Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft verlangsamte sich im dritten Quartal. Mit nur 6,0 Prozent fiel der Fortschritt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unerwartet gering aus. Ursachen dafür sind laut Experten nicht nur der Handelskonflikt mit den USA, sondern auch die chinesische Geldpolitik und verunsicherte Investoren.
Der Sprecher der chinesischen Statistikbehörde Mao Shengyong sieht China mit „wachsenden Risiken und Herausforderungen im Inland und Ausland konfrontiert.“ Damit spricht er zum einen den andauernden Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten an. Zum anderen räumt er eine innerchinesische Wirtschaftsproblematik ein. So hat die zweitgrößte Volksrepublik der Welt mit einer stetig wachsenden Verschuldung vieler Unternehmen zu kämpfen. Außerdem verringert sich die Binnennachfrage. Zudem gibt es größere Probleme in der Produktivität als es das Wirtschaftswachstum vermuten ließe.
Der Handelskonflikt und die Weltwirtschaft
Der seit 2018 immer wieder aufkeimende Konflikt zwischen den USA und China belastet die Wirtschaft weltweit. Die beiden Wirtschaftsmächte erheben gegenseitig Zölle auf bestimmte Waren.
Zwar bringen beide Parteien inzwischen die Bereitschaft zu einer Einigung mit. Es gibt jedoch noch viele Unklarheiten. Ob eine Übereinkunft zustande kommt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Aus dem World Economic Outlook, der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) vor kurzem vorgelegt wurde, geht eine schwächelnde Weltwirtschaft hervor. Für dieses Jahr wird nur noch ein globales Wachstum von 3 Prozent erwartet. IWF-Chefökonomin Gita Gopinath macht neu errichtete Handelsbarrieren und politische Krisen dafür verantwortlich. Insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China würde das Wachstum im kommenden Jahr um 0,8 Prozent verringern.
Der Handelskonflikt und Chinas Wirtschaft
Durch die wachsende Verunsicherung, die der Handelsstreit auslöst, halten sich Unternehmen in Bezug auf China zurück und sorgen so für eine stärkere Verlangsamung der Wirtschaftsleistung.
„Stark fallende Exporte in die Vereinigten Staaten haben im dritten Quartal dazu beigetragen, dass Chinas Exporte insgesamt schrumpften“, sagte Max Zenglein vom Berliner China-Institut Merics.
Jedoch sei nicht ausschließlich der Handelskonflikt für das langsame Wachstum der chinesischen Wirtschaft verantwortlich: „Der Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten zeichnet sich erst allmählich in den Zahlen ab.“ Vielmehr seien die Bestrebungen Pekings, die Überschuldung einzudämmen und das Kreditwachstum für die schwächelnde Wirtschaft verantwortlich.
Der Streit werde sich jedoch in Zukunft noch deutlicher abzeichnen.
Chinas schwächelnde Industrie
Im Oktober fiel der Abschwung stärker aus als im September. So teilte das nationale Statistikbüro in Peking mit, dass der staatliche Einkaufsmanagerindex (EMI) auf 49,3 Punkte fiel. Im Vergleich zu September bedeutet das einen Rückgang um 0,5 Punkte. Der Index basiert auf einer Befragung von 3.000 Industrieunternehmen in China. Ein Wert von 50 Punkten wird hier als neutral gewertet, während alle darüber liegenden Werte eine steigende und Werte unter 50 eine rückläufige Produktion bezeichnen. Dieser Index besteht aus den Indikatoren Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestand und beschreibt somit ein ökonomisches Stimmungsbild der Industrie. Deutlich wird auch hier der Rückgang und unterstreicht die allgemeine wirtschaftliche Lage der Volksrepublik.