Die Corona-Krise legt das öffentliche Leben und die Wirtschaft lahm. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und der Börsencrash führen zu finanziellen Verlusten, die langfristige Folgen haben. Doch Immobilienaktien zeigen sich bisher noch robust gegenüber der Corona-Krise. Die Immobilienbranche zeigte deutlich weniger Verluste als der Gesamtmarkt. Ist der Immobilienmarkt wirklich so krisensicher oder wird Corona früher oder später auch hier Auswirkungen haben?
Ökonomen schätzen, dass der Anstieg der Mieten und der Immobilienpreise durch das Virus etwas gedämpft würde. Sollte uns der Shutdown noch länger begleiten, wäre sogar ein Ende des Immobilienbooms denkbar. Mieter und Immobilienkäufer könnten davon profitieren. Da Übernachtungsangebote auch innerhalb Deutschlands nicht mehr für touristische Zwecke genutzt werden dürfen, stehen momentan viele möblierte Ferienwohnungen leer. In den USA gibt es aus diesem Grund unzählige Angebote möblierter Ferienwohnungen auf den regulären Mietwohnungsmärkten. Hier kämen laut Immoscout nur vereinzelt möblierte Wohnungen hinzu. Ein Trend ist dies hierzulande also noch nicht.
Stillstand auf dem Wohnungsmarkt
Der Immobilienexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Voigtländer, vermutet, dass der Wohnungsmarkt in den nächsten Monaten zum Stillstand kommt. Erste Rückgänge seien bereits bei Google-Suchen zum Thema Kaufen, Mieten oder Wohnen zu beobachten, was ein erster Indikator für eine Stagnation am Immobilienmarkt sei. Ein Rückgang der Immobilienpreise sei zu erwarten. „Ich bezweifle, dass etwa die ambitionierten Preise bei Neubauten derzeit noch durchzusetzen sind.“
Zuverlässige Mieter sind jetzt Gold wert
Eine neue Vorschrift, die von der Bundesregierung im Rahmen der Corona-Krise festgelegt wurde, belastet vor allem Vermieter. Diese dürfen ihren Mietern nicht mehr kündigen, wenn diese wegen der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen können. Diese Vorschrift gilt zunächst für Mietschulden von April bis Ende Juni. Große Wohnungskonzerne kommen ihren Mietern bereits entgegen, indem sie auf Mietsteigerungen oder Kündigungen verzichten. Voigtländer sagt dazu: „Die rosigen Zeiten für Vermieter sind vorbei und der Verhandlungsspielraum für Mieter könnte wieder wachsen. Viele Vermieter dürften erst mal froh sein, wenn sie zuverlässige Mieter nicht verlieren.“
Kein Preissturz
Trotzdem rechnen Immobilienexperten nicht mit einem Einbruch der Mieten und Kaufpreise. Manche Beobachter sprachen von bevorstehenden Preisrückgängen um 30 Prozent. Voigtländer hält das für unwahrscheinlich. „Die Wohnungsknappheit in den Städten bleibt, die Zinsen für die Finanzierungen sind niedrig und viele Menschen haben hohe Vermögen.“ Die Städte werden auch nach der Corona-Krise unter Wohnungsknappheit leiden, denn auch die Baubranche ist betroffen. Engpässe bei Lieferungen, zu wenige Arbeitskräfte und erhöhte Vorsichtsmaßnahmen führen zu einer starken Verlangsamung von Bauarbeiten.
Immobilienaktien und -fonds bleiben standhaft
Der Immobilienkonzern Vonovia sieht keine negativen Auswirkungen auf sich zukommen. Während der Dax seit Januar insgesamt rund 35 Prozent verlor, sackte der Kurs von Vonovia nur um 15 Prozent ab. Der Konzern sagte, dass diese Krise das Mietwachstum nicht beeinträchtige und Vonovia in ihrem Geschäftsmodell keine relevante Lieferkette habe, die nun unterbrochen werde. Dem Negativtrend trotzen nicht nur Immobilienaktien, sondern auch offene Immobilienfonds. Laut Experten gab es keine Abflüsse in dieser Anlagenklasse. Viele Fonds hätten sogar Netto-Mittelzuflüsse erzielt. Die Branche hat aus der Finanzkrise 2008/2009 gelernt. Damals zogen sich Anleger eher zurück und brachten die Fonds in Liquiditätsschwierigkeiten, so dass viele Fonds schließen mussten. Seit 2013 gilt die Regelung einer Mindesthaltedauer von zwei Jahren und eine einjährige Kündigungsfrist. Das bewährt sich nun in der Corona-Krise.