Jeder kennt das: Manchmal stimmt eigentlich alles und man ist rundum glücklich. Man sitzt mit Freunden zusammen bei einem schönen Essen, man ist mit Familie und Kindern im Urlaub oder man hat erfolgreich ein berufliches Projekt abgewickelt. Doch warum stellt sich das Glück eigentlich nicht regelmäßig und zuverlässig ein? Und woraus besteht es dann denn, das Glück? Für den einen ist es ein Glück, wenn er ungestört zu Hause sitzen kann, für den anderen bedeutet Glück, wenn er im Lotto gewonnen hat und für den Dritten ist die Bedeutung von Glück daran gekoppelt, dass er sich einfach nur des Lebens freut. Glück ist so vielfältig und millionenfach unterschiedlich. Nicht nur Aristoteles hatte Recht, als er sagte: „Glück ist Selbstgenügsamkeit.“ Oder Albert Schweitzer, der behauptete: „Einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“ Dabei sagt die Wissenschaft, dass Menschen zwischen 35 und 54 Jahren die Unglücklichsten ein sollen, so die Neurowissenschaftlerin Tali Sharot aus London.
Am höchsten ist die Lebenszufriedenheit bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, danach wieder ab 50. Es ist die sogenannte U-Kurve des Glücks. Wir starten happy und fröhlich und sinken ab und steigen dann wieder langsam nach oben. Zu den glücklichsten Ländern der Erde gehört z.B. Finnland, so behauptet es der „Weltglücksreport“ der Vereinten Nationen. Auf dieser Liste ist das weltweit unglücklichste Land der Südsudan, dabei scheint dort beispielsweise 12 Stunden am Tag die Sonne, aber die meisten Menschen sind arm und das drückt auf die Stimmung. Also, arm aber glücklich, dieser Spruch gilt hier sicherlich nicht.
Viele fragen sich ob viel Geld und Glück zusammenhängen. Dabei sagt die Wissenschaft, dass etwa 65.000 Euro im Jahr reichen, um glücklich zu sein. Mehr Geld macht dabei nicht glücklicher. Es gibt aber auch andere Stimmen, wie die der Soziologin Hilke Brockmann. Sie behauptet: „Ungleichheit macht uns unglücklich.“ Danach hänge das Glück davon ab, wieviel wir im Vergleich mit anderen besitzen. Aber kann man sich auch bewusst für das Glück entscheiden? Gerade bestätigen britische Wissenschaftler, dass Menschen, die versuchen besonders glücklich zu sein, oft daran scheitern. Und dazu noch ein höheres Risiko haben, deswegen depressiv zu werden. Heißt, die Suche nach dem Glück kann unglücklich machen. In einem Test wurden hunderte britische Studenten getestet, wie sie mit Glück umgehen bzw. dieses erreichen. Dabei wurden zwei Mechanismen bekannt, die genutzt werden, um glücklich zu sein: Vermeidung und Unterdrückung. Die Teilnehmer, die angaben, besonders aufs Glücklichsein fokussiert zu sein, waren gleichzeitig auch die, die ihre Gefühle schlechter im Griff hatten.
Bei Umfragen, egal in welchem Kulturkreis, haben die Menschen auf die Frage nach ihrer Zukunft und die ihrer Familien geantwortet, dass sie die Zukunft optimistisch sehen. Angst vor Krankheiten und Elend werden einfach verdrängt. Aber wie erklärt sich dieser Mangel an Realitätssinn? Wahrscheinlich durch unsere Fähigkeit, die Vergangenheit in unserem Sinn umzudeuten, Auch wenn wir gerne annehmen, dass unser Gedächtnis dazu da ist, korrekte Erinnerungen an das, was wir erlebt haben, zu liefern: Das tut es nicht! Vielmehr hilft es dabei, sich die eigene Zukunft vorstellen und planen zu können. In einer mentalen Zeitreise, wie die Neurowissenschaftlerin Narot sagt. „Was wir von der Zukunft erwarten, bestimmt auch unsere Zufriedenheit in der Gegenwart.“ Es macht uns also glücklich, mit Vorfreude an das zu denken, was noch kommt. Dabei ist eine positive Einstellung generell hilfreich, weil diese unser Handeln beeinflusst.
Was im Gehirn geschieht, wenn Menschen Glück empfinden, ist wissenschaftlich gut erforscht. Ein körpereigener Mix aus Opioiden, allen voran Endorphinen, wird ausgeschüttet. Man erlebt ein rauschhaftes Hoch. Doch das ebbt wieder ab. Denn das Gehirn ist nicht dafür gemacht, ständig Glück zu empfinden. Im Gegenteil, das kann ihm sogar schaden. Aus Studien weiß man, dass die Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zu fast einem Drittel genetisch bedingt sind. Der Rest hängt von sogenannten Umweltfaktoren ab: Wieviel Liebe und Bindung wir als Kind erfahren haben, welche Chancen und Möglichkeiten sich und bieten und wie wir sie annehmen. Bedeutet: Die Fähigkeit zufrieden und glücklich zu sein, liegt auch in unserer Hand. Oder wie der Bremer Neurobiologe Gerhard Roth es beschreibt: „Glück ist eine momentane Abweichung vom individuellen Zufriedenheitslevel.“ Aber Glück und Erfolg sind zwei Paar Schuhe, die nicht zusammengehören. Wichtig ist offensichtlich für jeden einzelnen, dass er in der Lage ist, Glück im richtigen Moment zu genießen, Glücksmomente nicht durch Neid zu zerstören, und auch bei den einfachen Dingen im Leben Glück zu empfinden. Dann ist der Weg zum Glück nicht allzu weit und für jeden erreichbar.