Im Regenwald in Brasilien wüten momentan die schwersten Brände seit 13 Jahren. Im Juni wurden 2248 Feuer von dem brasilianischen Weltrauminstitut gesichtet, die wohl hauptsächlich durch illegale Brandrodungen entstanden sind. Abseits der Corona-Krise bekommt diese Naturkatastrophe eindeutig zu wenig Aufmerksamkeit. Warum die Zukunft des Regenwalds uns alle betrifft und warum das Wohl der gesamten Menschheit vom Weiterbestehen abhängt und warum es gerade jetzt wichtig ist zu handeln.
Mitte Juli wurde das Abbrennen von Bäumen und Boden im Amazonas von der brasilianischen Regierung 120 Tage lang verboten. Anhand der Anzahl der Brände in den letzten Wochen wird aber klar, dass die Durchsetzung dieses Verbots kläglich gescheitert ist. Christiane Mazzetti, eine Sprecherin der Amazonien-Kampagne von Greenpeace Brasil, bringt es auf den Punkt: „Die Zahlen zeigen, dass die Strategie der Regierung nicht wirksam ist, um der Zerstörung des Waldes mit der größten Biodiversität des Planeten Einhalt zu geben“. Die Regierung kümmert sich nicht um die Eindämmung der Feuer und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro gilt allgemein als Befürworter der wirtschaftlichen Zerstörung des Regenwalds. Er hat „das Budget der Umweltbehörde Ibama und damit auch die Kontrollen im Regenwald drastisch zusammengekürzt“, so die „tagesschau“. Der Regierung wird angelastet, die Brände zu ignorieren, da so weitere Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung freigemacht werden. Rômulo Batista, ein Sprecher von Greenpeace in Brasilien befürchtet, dass die Waldbrände das gleiche Ausmaß wie im Vorjahr 2019 erreichen könnten: „Es ist kaum zu hoffen, dass die Umweltkatastrophe, die wir im letzten Jahr mit einer Reihe krimineller Brände erlebt haben, in diesem Jahr geringer ausfallen wird“.
Pro Minute werden im Regenwald Flächen von rund 42 Fußballfeldern abgeholzt. Falls sich das nicht ändert wird der Dschungel in 30 bis 40 Jahren weitestgehend vernichtet sein. Viele unentdeckte Pflanzen und Tierarten leben im Amazonasregenwald, der sich nicht nur über den Nordwesten von Brasilien erstreckt, sondern auch bis nach Kolumbien und Peru. Die einzelnen Tier- und Pflanzenarten leben „weitaus dichter als in allen anderen Regionen der Welt“ miteinander, so „planet-wissen“. Sie sind also voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig stark. Stirbt eine dieser Arten aus, wirkt sich das automatisch auf die anderen aus und sie müssen sich erneut an ihre Umwelt anpassen oder sterben ebenfalls. Jeden Tag verschwinden bereits mehr als 100 unverwechselbare Arten für immer. Doch nicht nur die diversen Pflanzen- und Tierarten sind durch die Abholzung des Regenwalds bedroht. Die Bäume speichern viel Kohlenstoffdioxid, was durch die Rodung in die Atmosphäre gelangt und dadurch zur Klimaerwärmung beiträgt. Der Regenwald hat große Auswirkungen auf das gesamte Klima der restlichen Welt. Die Bäume ziehen CO2 aus der Atmosphäre und versorgen Menschen und Tiere im Gegenzug mit Sauerstoff. Die Rodung der Regenwaldflächen macht rund 8-11% des weltweiten CO2- Ausstoßes aus, der nicht mehr reguliert werden kann. Außerdem wird der Boden unfruchtbar, in welchen die Bäume vorher verwurzelt waren. Die Flächen, die einmal abgeholzt sind, können nie wieder aufgeforstet werden.
Die Folgen für das Klima, den Menschen, die Tiere und für die gesamte Welt erscheinen endlos. Es gibt bereits zahllose Ideen und Projekte, die den Regenwald und seine Bewohner retten wollen. Eine stammt von dem Physiker Topher White, der mithilfe von ausrangierten Handys illegale Holzfäller*innen aufspüren möchte. Die Geräusche der baumfällenden Kettensägen sind nur ein paar hundert Meter weit zuhören, da die Tiere im Dschungel so laut sind. Das macht es den Ranger*innen schwieriger die illegalen Rodungen ausfindig zu machen. Die Handys sollen im Wald angebracht werden und die Kettensägen-Geräusche auffangen und dann ein Warnsignal an die entsprechenden Aufpasser*innen schicken. Diese Methode hat schon dabei geholfen einige Holzfäller*innen zu ertappen und davon abzuhalten weiter zu roden. Die Rettung des Regenwalds benötigt genau solche kreativen und nachhaltigen Projekte, die dazu beitragen die Natur so zu erhalten wie sie ist und den CO2-Ausstoß zu senken. Doch allein gute Ideen reichen nicht, um zukünftig Großes zu bewegen. Auch politische Akteure müssen die Dringlichkeit der zerstörerischen Wirtschaft im Regenwald erkennen und aktiv dagegen arbeiten. Der Regenwald ist eines der wichtigsten globalen Ökosysteme und würde bei seiner Zerstörung einen nie zu reparierenden Schaden anrichten, den Generationen später nicht mehr ausbügeln könnten. Der Regenwald muss weiterleben!