Es ist eine Schande, wie der deutsche Autobauer Volkswagen (VW) aus dem niedersächsischen Wolfsburg dazu beiträgt, das Ansehen Deutschlands und der deutschen Wirtschaft mit Füßen zu treten und zu ramponieren. Unerträglich, was jetzt in der letzten Vergangenheit wieder alles an skandalösen Vorfällen ans Tageslicht getreten ist, nachdem der einst hochgelobte Automobilbauer bereits seit 2015 in den Diesel- und Abgasskandal verwickelt ist und damit seinen absoluten Negativbeitrag zur Historie der deutschen Autowirtschaft geliefert hat. Doch anstatt aus diesem wirtschaftlichen Desaster und diesem ungeheuren Reputationsschaden seine Lehren zu ziehen, tritt der Vorstand und das Unternehmen weiter von einem Fettnäpfchen ins nächste. Und was dem ganzen noch die Krone aufsetzt ist die Tatsache, dass VW als Hauptsponsor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nun auch noch die Auswirkungen peinlichster Vorfälle in die weite Welt hinausträgt. Man muss sich fragen, mit welchen Vergünstigungen der Konzern die Verantwortlichen des Deutschen Fußballbundes gelockt haben kann, damit diese überhaupt einen Vertrag für eine langjährige Zusammenarbeit unterschrieben haben. Ist VW überhaupt tragbar als Sponsor von Deutschlands sportlichem Aushängeschild Nr.1?
Wieder einmal ist VW gerade erst in die Schlagzeilen geraten, nachdem ein Werbeclip in dem sozialen Netzwerk Instagram gepostet wurde, bei dem von rassistischem Inhalt die Rede sein muss, wo ein dunkelhäutiger Mann in einem Werbespot für den neuen Golf ironisch aus dem Bild gekickt wird und das Wort Neger dazu kurz im Spot zu sehen ist. Ein weiterer absoluter Tiefpunkt in einer historisch langen Reihe von Fehltritten und Skandalen, die Volkswagen und ihr Chef Herbert Diess zu verantworten haben. Mit „Dieselgate“ vor 5 Jahren fing das Elend um den Autobauer so richtig an, als öffentlich wurde, dass VW und andere Autohersteller mit Abgaswerten betrügen und Zahlen gefälscht haben. Dann 2019 wurde ín diesem Zusammenhang festgestellt, dass VW in Forschungslaboren kleine Affen Abgase inhalieren ließ, um die Abschalteinrichtung vom VW Beetle zu testen. VW-Chef Herbert Diess seinerseits, dem man nachsagt, er habe sich durch Intrige und Vetternwirtschaft auf den Chefsessel gehievt, machte unlängst eine Runde von Journalisten sprachlos, als er in einer Aufsichtsrats-Rede unter Führungskräften verlauten ließ, dass „Ebit frei macht“, (Ebit = Gewinn vor Steuern) und damit ein größerer Handlungsspielraum gegeben sei. Dass Diess mit diesem rhetorischen Eigentor verdächtig nah an die Formulierungen aus der NS-Zeit heranreichte („Arbeit macht frei“), ist eigentlich in keiner Weise zu entschuldigen und zeigt, wie selbstherrlich, arrogant und abgehoben die Großen unserer Wirtschaftsunternehmen oft in der eigenen Wahrnehmung daneben liegen. Herbert Diess, der vielen schon lange ein Dorn im Auge ist, sollte schleunigst den Hut nehmen, auch wenn er mit der ihm eigenen bescheidenen Art versucht hatte, diesen Fauxpas ungeschehen zu machen. Eine derartig fatale Formulierung dürfte nach all dem, was Deutschland erlebt hat, niemals zu entschuldigen sein. Doch was passiert? VW’s Krisenmanagement versagt und die Kanzlerin reagiert nicht.
Die Aktionäre von Volkswagen sind verdächtig ruhig, nach allem, was sie in den letzten Jahren geboten bekamen. Ein Blick auf die VW-Aktie zeigt, dass der Kurs mit 140 Euro pro Anteilsschein der ST-Aktien etwas besser steht als noch vor 6 Monaten, aber natürlich an ruhmreiche Zeiten von 2014 mit guten 240 Euro pro Aktie noch lange nicht herankommt. Nachdem der Abgasskandal den Volkswagen-Konzern etwa 30 Milliarden Euro Strafzahlungen gekostet hatte, muss sich das Unternehmen erst einmal wieder konsolidieren. Die aktuelle Corona-Krise tut ihr übriges, um den Anstieg in die Gewinnzone zu erschweren. Zu allem Übel gab es gerade erst eine große Rückruf-Aktion um den neuen Golf 8, vorher bereits Rückrufe beim Transporter T5 und T6.
Nicht vergessen ist ein BBC-Interview von Herbert Diess im April 2019, als er stolz die Zusammenarbeit mit China in der Provinz Xinjiang bekanntgab, wo allerdings nachgewiesenermaßen Minderheiten diskriminiert und kaserniert werden zu Umerziehungszwecken. Davon wußte der VW-Chef offenbar nichts, was ihm die breite Öffentlichkeit sehr übel nahm. VW als Finanzier eines diktatorischen Regimes – sowieso ein Thema für sich. So fragen sich viele, was denn nun eigentlich los sei mit VW, dem Weltkonzern, der so eine gute Vergangenheit gehabt hat. Von einem „GAU“ in den nächsten. Aber wie lange verzeihen die Automobil-Käufer diese unentschuldbaren Fehltritte noch? Solche Skandale bleiben hängen, da helfen keine Entschuldigungen und Lippenbekenntnisse. Da muss ein vernünftiges Krisenmanagement her, die Compliance-Abteilung gehört ausgetauscht und die internen Kontrollen müssen verschärft werden. Aber offensichtlich haben die meisten der gut bezahlten Vorstände die Bodenhaftung längst verloren und die kleine Wolfsburger VW-Welt glaubt sich immer noch als etwas besseres. Angefangen beim Pförtner, über die Zulieferer bis zu den Bandarbeitern und den Chefetagen. Es wird Zeit, dass die Bundesregierung den hochnäsigen und realitätsfremden Wolfsburgern mal ordentlich auf die Füße tritt. Seit Herbert Diess im April 2018 das Ruder bei VW übernommen hat, sind neue Skandale dazugekommen und Volkswagen, der Konzern, der weltweit sagenhafte 670.000 Menschen beschäftigt, reitet sich immer weiter in den Sumpf von Schmiergeld-Affären, skandalösem Image-Verlust und Führungsschwäche. Wer zieht da endlich die Notbremse?