Die Krise macht auch vor dem Ölmarkt nicht Halt. Russland und Saudi-Arabien liefern sich unterdessen einen Kampf um die Preise und der Opec-Deal zur Förderbremse läuft aus. Die bevorstehende globale Rezession könnte durch das billige Öl verschlimmert werden. Überraschende Konjunkturdaten aus China sorgen trotzdem für Zuversicht.
Das Coronavirus hat alles im Griff. Fahrzeuge werden genauso wie Flugzeuge nicht bewegt und die Produktion wurde überall stark heruntergefahren. Die Welt steht still. Der Chef der Internationalen Energieagentur Fatih Birol vermutet, dass die Ölnachfrage 2020 um bis zu 20 Prozent fallen könnte. Der Ölpreis fällt. Ein Barrel der Sorte Brent fiel am Montag, den 30. März auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren. Die Sorte WTI sank unter 20 Dollar. Doch nicht nur die Corona-Krise ist für den drastischen Preisrückgang verantwortlich. Ein Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland verschärft die Situation zusätzlich.
Krise der Ölgiganten
Russland und Saudi-Arabien konnten sich vor drei Wochen nicht auf ein gemeinsames Vorgehen bezüglich des Rückgangs der Ölnachfrage in der Corona-Krise einigen. Um Russland zum Einlenken zu bewegen, hatte Saudi-Arabien trotz der Pandemie die Ölproduktion erhöht und die Preise gesenkt. Moskau hat sich bisher nicht überzeugen lassen und geht bei dem Preissturz mit. Dieser Konflikt verursacht ein Überangebot von Rohöl auf den Märkten. Durch die massiv gesunkene Nachfrage rutscht der Ölpreis auf ein Krisen-Tief.
Die USA versuchen laut Experten Saudi-Arabien zu überzeugen, den Preiskrieg zu beenden. Der US-Energieminister Dan Brouillette gab bekannt, dass sogar über eine Öl-Allianz mit Saudi-Arabien gesprochen wurde. Sollten die USA nicht schaffen den Konflikt zu beenden, wird der Ölpreis weiter fallen. Immerhin zeigte sich Russland relativ offen für ein neues Abkommen mit den Opec-Staaten. Kirill Dmitriew, Chef des russichen Staatsfonds, sagte kürzlich, dass er eine Opec+-Vereinbarung für möglich halte, wenn sich auch andere Länder beteiligten. Es sei nötig, dass die Länder gemeinsam handeln, um die Wiederherstellung der weltweiten Wirtschaft zu gewährleisten.
Starke Konjunkturdaten aus China
Aktuelle Konjunkturdaten aus China sorgen inzwischen für Zuversicht und stützen die Ölpreise. Diese sind nach dem Tiefstand vom Montag wieder gestiegen. Am Dienstag, dem 31. März, lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bei 22,88 Dollar und ist damit innerhalb eines Tages um zwölf Cent gestiegen. Das Barrel der amerikanischen Sorte WTI stieg sogar um 96 Cent. China war als erstes von der Coronavirus-Epidemie betroffen und hat sich inzwischen weitestgehend erholt. Auch wirtschaftlich scheint sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt langsam wieder zu erholen. In China hat sich die Stimmung im Industriesektor verbessert. Die Wirtschaft scheint wieder zu wachsen. Die Öl-Industrie ist wieder angelaufen und die Auslastung der Raffinerien erreichte bereits wieder das Niveau vor der Corona-Krise.