Die Wirtschaft stellt sich auf schwierige Zeiten ein. Wirtschaftsverbände warnen vor Auswirkungen auf die deutsche Industrie. An den Börsen brechen die Kurse ein.
Zwar ist es noch nicht so weit, dass deutsche Unternehmen die Produktion komplett einstellen müssen, schwierige Zeiten kämen laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dennoch auf die deutsche Wirtschaft zu. Vor allem sei die Industrie betroffen, die auf chinesische Zulieferer angewiesen seien. Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Wirtschaftsforums (DIW), warnt vor den Auswirkungen, die der Produktionsstopp in China mit sich bringen wird. Spürbar werden erste Auswirkungen des Coronavirus bereits bei Flugunternehmen, Reiseveranstalter und in der Tourismusbranche. Zudem werden die Folgen vor allem die Automobilhersteller, die Maschinenbaubranche sowie Chemie- und Elektro-Industrie treffen, befürchtet Volker Treier, der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK).
„Die Auswirkungen des Coronavirus sind für die globale Wirtschaft und die exportorientierte deutsche Industrie deutlich zu spüren.“ erklärte der BDI in einer Pressemitteilung. Über 5000 deutsche Unternehmen in China seien bereits hinsichtlich Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt und mehrere Industriebranchen in Deutschland würden mit Engpässen bei Lieferungen rechnen. Der Präsident vom Bundesverband mittelständischer Wirtschaft Mario Ohoven geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr kaum mehr wachsen werde. Eine Umfrage seines Verbands habe ergeben, dass bereits 25 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen die Auswirkungen des Coronavirus spürten. Ohoven meint, dass diese Folgen sich alleine schon aus den weltweiten wirtschaftlichen Lieferverflechtungen ergeben würden. China ist für viele Unternehmen ein wichtiger Handelspartner. Derzeit stockt dort jedoch die Produktion und der Nachschub der asiatischen Zuliefererbetriebe bleibt aus. Problematisch ist das, weil es kaum Möglichkeiten gibt darauf flexibel zu reagieren. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (ifW) erklärte, dass es einige Zeit brauche, um neue Lieferketten zu schaffen, da Deutschland kaum mehr mit Lagern arbeite. Zudem rechnet das Institut um Wachstumseinbußen von 0,2 Prozent. Das könnte im schlimsten Falle der Tropfen auf den heißen Stein zu einer Rezession sein.
An der Börse brechen die Kurse bereits ein. Am Freitag, dem 28. Februar verbuchte der Dax ein Minus von fast vier Prozent. Über die Woche kommt ein Absturz von über 12 Prozent zusammen. Der Dax ist auf dem tiefsten Stand seit sechs Monaten. Auch wenn sich der deutsche Leitindex Mitte Februar noch auf einem Rekordhoch befand, endet er nun im Minus. Insgesamt hat der Dax im Börsenmonat Februar acht Prozent verloren. Ob sich dieser Abwärtstrend wieder umkehrt, ist fraglich und hängt davon ab wie stark sich das Virus weiter verbreitet. Zwar haben viele Unternehmen in China ihre Arbeit wieder aufgenommen. Dennoch sind Lieferketten weiterhin unterbrochen, da sich das Coronavirus auch in Südkorea, Japan und Europa auszubreiten droht und dementsprechende Maßnahmen eingeleitet wurden.