Die SPD tut alles, um Olaf Scholz an die Macht zu bringen. Dafür mobilisiert die Partei drei mächtige Strategen aus den eigenen Reihen, um die Klatsche von 2017 vergessen zu machen. Damals war Scholz bereits auf dem Weg an die Macht, als ihm Martin Schulz aber ein Bein stellte. Allerdings verschwand Schulz schnell wieder in der Versenkung, während Olaf Scholz als Bundesfinanzminister auf seine Chance wartet, endlich Kanzler zu werden.
Olaf Scholz will die Kanzlerin beerben – dafür lässt er drei Parteigenossen mit Wolfgang Schmidt, Staatssekretär im Finanzministerium, Carsten Schneider, 1. Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundesfraktion und auch Lars Klingbeil, SPD-Generalsekretär für sich eine Strategie ausarbeiten, die ihn ganz nach oben bringen soll. Nun steht diese Strategie und sie heißt: Mit der Frage nach „mehr Staat oder mehr Markt“ wollen sie gegen die Union im Wahlkampf antreten. Dabei muss das Wahlprogramm so geschneidert sein, dass man „Links“ genug steht, um die eigenen Genossen zu begeistern, allerdings mit Rücksicht auf die Sicht der Bevölkerung, wo ein zu starker Linksdrall nicht gut ankäme. Mit einer Handvoll guter Investitionsprogramme. Die zentrale im Wahlkampf wird für die SPD sein, welche Rolle der Staat zukünftig spielen soll, wie man das Allgemeinwohl weiterentwickeln kann und welche Jobs der Zukunft am besten sind.
Im Kampf um die Gunst der Wähler wollen Scholz und seine Mannen einen Wahlkampf konzipieren, der polarisiert. Dabei soll es um Arbeitsplätze, die Wirtschaft und das Thema Gesundheit gehen. Erstaunlicherweise wird der Klimaschutz und eine Identitätspolitik nach Vorstellung der Grünen im Lande nicht im Vordergrund der Strategie stehen. Die SPD sieht sich in der Rolle, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Arbeitsplätze und Unternehmen einzudämmen. Dafür hat die Partei sieben Arbeitsgruppen mit u.a. Parteichefin Saskia Esken, SPD-Vize Kevin Kühnert und Arbeitsminister Hubertus Heil eingesetzt. Diese sind für die Bereiche „Innovation und Fortschritt“, „Daseinsvorsorge“ oder auch „nachhaltige Wirtschaft und gute Arbeit“ zuständig. Das Wahlprogramm soll später so umgesetzt werden, dass das anvisierte Sparprogramm der Bundesregierung mit einer Schuldenbremse, die derzeit ausgesetzt ist, dann zeitnah realisiert werden kann. Doch wie will man das verwirklichen? Wird es die befürchteten Steuererhöhungen geben, mit z.B. der Vermögensabgabe, bei der Vermögende und Besserverdienende ihren Beitrag leisten? Saskia Esken hatte derartige Pläne bereits öffentlich gemacht. Auf der anderen Seite stehen soziale Einschnitte für die Normalbevölkerung, auch für Geringverdiener und die Mittelschicht.
Der Weg ins Kanzleramt wird noch weit sein, liegt die SPD derzeit etwa bei 18% Wählerzuspruch, also knapp vor den Grünen. Scholz will, wie er sagt, bis zur Bundestagswahl „deutlich mehr als 20 Prozent“ holen. Aber mal ehrlich: Das Erreichen der 20%-Marke wäre sicherlich ein Erfolg für die Genossen. Noch haben sie Zeit, Boden gut zu machen gegenüber den anderen Kandidaten, die von CDU/CSU oder SPD und Grüne erst nächstes Jahr ins Rennen geschickt werden sollen. Friedrich Merz sei, wie Olaf Scholz sagt, sein Lieblings-Konkurrent um den Kampf zur Macht. Scholz sieht sich als Mann des Staates, während Merz als Markt-Mensch mit wirtschaftlichen Interessen gesehen wird. Also der passende Gegenkandidat, der genau in die Wahlkampf-Strategie der SPD passt. Eben nach dem Motto: Staat oder Markt. Aber so einfach wird es nicht werden für Olaf Scholz, lauern noch andere Spitzenkandidaten wir Markus Söder oder Jens Spahn, die sich beide ebenfalls große Chancen ausrechnen im Gerangel um die Macht im Staat. Das, was man vor Monaten nicht für möglich gehalten hat, ist nun Realität: Scholz hat tatsächlich wieder die Chance, Kanzlerin Merkel zu beerben, und die Genossen wieder ins politische Rampenlicht zu führen. Nach Lars Klingbeil gibt es eine neue Geschlossenheit in der Partei, die vor einem Jahr undenkbar gewesen wäre. Scholz jedenfalls will beweisen, dass die SPD mit einem eher konservativen Kandidaten und einer linken Parteiführung eine Bundestagswahl gewinnen kann. Mit dem bereits aufgelegten Investitionsprogramm und der Verstärkung durch das Konjunkturprogramm sehen die Sozialdemokraten ihre Chance in der nächsten Zukunft. Ob sie mit dieser Einschätzung richtig liegen, entscheiden am Ende die Wähler.