Ab dem 1. Januar 2021 tritt die Grundrente in Kraft. 1,3 Millionen Menschen, die lange gearbeitet und unterdurchschnittlich verdient haben, erhalten in Zukunft bis zu 404,86 Euro Aufschlag auf die gesetzliche Rente. Profitieren werden laut Bundesregierung vor allem Frauen und Ostdeutsche.
Mit der Einführung der Grundrente will die Bundesregierung die Lebensleistung von Menschen würdigen, die lange Zeit in die Sozialsysteme eingezahlt und trotzdem nur niedrige Rentenansprüche erworben haben. Die bisher niedrigen Renten von Senioren und Seniorinnen, die ein Leben lang gearbeitet, sollen ab dem 1. Januar 2021 teils spürbare Aufschläge erhalten. Anspruch auf Grundrente haben Personen, die mindestens 33 Jahre gearbeitet, Kinder erzogen und Angehörige gepflegt haben, aber im Durchschnitt weniger als 80 Prozent des Durchschnittsverdienstes im Jahr erzielt haben.
Die Anspruchs- und Einkommensprüfung für die Grundrente soll nach den Plänen der Bundesregierung automatisch erfolgen, Anträge sollen nicht erforderlich sein. Einkommen, die den Freibetrag von 1.250 Euro für Alleinlebende und 1.950 Euro für Paare übersteigen, werden mit dem Anspruch auf Grundrente verrechnet. Maßgeblich ist das zu versteuernde Einkommen. Kapitalerträge und ausländische Einkünfte werden ebenfalls angerechnet. Einkommen über 1.250 Euro (1.950 Euro bei Paaren) werden zu 60 Prozent, Einkommen über 1.600 Euro (2.300 Euro bei Paaren) voll auf die Grundrente angerechnet.
Finanzierung der Grundrente aus Steuermitteln ist sinnvoll
Die Finanzierung der Grundrente erfolgt ausschließlich aus Steuermitteln. Im Einführungsjahr 2021 rechnet die Bundesregierung mit Kosten von 1,3 Milliarden Euro. Die Gesamtkosten für das Gesetzdespaket sollen schrittweise auf 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2025 steigen. Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Sozialsysteme stehen, sind die Steuern durchaus sinnvoll eingesetzt, meint Competent Investment Chef Sven Thieme.
Forscher der Bertelsmann Stiftung, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben in einer Studie ermittelt, dass bis 2035 das Armutsrisiko von 16 Prozent auf 20 Prozent steigen wird. Hauptgrund für das steigende Risiko in Altersarmut zu geraten, ist die demographische Entwicklung. In Zukunft werden immer weniger Erwerbstätige die Rentenzahlungen für eine steigende Zahl Senioren erwirtschaften müssen. Derzeit kommen auf 60 Rentner rund 100 Beitragszahler. In spätestens zehn Jahren wird dieser Wert bei 1:1 liegen. „Die demoskopische Entwicklung wird eine echte Belastungsprobe für das umlagefinanzierte Rentensystem“, kommentiert Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH.
Private Altersvorsorge muss stärker gefördert werden
Mit der Grundrente wird in Zukunft ein größerer Anteil Steuergelder in die Rentensysteme fließen und Entlastung für Senioren mit sehr niedrigen Rentenansprüchen geschaffen. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wird sich dennoch auf sinkende Ansprüche aus der gesetzlichen Rente einstellen müssen und sollte entsprechend vorsorgen. „Um Altersarmut vorzubeugen, führt an einer privaten Altersvorsorge kein Weg vorbei“, sagt Competent-Chef Thieme.
Fast alle Spezialisten raten dazu, die Planung der privaten Altersvorsorge langfristig zu planen. Um die Vorsorgelücke zwischen dem benötigten Einkommen im Alter und den Ansprüchen aus der gesetzlichen Rente zu schließen, können staatlich geförderte Produkte wie Riester- oder Betriebsrenten eingesetzt werden. „Diese staatlich-geförderten Produkte werden als zweite Säule der Altersvorsorge bezeichnet“, erläutert der Competent-Altersvorsorgespezialist Thieme.
Private Altersvorsorge: Produktvielfalt und Überforderung
Weitere Möglichkeiten zum Vermögensaufbau sind, abhängig von verfügbaren Ersparnissen, der Höhe des Einkommens und persönlichen Präferenzen, beispielweise Rentensparpläne, Aktien oder Sachwerte, wie Edelmetalle. „Bei der Produktauswahl müssen Risikoneigung, individuelle Lebensumstände und persönliche Vorlieben berücksichtigt werden. Am wichtigsten ist aber die Diversifikation, die Streuung des Vermögens über mehrere Anlageklassen“, erklärt Competent Investment Geschäftsführer Sven Thieme.
Das eigentliche Problem sei aber nicht der Mangel an Produkten, sondern eine gewisse Überforderung der Bevölkerung mit dem Thema, meint Finanzexperte Sven Thieme. Laut einer Studie der Deutschen Bank finden 56 Prozent aller Teilnehmer die angebotenen Produkte zur Altersvorsorge oft unverständlich, 36 Prozent halten die gesamte Thematik für zu komplex. Sven Thieme kommentiert: „Der Bedarf nach hochwertiger Information zum Thema Altersvorsorge ist enorm groß.“