Besonders jetzt in Zeiten von Corona zeigt sich, wie schwierig es oft ist, Kind und Karriere so miteinander zu kombinieren, dass beide nicht zu kurz kommen. Das Homeoffice ist neu für viele, die Kinder sind permanent in der Nähe, was auch störend sein kann, und es fehlt die nötige Konzentration auf das, was wichtig ist. Aber auch in der Vergangenheit, ohne die COVID-19 Pandemie, war es für viele Eltern schwer, Kind und Karriere miteinander zu vereinbaren, dabei gibt es Mittel und Wege, um eine verträgliche Lösung zu finden.
Man muss nicht das eine oder andere ausschließen, um erfolgreich im Job zu sein und gleichzeitig ein guter Vater oder gute Mutter zu sein. Dabei sind es oft die Frauen, die glauben, dass Kind und Karriere nicht mit einander zu vereinbaren sind. Nach einer Studie des RWI-Instituts für Wirtschaftsforschung lässt sich bestimmen, dass die Wahrscheinlichkeit um 25% sinkt, dass Frauen Kinder bekommen, wenn sie vorher ein Studium abgeschlossen haben. Das liegt aber nicht daran, dass Akademikerinnen keine Kinder bekommen wollen, sondern dass sie Zweifel haben, ob man Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen kann. Der Studie zufolge fürchten viele Frauen berufliche Nachteile, wenn sie sich für ein Kind entscheiden. Daraus ist eine Herausforderung für Arbeitgeber im Allgemeinen in Deutschland entstanden, nämlich dass diese sich bemühen sollten, Eltern entsprechend zu unterstützen – beispielsweise in Form von Flexibilität, so dass Mitarbeiter ihre Arbeitsstunden der Familienplanung anpassen können. Oder sie bekommen die Möglichkeit vom Home-office aus zu arbeiten. Diese Idee setzt sich jetzt mit den Erfahrungen aus der Corona-Krise wohl immer mehr durch. Außerdem wird das Modell der Zukunft offenbar sein, dass die Arbeitswoche auf 4 Tage zusammengestrichen wird.
Die traditionelle Rollenverteilung, dass der Mann in Vollzeit arbeitet und die Frau die Kinder aufzieht, wird immer noch in Deutschland gelebt. Dennoch streben Frauen nach Selbstverwirklichung durch eine eigene Arbeit und wollen außerdem finanziell unabhängiger sein. Dadurch hat sich merkbar die Wertschätzung von weiblichen Arbeitskräften in den Unternehmen gebessert. Angestrebt wird aber eine bessere Aufgabenverteilung zu Hause, wo Männer die gleichen Aufgaben wie die Frauen übernehmen sollten. Das funktioniert bereits immer besser, das berichten junge Väter, die die neue Aufgabenverteilung mittlerweile anerkannt haben. Dennoch arbeiten 66 Prozent der deutschen Frauen, die ein Kind haben, in Teilzeit, während der Anteil der Männer nur bei 5,8 Prozent liegt. Dieses Ungleichgewicht bewirkt oft eine Unzufriedenheit auf Seiten der Frauen. Besser wäre es, ohne schlechtes Gewissen den Job so zu planen, dass trotz Vollzeit auch die Kinder genügend Berücksichtigung finden. Dieser klassische Zielkonflikt sollte zusammen mit dem Kindsvater gelöst werden. Dieser kann nach Absprache mit dem eigenen Arbeitgeber oft eine Lösung anbieten. Grundsätzlich sollten sich beide Elternteile stets vergegenwärtigen, welche große Leistung sie generell in dieser Situation als Eltern und Ernährer bringen, und dieses Gefühl von Stolz sollte zusätzlich Motivation bringen.
Viele Familien binden die Großeltern in die Betreuung der Kinder mit ein, so dass es zu einer besseren Aufgaben- und Lastenverteilung kommt. Man kann einen Aufgaben- und Pflichten-Plan erstellen, der es allen leichter macht, einen Teil der notwendigen Dinge zu übernehmen und gegebenenfalls zu delegieren. Wichtig ist auch, ein gutes Zeit- und Stressmanagement zu haben, damit einem nichts über den Kopf wächst. Das ist lediglich eine Frage der Organisation, bringt aber eine Menge.
Wie sagte schon Adelbert von Chamisso (deutscher Naturforscher und Dichter, 1781-1837): „Kinder sind mein liebster Zeitvertreib.“ Denn wer Kinder hat und dafür eine Menge Verantwortung übernimmt, der erlebt oft viel Freude und erfährt Liebe und Zuneigung, die für manche Last entschädigt. Diese Gedanken beflügeln oft bei der Organisation von Job und Erziehung. Auch wenn es manches Mal heißen sollte, die Karrierefrau als Mutter taugt nichts, sondern entweder das eine oder das andere, so ist es wichtig mit dem richtigen Partner ein Agreement zu schließen, dass dieser den eingeschlagenen Karriereweg auch unterstützt und der Frau kein schlechtes Gewissen macht. Dann kann man sich zusätzlich Unterstützung im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung holen, damit die aufgelaufenen Probleme nicht in Streitereien enden und zu nervenaufreibenden Auseinandersetzungen führen. Auch aktuelle Statistiken zeigen, dass immer mehr Frauen mit Mitte 30 erst Kinder bekommen, wenn sie die Karriere bereits einige Jahre angeschoben haben. Das war vor 20 Jahren noch anders, doch steigende Lebensqualität im Alter macht es möglich, dass Frauen ihr Leben im Einklang mit dem Beruf und der Kindererziehung um einige Jahre zurückstellen, ohne dadurch benachteiligt zu werden. Im Gegenteil: Oft reifen die Frauen durch diese Lebenserfahrung zu einer besseren und ausgeglicheneren Persönlichkeit, was sich positiv auf die Doppelbelastung auswirken kann. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr positiv auf die Arbeitszufriedenheit und Leistung der Mitarbeiter auswirkt. Sie fühlen sich glücklicher, arbeiten produktiver und besitzen eine hohe Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber, weil dieser durch Flexibilität und Kompromissbereitschaft den Weg ebnet für ein gelungenes Arbeits- und Familienverhältnis.