Laut der Deutschen Presse Agentur verhinderten Russland und China mit ihrem Veto im Uno-Sicherheitsrat weitere humanitäre Hilfen für Syrien. Seit Anfang des Jahres wurden die türkischen Truppen in Nordsyrien über zwei Grenzübergänge von der Türkei aus mit Lieferungen der Vereinten Nationen versorgt. Seit 2014 besteht die Uno-Resolution, die erlaubt, dass diese grundlegenden Hilfsgüter auch in Regionen Syriens geliefert werden dürfen, die nicht unter Assads Regierung stehen. Ursprünglich sah die Resolution vor, das Gebiet über vier Grenzübergange zu beliefern. Nach heftigem russischem Widerstand wurde der Zugang aber auf zwei Übergange reduziert. Diese Resolution ist am 11. Juli ausgelaufen und eine Neuerung auf sechs Monate, wie Deutschland und Belgien im Sicherheitsrat vorschlugen, wird es dank des Veto-Einsatzes von Russland und China nicht geben. Von russischer Seite kam ein Resolutionsentwurf, der vorsieht, für die nächsten 12 Monate nur noch über einen Grenzübergang Hilfsgüter zu liefern. Dieser Gegenvorschlag wurde am 12. Juli vom Sicherheitsrat angenommen. Von den gelieferten Hilfsgütern sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen abhängig.
Russland ist ein starker Verbündeter des Assad Regimes und sieht in den Hilfslieferungen von den Vereinten Nationen eine Bedrohung für den Präsidenten. Die Regierung im Land solle gestärkt werden, auch der Einfluss in den Rebellengebieten soll ausgebaut werden. Nach neun Jahren Krieg soll Baschar-al Assad wieder über das ganze Land Kontrolle gewinnen, damit auch Putin seine Stellung und seinen Einfluss in der Region ausbauen kann. Der Einsatz des Veto-Rechts von China kam laut dem ZDF-Korrespondenten Johannes Hano in New York sehr überraschend. China wolle vor allem ein Zeichen setzen und seine Rolle und starken Einfluss klarmachen. Die türkische Armee ist im Norden Syriens, vorrangig in Idlib, vertreten und unterstützt die Rebellen gegen Assad. Erdogans Regierung kämpft vor allem gegen die Kurden in Syrien, um deren Einfluss bis ins eigene Land zu schmälern. Die kurdische Arbeiterpartei PKK wurde in der Türkei zu einer Terrororganisation erklärt und somit ist auch ihr Ableger die YPG im Norden Syriens ein Feind für die Regierung in Ankara.
Die Machtkämpfe in Syrien sind kompliziert und erscheinen endlos. Mit der neuen Resolution im UN-Sicherheitsrat geht das Leiden für die Zivilbevölkerung in eine neue Runde. Laut UN-Nothilfekoordinator Mark Lowock ist der Grenzübergang, der nun geschlossen wird, ein essenzieller und direkter Weg zu vielen geflüchteten Menschen gewesen. Die Chefin von UNICEF, Henriette Fore, bestätigte außerdem, dass 30% aller Hilfslieferungen an Kinder über diesen Zugang erfolgen. In Idlib wurde Mitte Juli außerdem die erste Corona-Infektion festgestellt. Ein Arzt aus einem Krankenhaus an der türkischen Grenze habe sich mit dem Covid-19 Virus angesteckt. Das Krankenhaus wurde geschlossen und er, einschließlich aller anderen Angestellten und Patient*innen, musste in Quarantäne gehen. Ein Ausbruch der Infektion könnte in der Zivilbevölkerung in Idlib verheerend sein. In der Provinz sind vier Millionen Menschen unter den schlechtesten Bedingungen, meistens unter aufgeschlagenen Zelten, untergebracht. Rund 2,8 Millionen davon sind Kinder, die besonders auf die Hilfsgüter der Vereinten Nationen angewiesen sind. In Syrien gibt es insgesamt 394 bestätigte Infizierten-Fälle.
Schlechte medizinische Versorgung und fehlende Lebensmittel sind allerdings nicht nur ein Problem in den Gebieten, die von den Rebellen eingenommen sind. Auch in den Regionen, die momentan unter der Führung Assads stehen, sind laut Beobachtungen der Vereinten Nationen 9,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfslieferungen angewiesen. Halil Kurt, der Programmkoordinator der Welthungerhilfe für Syrien, schätzt die Hungersnot im Land als besonders bedrohlich ein: „Die Menschen müssen ihre Mahlzeiten verkleinern oder ganz ausfallen lassen“. Das syrische Pfund hat deutlich an Wert verloren und die Lebensmittelpreise sind in einem Jahr um rund 200% angestiegen.
Die Zivilbevölkerung leidet massiv unter den Machtkämpfen der beteiligten Staaten. Ob in Regionen, die unter der syrischen Regierung geführt werden, oder in den Rebellengebieten, die von der Türkei unterstützt werden. Ohne die Hilfslieferungen der Vereinten Nationen und den möglichen Ausbrüchen von weiteren Corona-Infektionen werden die Menschen weiter ins Verderben getrieben. Vor allem Kinder leiden stark und den Konsequenzen. Die Sterblichkeitsrate wird sicherlich zunehmen, wenn humanitäre Aspekte nicht in den Vordergrund treten.