Gerade in Zeiten der Corona-Krise stehen vielen Arbeitnehmern und Sparern schwierige Entscheidungen bevor: Versicherungen kündigen und Kosten einsparen, oder nicht? Welche Gründe gegen eine Kündigung sprechen:
Während der Pandemie befinden sich viele Arbeitnehmer in Deutschland in Kurzarbeit. Einige von ihnen denken deswegen über die Kündigung ihrer Lebensversicherung nach, um an Kapital zu gelangen. Norbert Rollinger, Vorstandschef der Versicherung R + V erklärt: „Wir raten den meisten Kunden auch davon ab, ihre Lebensversicherung zu kündigen. Wenn sie Liquiditätsprobleme haben, ist es in den überwiegenden Fällen viel sinnvoller, die Versicherung beitragsfrei zu stellen oder ein Policen-Darlehen aufzunehmen. Denn die Zinsen sind in den vergangenen Jahren dramatisch verfallen. Es wäre deshalb fatal, eine Lebensversicherung mit einer garantierten Rendite von 2,5 oder gar 3 Prozent zu kündigen. Ich kann nur hoffen, dass die Kunden die Krise durchstehen. Denn die Lebensversicherung bleibt ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Die Altersarmut könnte zunehmen, wenn wir solche Vorsorgeinstrumente in dieser Krise zerstören.“
Entscheidend ist, dass die Sparer über alle Möglichkeiten zur Kündigung informiert sind. Nicht immer ist eine Vertragsbeendigung sinnvoll – in einigen Fällen wäre es sogar ein Fehler. Wenn Sparer einen mehr als 30 Jahre alten Vertrag über eine Lebensversicherung besitzen, wäre ein Verkauf oder Kündigung ein Kardinalsfehler. Denn oft wurden diese Verträge mit hohen Garantiezinsen abgeschlossen.
Wie wirkt sich die neue Grundrente auf die Lebensversicherung aus?
Mit der Einführung der neuen Grundrente stellt sich auch für viele die Frage der Anrechnung von Lebensversicherungen. So werden pauschal versteuerte Kapitalerträge nicht berücksichtigt und es
werden auch nur Kapitalerträge gezählt, wenn sie der Finanzverwaltung bekannt sind. Auszahlungsbeiträge von Lebensversicherungen werden angerechnet. Bei Einmalzahlungen soll der zu versteuernde Ertrag der Einmalzahlung rechnerisch auf zehn Jahre verteilt und über diesen Zeitraum angerechnet werden. Zugrunde gelegt wird dabei „das zu versteuernde Einkommen unter Hinzurechnung des steuerfrei gestellten Anteils der Rente und aller Kapitalerträge“.
Der Einkommensabgleich soll automatisiert durch einen elektronischen Datenaustausch zwischen der Rentenversicherung und den Finanzbehörden ermöglicht werden. Es gehe um Menschen, die ein Leben lang gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hätten, sagt Arbeitsminister Heil: „Sie werden am eigenen Leib spüren: Lebensleistung wird anerkannt – und das ohne Antrag und ohne Bedürftigkeitsprüfung.“
Warum Kündigung der falsche Weg ist
Vor allem für gesunde Arbeitnehmer lohnt sich die Lebensversicherung, welche sie sich mit Rentenbeginn monatlich auszahlen lassen können. Viele Menschen unterschätzen, wie alt sie werden und dass eine Altersvorsorge ein großes Plus an Lebensqualität bedeutet. So bietet die Lebensversicherung heutzutage einen Garantiezins von 0,9 Prozent, was wenig erscheint. Doch im Vergleich mit Bundesanleihen, welche bei rund -0,5 Prozent liegen, ist das viel. Zudem ist diese Form der Altersvorsorge nicht nur renditefokussiert, sondern bietet für die Sparer eine hohe Sicherheit.
Aktien hingegen bieten höhere Rendite, jedoch sind diese auch vielen größeren Unsicherheiten ausgesetzt, wie zuletzt in der Corona-Krise zu beobachten war. Einige Sparer schließen auch eine Risikolebensversicherung ab, damit sie sich damit die Finanzierung einer Immobilie leisten können. Mittlerweile gibt es verschiedene Produkte: Fondsgebundene Lebens– und Rentenversicherung oder Indexpolicen ohne Garantiezins.
Wenn frischgebackene Eltern in die Elternzeit gehen, haben sie oft eine finanzielle Durststrecke vor sich und denken dann über die Kündigung ihrer Lebensversicherung nach. Was viele nicht wissen: Die Versicherungsbeiträge zur Lebensversicherung können pausieren oder komplett eingestellt werden – der Vertrag wird damit beitragsfrei gestellt. Damit passt sich die Versicherung der Lebenssituation an.
Der Versicherungsschutz bleibt auch nach der Beitragsfreistellung weiter vorhanden. Zudem können die Verträge der Lebensversicherung beispielsweise auch beliehen werden mithilfe von Policendarlehen. Das ist ein Darlehen im Wert bzw. in der Höhe der Lebensversicherung.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass durch das Pausieren der Beiträge sich auch das Kapital in der Lebensversicherung selbst verringert. Denn wenn weniger Geld in den Vertrag fließt, sinkt auch die Ablaufleistung und der Auszahlungsbetrag fällt geringer aus. Auch die Auszahlung im Todesfall fällt niedriger aus, weil weniger dafür angespart wurde.
Auch eine Lebensversicherung aus den Neunzigerjahren zu kündigen oder zu verkaufen, wäre ein Fehler. Dafür sind die Garantiezinsen mit bis zu 4 Prozent zu gut, die Auszahlung gibt es häufig steuerfrei. Somit ist die Kündigung der Lebensversicherung gerade in Zeiten der Corona-Krise die falsche Entscheidung – denn diese kann Sicherheit in unsicheren Zeiten bieten.