Es genügt ein einschlägiges Ereignis, wie das vor 4 Wochen in Berlin, als ein Geländewagen (SUV) ungebremst in wartende Personen gerast ist und dabei 4 Menschen getötet hat, um eine ganze Autosparte und deren Nutzer in Verruf zu bringen. Denn die Menschen suchen sich permanent ein „Feindbild“, das sie oder die Medien dann für ausufernde Kritik oder vernichtende Beurteilungen nutzen. Es wird offensichtlich weniger abgewogen, sondern gleich mit voller Breitseite draufgehauen. Jedenfalls geht die „öffentliche Stigmatisierung“ beim Thema SUV so weit, dass Kritiker sogar die Besitzer dieser Geländewagen als potenzielle Mörder verunglimpfen oder ein generelles Verbot für diese PKW fordern. Die Frage ist, ob etwas dran ist an der Kritik und ob SUVs nicht ins Straßenbild gehören, oder ob der eher bullig daherkommende Bolide ein Auto wie jedes andere ist.
Wie bei jedem Wagen gibt es Argumente, die dafür und dagegen sprechen, ob so ein Gefährt sinnig oder unsinnig ist, ob man es wirklich braucht oder nicht. Richtig in Mode gekommen sind mittlerweile die aus Amerika kommenden SUV – Sport Utility Vehicle, oder übersetzt: sportliche Nutzfahrzeuge. Diese bieten viel Platz, passen wunderbar ins Stadtbild, sind ein Indiz für gelungenes Automobil-Design und sind meistens PS-stark. Aber sie stehen auf der anderen Seite in der Kritik als Spritfresser, Umweltverschmutzer und raumgreifende „Ungetüme“. Für viele Fans ein Muss, für Umweltschützer ein Ärgernis. Der Vorfall in Berlin mit 4 Toten trägt natürlich dazu bei, dass sich ganze Bevölkerungsgruppen auf diesen Typ Auto einschießen und diesen am liebsten von den Straßen weghaben wollen. Dabei ist es doch wahrscheinlich gleich, ob man mit einem normalen PKW oder einem SUV in einen Unfall mit Personen verwickelt wird. Das Auto an sich ist ein gefährlicher Gegenstand, der viel Unheil anrichten kann. Nur wer kein Auto fährt, gibt die potenzielle Gefahr für Leib und Leben anderer vollständig ab. Am beliebten SUV scheiden sich die Geister und auch die Experten sind nicht einer Meinung. Dabei ist ihr Fahrkomfort und die hohe Ladekapazität für Personen und Gepäck ein überzeugendes Argument für deren Erwerb. Kritikpunkte sind: teurer in der Anschaffung, nicht immer geländetauglich, höheres Verletzungsrisiko für Unfallgegner, höherer Kraftstoffverbrauch und höhere Schadstoffemission. Außerdem kritisieren die SUV-Gegner, dass diese Fahrzeuge lediglich als Statussymbol zum Angeben gekauft werden.
Dennoch eines vorweg: Die große Beleibtheit der SUV scheint ungebrochen, lag doch ihr Anteil bei Neuzulassungen des Jahres 2018 bei 18,3 Prozent (Information des Kraftfahrt-Bundesamtes). Das entspricht dem größten Zuwachs im Vergleich mit anderen Fahrzeugsegmenten. Und dokumentiert auch, dass die Deutschen SUVs lieben. Zu den vielen Vorzügen eines sportlichen Nutzfahrzeugs gehört der bequeme hohe Einstieg und die hohe, übersichtliche Sitzposition. Außerdem bietet das Fahrzeug durch die hochgelegene Karosserie einen besseren Unfallschutz für die Insassen – allerdings zum Nachteil der anderen Unfallbeteiligten. Die Hersteller jedenfalls wollen weiter am Boom um die modernen „Geländewagen“ profitieren. Allein bei den Kompakt-SUV kommen dieses und nächstes Jahr viele neue Modelle auf den Markt, unter anderem der Range Rover Evoque, Audi Q3 Sportback, Skoda Kamiq, Ford Kuga, Mercedes GLB, VW T-Roc Cabrio und Nissan Qashqai. Die große Produktvielfalt zeigt, dass die Nachfrage nach SUV ungebrochen ist. Das kann auch durch einen schrecklichen Unfall wie in Berlin nicht erschüttert werden. Wenn sich die Aufregung um SUVs demnächst wieder gelegt hat, wird man sich auf neue „Feindbilder“ einschießen. Wie zuletzt auf die E-Tretroller, die viele aus dem Stadt- und Straßenbild verbannen wollen, sind sie doch deren Meinung nach zu schnell, zu gefährlich und zu unnötig.