Im Bundesland Bayern begann vor zwei Wochen die Schule wieder nach langen Sommerferien. Die Schüler und Schülerinnen starteten mit besonderen Regelungen in das neue Schuljahr: Maskenpflicht im Klassenraum und weitere Hygiene-Konzepte auf dem Schulhof waren an der Tagesordnung. Doch trotz den Maßnahmen mussten nach nur 14 Tagen bereits rund 8.800 Schüler*innen und über 700 Lehrer*innen in Quarantäne. Nachweislich sind von ihnen rund 343 Schülerinnen und 48 Lehrerinnen mit dem Virus infiziert. Doch nicht nur die bayerischen Schulen kämpfen zurzeit mit dem Virus. Das gesamte öffentliche und private Leben wird erneut stark eingeschränkt.
In München wurde ein Grenzwert von Neuerkrankungen festgestellt. Mittlerweile gibt es 55,6 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner. Nach Erkenntnis dieser Zahlen wurde kurzerhand beschlossen, dass es eine Maskenpflicht „auf bestimmten öffentlichen Plätzen und Straßen der Innenstadt“ geben soll, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Auch das private Leben wurde in der Landeshauptstadt wieder eingeschränkt, wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Es dürfen sich dementsprechend nur noch fünf Personen miteinander treffen oder zwei unterschiedliche Haushalte. Zurzeit finden einige Wiesn-Ersatzfeste statt, welche durch die neuen Reglungen stark eingeschränkt wurden. Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident erklärte: „Ich will keinem die Freude nehmen“. Aber dennoch sei die Situation mit Vernunft und Vorsicht zu genießen. „Das Problem sind die privaten Feiern“, beteuert Söder. „Wenn die Vernunft nicht hilft, dann muss gesteuert werden.“ Dass es sich hierbei nicht um leere Worte handelt macht er mit Nachdruck klar, indem er die Unterstützung der deutschen Bundeswehr zusicherte: „Wir werden die Bundeswehr bitten, 100 Leute zur Verfügung zu stellen, um die Nachverfolgung zu verbessern.“
Nach Meinung der Süddeutschen Zeitung ist in Bayern mittlerweile „knapp jeder zweite neue Corona-Infizierte zwischen 15 und 34 Jahre alt.“ Aus dieser Altersgruppe stammen rund 45 Prozent der Fälle aus den letzten sieben Tagen. Ein 28-Jähriger Oberpfälzer, der bereits am Coronavirus erkrankt war, erklärt der Süddeutschen Zeitung: „Man muss ja jetzt nicht in Hysterie verfallen, aber man sollte sich jetzt auch nicht mit 50 Leuten zum Saufen treffen“. Sich auf öffentlichen Plätzen distanziert zu begegnen, stellt nach dem Beschluss der Maskenpflicht in Bayern kein großes Problem mehr dar. Markus Söder hat außerdem ein Alkoholverbot auf diesen Plätzen beschlossen. Auch bei Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und Beerdigungen sind „draußen nur noch 50 statt wie bisher 200 Gäste erlaubt, drinnen 25 statt 100“, so ebenfalls die SZ. Auf den öffentlichen Plätzen werden Polizist*innen kontrollieren, ob sich Bayerns Bürger und Bürgerinnen an die Regelungen halten. Im privaten Raum appelliert Söder an die „Vernunft“ der Einzelnen. Außerdem wird es ein Bußgeld geben, welches es zu bezahlen gilt, falls beispielsweise keine Maske getragen wird. Das Bundesland will rund zehn Millionen Corona-Schnelltests erwerben, um die Verbreitung des Virus besser kontrollieren zu können.
Zusätzlich wurde außerdem ein Beherbergungsverbot für Menschen aus München und Würzburg verhängt. Sollten Einwohner*innen dieser Städte in andere Bundesländer reisen müssen sie dort mit großen Einschränkungen rechnen. In Bayerns Nachbarbundesland Baden-Württemberg gelten strenge Auflagen: Wenn ein negativer Corona-Test vorliegt ist eine Aufnahme in Unterkünften möglich, aber sofern es diesen nicht gibt ist es laut der Homepage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes verboten „Gäste zu beherbergen, die sich in einem Land- Stadtkreis oder einer kreisfreien Stadt innerhalb der Bundesrepublik Deutschland aufgehalten oder darin ihren Wohnsitz haben, in dem der Schwellenwert von 50 neu gemeldeten SARS-CoV-2-Fällen (Coronavirus) pro 100.000 Einwohner in den vorangehenden sieben Tagen (7-Tage-Inzidenz) überschritten wurde“.
Warum das Bundesland Bayern stärker als andere unter hohen Fallzahlen leidet, hat vielschichtige Gründe. Das RKI erklärt: „Corona-Fälle treten besonders in Zusammenhang mit Feiern in Familien- und Freundeskreisen auf. Der Anteil der Reiserückkehrer unter den Fällen geht zurück“. Noch steht den Bürgern und Bürgerinnen von Bayern kein zweiter Lockdown bevor, wie er Anfang des Jahres zu spüren war. Aber dennoch wird das öffentliche und private Leben immer mehr von der Regierung kontrolliert und eingeschränkt.