg bereits im Jahr 2018. Noch im gleichen Jahr gab es Testversionen in Kolumbien, Kanada und Thailand. Gustav Theile von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zweifelt allerdings an, dass die Dating-Funktion große Erfolge feiern wird: „Die Plattform Facebook ist in vielen westlichen Ländern unter jüngeren Menschen, die eher zum Online-Dating neigen, schlicht nicht mehr relevant. Inwieweit die Älteren allen Datenschutzbedenken zum Trotz dort nach Partnern suchen, bleibt abzuwarten.“ Er merkt an, dass Facebook vermehrt in „Entwicklungs- und Schwellenländer[n]“ genutzt wird. Die Frage bleibt offen, ob die Dating-Option dort zu den Vorstellungen und Ideen übers Dating passt.
Auch die bereits acht Jahre alte Dating-App Tinder führt aufgrund der Pandemie die Option ein, sein Match online in einem Videochat zu treffen. Beide Match-Partner*innen müssen die Option zum Video-Call aktivieren und dann kann ein Anruf getätigt werden. Die Videofunktion kann auch jeder Zeit wieder ausgesetzt werden, „sodass nicht genehmigte Personen“ keinen Anruf mehr unternehmen können, so das Technikmagazin Chip.
Ob Facebook-Dating die Monopolstellung von Tinder oder Bumble wirklich angreifen wird, bleibt fraglich, da das soziale Netzwerk generell unter seinen jüngeren Nutzer*innen stark an Beliebtheit verloren hat. Auch datenschutzrechtlich hat sich Facebook nicht gerade mit Ruhm bekleckert, weswegen viele User und Userinnen wohl eher auf die Dating-Funktion verzichten werden. Zumal mittlerweile jeder begriffen hat, dass Facebook die Usernamen und -profile zweckentfremdet und zu eigenen Werbezwecken vermarktet – also an Dritte weiterverkauft. Dieses ist der US-Regierung beispielsweise schon lange ein Dorn im Auge, zumal Google, Facebook und Amazon ihre Monopolstellung in der digitalen Welt ungestört nutzen, um Milliarden damit zu verdienen, ohne dass der einzelne User davon etwas mitbekommt.