Ist Juan Carlos jetzt in der Dominikanischen Republik oder doch in Abu Dhabi? Um den Schaden von der Monarchie abzuwenden, wurde der Monarch zum Verlassen Spaniens angehalten.
Was wird Juan Carlos vorgeworfen? Der Verdacht der Geldwäsche in einem Umfang von 100 Millionen Dollar, welche ihm der ehemalige saudische König Abdullah ibn Abd al-Aziz im Jahr 2008 auf die Schweizer Bank Mirabaud überwiesen hatte. Diese Geldgeschenke gab es vor allem im Rahmen eines Projekts des Hochgeschwindigkeitszuges AVE. Die Gutschrift erfolgte für eine Stiftung aus Panama, welche als Begünstigten Juan Carlos I. eingetragen hat. 4 Jahre später transferierte er über 65 Millionen Euro auf das Konto seiner Geliebten Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Hier begannen die Ermittlungen wegen schwerer Geldwäsche gegen den ehemaligen König. Öffentlich wurden diese schwerwiegenden Vorwürfe gegen den Monarchen erst im März 2020. Sein Sohn König Felipe VI. hatte nach dem Bekanntwerden der Geldwäsche-Vorwürfe angekündigt, auf das Erbe von Juan Carlos zu verzichten und ihm zudem sein jährliches Gehalt zu entziehen (2019 rund 194.000 Euro). So verzichtet Felipe VI. außerdem darauf, aus den Offshore-Stiftungen seines Vaters Geld zu beziehen.
„Don Juan Carlos“ ist bei den Spaniern immer noch sehr beliebt, denn er war federführend bei der Demokratisierung Spaniens. So legt die heutige spanische Verfassung fest, dass nur die Regierung und der König zusammen politische Entscheidungen treffen können. Ein französischer oder italienischer Präsident hat im Gegensatz dazu viel mehr Gewicht und Macht als der spanische König. So gab es großen Zuspruch im Jahr 1978 seitens der spanischen Bevölkerung die Verfassung zur parlamentarischen Monarchie anzunehmen. Über 88 Prozent waren damals dafür. Am 23. Februar 1981 kam es zu einem Putschversuch seitens des Militärs, welche Franco-Anhänger waren. Doch König Juan Carlos ließ damals sofort im Fernsehen verkünden, dass er auf der Seite der Demokratie ist und vereitelte den Staatsstreich sofort. Dies brachte ihm landesweit sehr viel Würdigung ein. Sein damals 13-jähriger Sohn Felipe saß damals mit im Arbeitszimmer und horchte, wie sich die Offiziere mit dem damaligen König berieten. Nach dem abgewehrten Staatsstreich genoss Juan Carlos sehr große Bewunderung in der spanischen Bevölkerung. Auch die Medien hielten sich bei ihrer Berichterstattung mit Kritik um seine Person jahrelang zurück. So gelang es einem Paparazzo in den 1990er Jahren nicht, Nacktfotos von Don Juan an die spanische Presse zu verkaufen. Das hat sich jedoch mittlerweile geändert. Heute muss sich die Monarchie damit abfinden, dass sie sehr viel Rechenschaft ablegen muss.
Juan Carlos begleitete eine Reihe von Ereignissen, die vielen Spaniern noch positiv im Gedächtnis sind: So war er am EU-Beitritt im Jahr 1986 beteiligt, 1992 eröffnete Juan Carlos als spanisches Staatsoberhaupt die Weltausstellung in Sevilla und die Olympischen Spiele in Barcelona. Zehn Jahre zuvor hatte er die Fußball-Weltmeisterschaft 1982 eröffnet.
Juan Carlos büßte jedoch sehr an Sympathie ein, nachdem er 2012 inmitten der Rezession bei einer Elefantenjagd dabei war und er sieben Schüsse aus einem großkalibrigen Gewehr bei einer Safari in Botswana abgab. Daraufhin wurden die Feiern zur Goldenen Hochzeit mit seiner Noch-Frau Königin Sofia (81) abgesagt. 2013 berichtete „El Mundo“, dass der König 7,8 Mio. und Immobilien im Wert von 2 Mio. Euro seines Vaters geerbt hat – und das Geld in der Schweiz versteckt haben soll. Anfang 2014 waren Umfragen zufolge 62 % der Spanier für seine Abdankung, und die Unterstützung für die Monarchie rutschte erstmals unter 50 Prozent innerhalb der Bevölkerung.
Am 02. Juni 2014 dankte Juan Carlos als König von Spanien ab, nachdem er seinen Kindern Elena, Cristian und Felipe mitteilte, dass er erneut heiraten wolle, seine langjährige Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Daraufhin schlug er seinen Sohn Felipe als Nachfolger vor. Jedoch demonstrierten zehntausende spanische Bürger für eine Abschaffung der Monarchie und einer Volksabstimmung darüber.
Damit begann in der Monarchie eine neue Phase der Transparenz: Im Februar 2014 veröffentlichte der König Felipe, dass er für seine Familienmitglieder erstmals feste Jahresgehälter festgelegt habe. Sofia erhielt einen Jahresbetrag von 63.000 Euro brutto, plus 53.000 Euro für Repräsentationskosten. Juan Carlos selbst erhielt nach dem Königshaus-Budget, wie im Vorjahr, insgesamt 293.000 Euro – Sohn Felipe 146.000 Euro. Das Gesamtbudget der Königsfamilie 2014 betrug 7,8 Millionen Euro, 2 Prozent weniger als im Vorjahr, ohne dass Kosten für Dienstreisen, -fahrzeuge, Sicherheitsmaßnahmen und Gebäudeinstandhaltungen enthalten waren.
Nun stellt sich die Frage: Warum musste Juan Carlos Spanien verlassen? Er verlor mit seiner Ablösung als König seine von der Verfassung garantierte Immunität. Damit konnten auch die Ermittlungen gegen ihn beginnen. Verfassungsrechtler vermuten jedoch, dass die Immunität eines Königs auf Lebenszeit anhält und zudem viele Beschuldigungen verjährt sein könnten. Am 3. August 2020 veröffentlichte der Zarzuela-Palast einen Brief von Juan Carlos an seinen Sohn, König Felipe; in diesem Brief kündigte Juan Carlos an, dass er Spanien verlassen und ins Ausland gehen wolle. Als Grund für den Gang ins Exil nannte Juan Carlos den „öffentlichen Widerhall auf gewisse Episoden“ seines früheren Privatlebens. Zurzeit gibt es Vermutungen, dass er sich vermutlich in Abu Dhabi befindet. Von dort aus will er in Kürze zu reichen Freunden in die Dominikanische Republik weiterreisen.