Das Bundesland Bayern hat eine befristete Maskenpflicht für den Schulunterricht eingeführt. Ab der fünften Klasse sollen die Schüler und Schülerinnen nun mit Maske in den Klassenräumen sitzen. Die Regel gilt auch für die Lehrkräfte und ist vorerst für die ersten neun Tage bestimmt, damit das Infektionsrisiko von Schüler*innen, die von Reisen zurückgekehrt sind, eingedämmt wird. Doch ist das Übertragungsrisiko bei Kindern und Jugendlichen überhaupt so hoch, dass eine Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände nötig ist?
Bayerns Kulturminister Michael Piazolo erklärte, dass Schüler und Schülerinnen, die das Tragen einer Maske verweigern, nicht am Unterricht teilnehmen dürfen. Bei einem Corona-Ausbruch werden Schulen weiterhin geöffnet bleiben, falls „das Ausbruchsgeschehen lokal sehr genau eingrenzbar sei“, so die Süddeutsche Zeitung. Damit die Ausbreitung des Coronavirus auch auf dem Weg zur Schule möglichst kleingehalten wird, werden vom Land Bayern mehr Schulbusse zur Verfügung gestellt. Die Kosten dafür sollen vom Freistaat selber getragen werden. Nach Meinung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder solle in Städten, in denen die Schüler und Schülerinnen mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Schule kommen, über einen gestaffelten Unterrichtsbeginn diskutiert werden. Auch die Lehrer und Lehrerinnen aus Bayern begrüßen die Vorschläge der Landesregierung. Walburga Krefting, die Verbands-Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrverbände, erklärt: „Wir brauchen so viel Sicherheit und so viel Unterricht wie möglich.“ Der bayerische Landesschülersprecher Joshua Grasmüller beteuert, dass auch die Schüler*innen die Vorsicht befürworten. Anders als in Bayern endet ab September in Nordrhein-Westfalen die Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden und berufsbildenden Schulen, so der WDR. Das Tragen der Maske ist weiterhin auf den Fluren der Schulgebäude vorgeschrieben. Auch in Berlin besteht eine Maskenpflicht auf den Gängen des Schulgebäudes, aber nicht im Unterricht oder auf dem Schulhof. Das Bundesland hatte außerdem zum Schulbeginn Anfang August rund 300.000 Mund-Nasen-Masken für verschiedene Schulen bereitgestellt, damit kein Kind nach Hause geschickt werden muss, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Die Meinungen zu der Maskenpflicht in Schulen gehen weit auseinander. Der WDR hat einige Schüler*innen interviewt, die sich selber für das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ausgesprochen haben. Sie werden weiterhin freiwillig Masken tragen, auch im Unterricht, damit sie vorerkrankte Mitschüler*innen und Lehrkräfte schützten können. Im Klassenraum sei es schwierig die anderen Abstandsreglungen einzuhalten und daher befürworten sie die Masken. Der Präsident des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, begrüßt ebenfalls eine Maskenpflicht, aber für die Lehrkräfte. Er befürchtet, dass Lehrerinnen und Lehrer zu sogenannten „Superspreadern“ werden können, also eine große Anzahl an Schüler*innen anstecken, da sie oft in kleinen Räumen vor der gesamten Klasse stehen.
Ob gerade Kinder oft am Covid-19 Virus erkranken und lange ansteckend sind, ist bislang noch relativ unklar. Eine neue Studie aus Südkorea bestätigt allerdings, dass bei Kindern und Jugendlichen „auch ohne Anzeichen einer Erkrankung“ zwei Wochen lang das Virus nachgewiesen werden konnte, so die Welt. Ob sie auch tatsächlich so lange ansteckend sind wird durch die Studie nicht beantwortet. Eine weitere Forschung aus Großbritannien bestätigt, dass „weniger als ein Prozent aller mit Covid-19 ins Krankenhaus eingelieferten Patienten“ ein Alter von unter 19 Jahren aufwiesen. Auch in Deutschland sind bis Ende August nur drei Patient*innen gestorben, die unter 19 Jahre alt waren. Bei Kindern und Jugendlichen ist es also schwierig zu erkennen, ob sie infiziert sind oder nicht, da die Symptome oft gering ausfallen oder gar nicht zu erkennen sind. Der alleinige Weg zu bemerken, ob es sich wirklich um eine Corona-Infektion handelt, sind also Tests, die allerdings teuer sind.
Demnach ist es also unklar, wie stark Kinder und Jugendliche das Covid-19 Virus wirklich verbreiten. Körperlich sind sie selber oft nicht so gefährdet, wie ihre älteren Mitmenschen, aber auch die Abschottung in der Quarantäne macht vor allem sehr jungen Menschen psychisch zu schaffen. Zum Schutze ihrer Familien, Freunden und der eigenen Psyche ist es also auch wichtig gerade in Schulen und auf dem Weg dahin auf mögliche Corona-Übertragungswege aufzupassen und eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Daher sind die Maßnahmen, die auf dem Schulgelände gelten, sei es die Maskenpflicht oder kleinere Unterrichtsgruppen, unerlässlich. Vor allem so lange noch nicht klar ist, wie stark Kinder und Jugendliche das Virus verbreiten können.