Constantin Behr ist Geschäftsführer der Golden Gates Edelmetalle GmbH in Görlitz. Wir unterhalten uns über Digitalisierung und die Zukunft des Edelmetallmarktes. Im Vertrieb neue Wege gehen, digital akquirieren, analog verkaufen lautet das Motto ihrer Firma. Wie funktioniert das konkret?
Constantin Behr: Ja, digital ist ja immer ein sehr großes Thema. Aktuell auch in jedem Unternehmen ein Thema und wir haben ein ganz klassisches Produkt, Gold. Das man anfassen kann, was man eigentlich ganz schwer digitalisieren kann und deswegen sagen wir auch, wir akquirieren digital. Weil wir über unsere Webseiten über online Marketing Themen einfach das Interesse an Gold schaffen. Das Interesse an dem Goldkauf an sich, aber der klassische Verkauf funktioniert dann wieder persönlich mit einem Vertriebspartner, mit gut geschulten ausgebildeten Vertriebspartnern, die dort mit uns zusammenarbeiten.
Moderatorin: Gibt es bei ihnen auch das klassische Tafelgeschäft?
Constantin Behr: Das gibt es auch bei uns. Ganz regional in unserem Hauptsitz in Görlitz. Dort haben wir einen Laden mit einem kleinen Showroom wo man sich Gold auch anschauen kann. Dort haben wir alle möglichen Bahnen auf Lager und dort kann man ganz klassisch auch hinkommen und Gold kaufen und mitnehmen.
Moderatorin: Das ist ja so beim Tafelgeschäft, das Kunden unter 10.000 Euro, das ganz ohne Identifizierung kaufen können und direkt mitnehmen können und das ist eine neue Richtlinie oder neue Regulierungsvorschrift, die es da gibt, dass es auf 10.000 Euro gedeckelt ist. Hat das ihr Geschäft irgendwie negativ betroffen?
Constantin Behr: Vorher waren sie auf 15.000 € seit letztem Jahr Juli glaube ich, dann 10.000 € hat aber uns wenig betroffen, weil die meisten, wenn sie anonym kaufen wollen, dann kommen die nur mit unter 10.000 Euro. Aber die wenigsten Kunden haben auch wirklich ein Problem dann einen Ausweis herzuzeigen, weil mit den Daten passiert ja auch sonst nichts. Die bleiben bei uns. Wir müssen es nur wissen, wer dann gekauft hat.
Moderatorin: Herr Behr, inwieweit sind sie von den neuen EU-Datenschutzverordnungen betroffen? Sie haben einen großen Kundenstamm von 15.000 Personen. Sie sind in 11 Ländern vertreten. Sie haben 2.000 Vertriebsmitarbeiter. Da kommt doch bestimmt eine Menge Arbeit auf sie zu.
Constantin Behr: Es war eine Menge Arbeit. Wir sind mit der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung soweit durch bei uns. Es ist eine Herausforderung, gerade durch die Internationalität und die vielen Kunden und vielen Vertriebspartner, aber an sich war das mehr Organisation, weil wir im Vorfeld schon alles, was technisch möglich war zum Schutz der Daten haben wir schon umgesetzt gehabt. Jetzt kam nur noch dazu, die ganze Dokumentation, die gefordert wird von der EU im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung. Und natürlich die Informationen unserer Kunden und einige Datenschutzbestimmungen und so weiter. Das war dort schon ein riesiger Aufwand, aber das haben wir alles umgesetzt, in sieben Sprachen glaube ich übersetzt. Auf unsere Webseiten gebracht und damit haben wir das Thema für uns erstmal gut abgeschlossen und schauen was jetzt noch kommt. Ob es noch Änderungen geben wird. Was die nächsten rechtlichen Entscheidungen sind. ob man nochmal etwas anpassen muss. Aber da sind wir guter Dinge und sind auf alles vorbereitet.
Moderatorin: Zweimal hintereinander erhielten sie die Fokus-Auszeichnung als Wachstums -Champion. Jetzt wurden sie auch noch von der Financial Times als eine der am schnellsten wachsenden Firmen Europas ausgezeichnet. Bleiben sie auf Expansionskurs oder setzt jetzt die Konsolidierungsphase ein? Also wie groß möchten Sie noch werden?
Constantin Behr: Wir wollen wachsen, auch weiterhin die nächsten Jahre. Wir haben alle Voraussetzungen im Hintergrund dafür geschaffen, dass wir auch wachsen können und gesund wachsen können. Und das Wachstum wird hauptsächlich in unseren Kernmärkten Deutschland und Österreich erfolgen denke ich, weil wir dort den Vertrieb immer mehr optimieren und auch unsere Produkte immer mehr optimieren, unsere Prozesse optimieren und da wird dann auch die Entwicklung hingehen. Wir werden mehr Transparenz für den Kunden schaffen. Wir werden eine neue App auf den Markt bringen und wissen, wie also unsere Wachstum Strategien für die nächsten Jahre aussehen wird.
Moderatorin: Eine neue App, wo man direkt vom Handy aus Gold bestellen kann bei Ihnen?
Constantin Behr: Im ersten Schritt wird es erstmal so sein, dass der Kunde erstmal sieht, was hat er bei uns schon gekauft, was hat er einbezahlt. Einfach um mehr Transparenz und damit Vertrauen gegenüber den Kunden auch zu schaffen. Im zweiten Schritt werden wir das Ganze auch weiterentwickeln. Wir haben schon eine App für Vertriebspartner. Die werden wir versuchen zusammenzubringen in der Form, dass man auch darüber kommunizieren kann. Kunde mit Vertriebspartner, Kunde mit uns und es ist dann das klassische Thema Digitalisierung, von dem wir uns natürlich auch weitere Wachstumschancen erhoffen.
Moderatorin.: Das bedeutet, mit der App kann dann der Kunde in Zukunft sehen, wo seine Anlage, wie sein Anlageportfolio genau aussieht, wie sein Gold gestiegen oder gesunken ist?
Constantin Behr: Er sieht, wie viel Goldbestand er hat oder Silber oder Platin, alle Edelmetalle. Oder auch wenn er Technologiemetalle kauft, wieviel Teile der Technologiemetalle er auf seinem Drepot oder in seinem Bestand hat und kann dann jeden Monat schön nachverfolgen, was er eigentlich besitzt und was er gekauft hat.
Moderatorin: Das ist ja sehr interessant, dass auch für den Anleger von Ihren Metallen. Vielen Dank Herr Behr. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Constantin Behr: Ich bedanke mich auch.