Die zweite Welle wird für Ende August erwartet. Dementsprechend versucht die Politik schnell zu handeln: Sie führt hohe Bußgelder für Maskenverweigerer und Corona-Schnelltests auf Flughäfen und Bahnhöfen ein
In Italien wird die Linie gegen Maskenverweigerer immer härter: so hat Vincenzo De Luca, Gouverneur aus Kampanien Gouverneur, eine neue Verordnung für Bußgelder erlassen: bis zu tausend Euro zahlen Maskenmuffel jetzt. Auf Ischia wurde der Besitzer einer Bar, dessen Angestellte die Maske nicht trugen, mit einer Geldstrafe von tausend Euro belegt, so die jüngste Verfügung des Gouverneurs von Kampanien.
Geschäfte stehen immer öfter im Fadenkreuz und werden bei Verstoß zur Kasse gebeten: Wenn sie die Maskenpflicht wiederholt nicht einhalten, riskieren sie sogar die Schließung. Unterdessen wurden am Wochenende die Angestellten von vier Bars in Bari von der örtlichen Polizei wegen Nichteinhaltung der Anti-Covid-Maßnahmen und insbesondere wegen des Versäumnisses, Masken zu tragen, sanktioniert. Auch die Eigentümer von öffentlichen Einrichtungen können bei Verstoß gegen die Coronaregeln haftbar gemacht werden, erklärt die italienische Polizei. In der Lombardei ist es seit 15. Juli in Außenbereichen nicht mehr obligatorisch eine Maske zu tragen, jedoch ist es in Innenräumen verpflichtend.
Auch in Norditalien wurden Dreizehn Personen zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie ohne Maske in der U-Bahn fuhren: Die Geldstrafe beträgt hier 400 Euro, die sich jedoch auf 280 Euro reduziert, wenn sie innerhalb von fünf Tagen bezahlt wird. In Rom wurden in der Nacht am Wochenende öffentliche Plätze des Nachtlebens vorübergehend geschlossen, da es dort Menschenansammlungen gab und die Polizei sich nicht in der Lage sah, die zum Schutz der öffentlichen Gesundheit festgelegten Regeln einzuhalten. Auch am Trevi-Brunnen, wo die Touristen inzwischen wieder zahlreich sind, laden die Polizisten ständig dazu ein, einen Mund-Nase-Schutz zu benutzen, auch unter Androhung eines Platzverweises bei Nichteinhaltung.
Auch gegen die Besitzer von drei Geschäften in Salerno wurden Geldstrafen in Höhe von jeweils tausend Euro verhängt. Für den Bürgermeister Vincenzo Napoli ist die Höchststrafe „gerecht und sollte ohne Ermäßigungen für jedermann angewendet werden“. Nicht nur die Geschäftsführer der Geschäfte, sondern auch die Kunden müssen sich an die Regeln halten. Es bedarf eines Kampfes aller, um dieses Virus zu besiegen. Jeder von uns muss seinen Beitrag leisten. Repressive Handlungen wie Bußgelder werden angewendet, wenn sich die Situation nicht ändert“, so Napoli.
Zudem werden an Flughäfen Corona-Schnelltests eingeführt, um das Virus innerhalb von 20 Minuten nachweisen zu können. Natürlich ist die Zuverlässigkeit geringer als bei einem PCR-Test, doch es ermöglicht die schnelle Kontrolle von vielen Flugpassagieren. Hier setzt die Regierung noch auf Freiwilligkeit, doch es ist davon auszugehen, dass es auch hier zu einer Verpflichtung wie in Deutschland kommen kann, sollten sich die Rückkehrer den Tests verweigern.
Doch es gilt jetzt schon für Rückkehrer aus Risikogebieten eine 14-tägige Quarantänepflicht. Dabei bietet die Regierung auch die Unterbringung in sogenannten „Gesundheitshotels“ für diejenigen an, die positiv getestet wurden. Die meisten positiven Rückkehrer kamen aus den Ländern Albanien, Bangladesch und Peru.
Somit wurden die Konsule der jeweiligen Länder einberufen, um einen Hygieneplan zu entwickeln, welcher die Quarantänepflicht und Rückverfolgung des Wohnortes der Person beinhaltet. „Nur durch die Erfüllung dieser Verpflichtungen wird es dem regionalen Gesundheitssystem möglich sein, eine aktive Überwachung zu gewährleisten, die in der Lage ist, die Ausbreitung des Virus korrekt zu überwachen und zu verfolgen. Es ist vorgesehen, diejenigen, die diese einfachen Verhaltensregeln nicht einhalten, bei der Justizbehörde zu melden“, sagt Napoli.
„Es war ein tragischer Fehler, zu behaupten, die Pandemie sei vorbei,“ sagt Professor Francesco Vaia, Direktor des Spallanzani-Instituts, Forschungsinstitut zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten in Rom. „Bei Importfällen muss den Häfen, Flughäfen und Bahnhöfen große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Temperaturmessung und Selbstzertifizierung sind keine ausreichenden Maßnahmen. Alle diejenigen, die aus Ländern kommen, in denen die Fallzahlen ansteigen, wie Mexiko, Brasilien oder Bangladesch, müssen einen Abstrich machen“.
Vaia hat wiederholt die Notwendigkeit betont, Abstriche in Flughäfen, Häfen, Bahnhöfen und Schulen durchzuführen. Tatsächlich wäre dies die einzige Lösung, die Ansteckung unter Kontrolle zu behalten, bis es einen wirksamen Impfstoff gibt. In seinem Forschungsinstitut wird gerade an zwei Corontatests gearbeitet: an einem mit immunochromatographischen Ansatz und einem mit der Elektrofluoreszenzmethode.
Dabei betont Vaia, dass diese Mammutaufgabe nicht von den Gesundheitsbehörden allein gestemmt werden kann, sondern dass diese Maßnahmen Hand in Hand gehen müssen mit Privatunternehmen, welche Bahnhöfe und Flughäfen betreiben.
Der Virologe Andrea Crisanti, Professorin für Mikrobiologie an der Universität Padua vermutet, dass es Ende August zu einer zweiten Welle kommen könnte. Ursprünglich war davon ausgegangen worden, dass diese erst ab Oktober oder November einsetzen könnten: „Ich weiß nicht, ob wir von einer zweiten Welle sprechen können, aber es scheint mir klar zu sein, dass wir ein sehr arbeitsreiches Ende des Sommers haben werden. Die einzige Lösung könnte darin bestehen, ernsthafte Kontrollen an den Grenzen durchzuführen und das System der Rückverfolgung derjenigen, die nach Italien einreisen“.