Jeder kennt Mallorca, den Ballermann oder El Arenal. Schlimm genug könnten diejenigen sagen, die wissen, dass Spanien noch soviel mehr zu bieten hat. Fernab von den Touristen-Hotspots, auch weit weg von Barcelona, Marbella oder der Costa Blanca. Im Nordwestern, wo es Strände wie in der Karibik gibt oder Landschaften wie in Cornwall in Großbritannien, da findet man Galiciens natürliche Schönheit. Die Region im Nordwesten Spaniens hat nichts vom Glamour und Trubel der Balearen oder dem Schnickschnack Andalusiens im Süden. Dafür hat dieser Landstrich all das, was der Rest des Landes nicht hat: Ein rauhes Stück Erde mit dem meisten Regen Spaniens, kaltfeuchten Wintern und herrlich angenehmen Sommern, mit einer vom Morgentau geschwängerten Luft. Auch eine eigene Sprache, das „Gallego“ hat Galicien, genauso wie eine eigene Küche mit viel Meeresfrüchten wie den Tintenfisch auf Paprikapulver „Pulpo a la gallega“. Was sonst in Spanien überall zu bekommen ist, die klassische Paella, das bekannte Reisegericht, wird hier partout nicht angeboten. Die bekannten Klänge spanischer Flamenco-Gitarren vermisst man hier nicht, da der Dudelsack auf Dorffesten den Ton angibt.
In der Region von Galicien ist eigentlich nichts richtig aufgehübscht oder teuer restauriert, hier steht die Natur im Mittelpunkt und das Nachbarland Portugal lockt dafür mit schön verzierten Häusern und Promenaden. Die eindrucksvolle Küste zieht sich 1.700 km lang mit tollen karibisch-anmutenden Stränden, eher wenigen Touristen und toller Wasserqualität. Im Landesinneren gibt es dichte Vegetation mit üppigen Wäldern, so dass der Eindruck von Cornwall mehr gegeben ist als der Gedanke an spanische Landschaften. Am Atlantik herrscht einfach ein anderes Klima, das Meer schäumt stärker und die Muscheln schmecken besser. Muschelzucht gehört hier zu den Haupteinnahmequellen. Denn Galicien lebt am und vom Meer. Landwirtschaft oder Industrie gibt es nicht, eigentlich ist die Region arm. Viele Einheimische sind einst weggezogen. Langsam kommen sie zurück, denn die Tourismus-Industrie zieht mittlerweile etwas an. Es hat sich herumgesprochen, dass um die Halbinsel O Grove am Westzipfel der Küste attraktive Strandorte zu finden sind. Da dümpeln die wenigen Yachten der Millionäre, wie ZARA-Gründer Amancio Ortega. Aber besonders schön ist die Bucht von San Vicente do Mar am äußersten Westzipfel. In den Sommermonaten wird es erst gegen 23 Uhr richtig dunkel und die kleinen schicken Restaurants und Bars sind eine Augenweide. Übrigens: Auch die Hotelpreise sind durchaus vertretbar, ein Doppelzimmer kostet im Schnitt 80 Euro pro Nacht, dafür mit Frühstück und direktem Meerblick. Absolut unschlagbar, dazu ruhig. Und gastfreundlich sind die Menschen auch noch. Die vielen alten Steinhäuser, ein Markenzeichen von Galicien, werden mehr und mehr renoviert, weil die Eigentümer nach und nach zurückkehren. Das ruhige ländliche Leben ist für viele ein Magnet. Das Klima ist nicht wie sonst in Spanien, nämlich im Sommer sehr heiß und im Winter gemäßigt, sondern eher mitteleuropäisch. Also ohne die sengende Hitze, die man von Spanien ansonsten kennt. Besonders im Süden, an der Costa del Sol, Richtung Granada oder auch Sevilla wird es monatelang 35-40 Grad warm im Sommer.
Im Landesinneren kann man im übrigen wunderbar alte Gebäude wie die Pfarrkirche Santa Comba im Stil des klassizistischen Barock erkunden, es gibt außerdem kleine Weinberge und unzählige gelb blühende Maisfelder. Dazu die „Horreos“ die kleine Kapellen auf Stelzen, wo der Mais getrocknet wird. Davon soll es 30.000 Stück dort geben. Und riesige Hortensienbüsche, die man so bei uns nicht sieht. Natürlich ist auch die Hauptstadt, Santiago de Compostela, ein Highlight einer jeden Reise. Auch eine ganz neue Bahnverbindung zwischen A Coruna und Vigo erleichter das Reisen in der Region. Galicien ist das andere Spanien, welches man unbedingt kennenlernen sollte.