Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert… Egal, ob dieses Zitat nun von Wilhelm Busch oder Berthold Brecht stammt – wichtig ist, dass die Autoindustrie sich genau diese „Lebensweisheit“ offensichtlich zum Motto auserkoren hat, um weiter die Verbraucher mit kleineren und größeren Betrügereien an der Nase herumzuführen. Aktuell geht es um falsche Verbrauchszahlen beim Kraftstoff, die bei den Werksangaben von Automobilherstellern gemacht werden, aber nicht mit Realmessungen übereinstimmen. Bedeutet, fast jedes Auto säuft mehr Sprit als es eigentlich sollte. Und der Dumme ist der Verbraucher, der getäuscht wird und sowohl mehr Geld für Kraftstoff ausgeben muss als auch in seinem Umweltbewußtsein arg getäuscht wird – dadurch, dass ein niedriger Kraftstoffverbrauch die Umwelt eigentlich weniger belastet.
Mit einem neuen Messverfahren kann und muss seit 2018 der Verbrauch von Neuwagen gemessen werden, damit einer Zulassung zugestimmt werden darf. Dieses WLTP-Messverfahren (Worldwide harmonized Light Duty Test Procedure) wird angewendet, um Autos auf einem Prüfstand genau zu untersuchen und den Verbrauch an Treibstoff zu messen. Dieser Test entspricht einem Durchschnittsverbrauch, der durch unterschiedliche Fahrgeschwindigkeiten simuliert wird. Auch E-Autos werden so getestet, um zu sehen, wieviel elektrische Energie verbraucht wird. Seit Anfang dieses Jahres gelten in der EU weltweit die strengsten Abgasnormen, die besagen, dass ein Hersteller einen Richtwert von 95 Gramm/km CO2-Ausstoss in seiner gesamten Flotte nicht überschreiten darf, sonst drohen Strafzahlungen. Heißt, wenn einer der hergestellten PKW hohe CO2-Abgaswerte hat, muss ein anderes Modell aus der Produktion weit niedrigere Werte nachweisen, um einen Ausgleich zu schaffen. Um also auf einen Verbrauch von lediglich 95g/km zu kommen, dürfte ein Benziner höchstens 4,1 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen, ein Diesel höchstens 3,6 Liter, doch die erstellten Tabellen der Meistverkauften Autos in Deutschland – egal ob Benziner oder Diesel – können diese Vorgaben gar nicht einhalten. Daher werden die Verbrauchszahlen von Herstellerseite einfach nach unten korrigiert. Was für ein Beschiss!
Man kann sich unter diesen Umständen sehr gut vorstellen, warum die Autoindustrie so stark daran interessiert ist, dass E-Automobile und Hybrid-Modelle in Serie gehen und schnellstens den Verbrennungsmotor ablösen. Ansonsten gehen die Autobauer irgendwann finanziell am Stock, denn die geschätzten Strafzahlungen liegen dann für die führenden 13 europäischen Hersteller bei ca. 14,5 Milliarden Euro. Und das würde sich deutlich auf den Kaufpreis eines Autos niederschlagen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass auch andere nicht europäische Länder den CO2-Ausstoss begrenzen, sonst bedeutet diese Aktion wieder mal nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wie es heißt, beschäftigen gefälschte Verbrauchszahlen zum Spritverbrauch bereits seit 2015 die Staatsanwälte, wenn man nur mal VW als Beispiel nimmt. Da wusste man bereits, dass manipuliert wird – nicht nur bei den Abgasnormen- und werten. Dennoch scheint es in der gesamten Branche üblich zu sein, lieber den Zahlen-Betrug beim Verbrauch so lange fortzuführen, bis langjährig andauernde Gerichtsverfahren irgendwann zu einem Urteil führen. Bis dahin hofft die Branche offensichtlich auf gesetzliche Neuregelungen oder darauf, dass sich Hybride oder E-Autos durchgesetzt haben und das Problem sich in Luft auflöst.