Im Rahmen der Krise um den Flugzeugtyp 737 Max tritt der Vorstandschef Dennis Muilenburg zurück. Der Führungswechsel sei notwendig, um „Vertrauen wieder herzustellen.“
Wie Boeing am Montag vor 2 Wochen mitteilte, tritt Muilenburg mit sofortiger Wirkung von all seinen Ämtern zurück. Der 55-jährige Topmanager stand aufgrund seines Krisenmanagements nach zwei Abstürzen des Flugzeuges 737 Max in heftiger Kritik. Bei den Abstürzen in Indonesien und in Äthiopien kamen insgesamt 346 Menschen ums Leben. Die darauffolgenden Rücktrittsforderungen lehnte Muilenburg bisher ab. Nachdem sogar die US-Luftfahrtaufsicht FAA den Vorstandschef öffentlich zurechtwies und die Produktion des Flugzeugtyps 737 eingestellt werden musste, wurde der Druck scheinbar zu groß. Boeing steht im Verdacht, die Unglücksflieger zu schnell auf den Markt gebracht zu haben, so dass Sicherheitslücken entstanden.
Probleme mit dem Steuerungsprogramm
Als Kernproblem der Krise wird das Steuerungsprogramm MCAS gesehen, denn laut Untersuchungen war das maßgeblich für die Abstürze verantwortlich. Nachdem das erste Flugzeug 2018 in Indonesien abgestürzt war, hatte der Konzern versprochen, der Problematik mit dem Programm auf den Grund zu gehen. Mittels Software-Update sollten dann schließlich alle Probleme behoben sein. Kurze Zeit danach kam es zum Absturz in Äthiopien. Das Update hat noch immer keine Zulassung von der FAA.
Die beiden Unglücksfälle stürzten auch Boeing in eine tiefe Krise. Alle Flugzeuge des Typs 737 Max sind weltweit mit einem Startverbot belegt. Vergangene Woche hat der Konzern zudem die Einstellung der Produktion bekannt gegeben.
Die Anschuldigungen gegenüber Boeing sind heftig. So wird dem Konzern vorgeworfen die Unglücksflieger überstürzt auf den Markt gebracht zu haben, nur um mit Airbus mithalten zu können. Dabei hat Boeing die Sicherheit vernachlässigt, so der Verdacht. Obwohl der Konzern die Vorwürfe zurückweist, räumte er Fehler ein.
Ein Desaster – Nicht nur für Boeing
Für den Hersteller des 737 Max ist diese Krise ein Desaster, das bereits jetzt zu monetären Schäden als auch zu Imageverlust geführt hat. Doch nicht nur für die Fluggesellschaften und Zulieferer ist die Produktionspause eine starke Belastung. Auch ein Unternehmen von der Größe Boeings gerate so an seine Grenzen, so der Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt. Er erklärt weiter: „Da stehen inzwischen rund 400 Flugzeuge bereit, die nicht an die Kunden ausgeliefert werden können und ein Kapital von rund 20 Milliarden Dollar binden.“ Noch im November hatte Boeing zuversichtlich verkündet, dass eine erneute Starterlaubnis noch bis Ende Dezember von den Behörden erteilt werden würde. Die Hoffnung der Investoren auf ein Ende der Krise entpuppte sich im Endeffekt dann doch nur als Trugschluss. Boeing hatte die frohe Botschaft ohne Absprache mit der FAA verbreitet.
Nachfolger von Muilenburg wird der bisherige Verwaltungsratschef David Calhoun, der ab dem 13. Januar den Chefposten übernehmen soll. Der Verwaltungsrat möchte mit dem Führungswechsel eine Wiederherstellung des Vertrauens in das Unternehmen in Angriff nehmen. Beziehungen zu Regulierern und Geschäftspartner müssten nun repariert werden.