Als Edelmetall ist Gold in den Zähnen ein Klassiker: Keine Auflösung bei physikalischen oder chemischen Prozessen der Nahrungsaufnahme, kein unangenehmes Fließen elektrischen Stroms im Mund durch flüssigkeitsbedingten Kontaktschluss zwischen verschieden edlen Metallen. Eine sehr wenige Milligramm kleine Rolle spielt die hervorragende Leiteigenschaft in der Computer- und Mobilfunkindustrie, und eine etwas größere als Beweis für die Wertschätzung der Angetrauten. Doch sprechen unabhängig von Zahnsubstanz, Elektrizität oder Liebe praktische Gründe für Investitionen in Gold?
Gold zahlt keine Dividende wie Aktien, Gold wirft im Gegensatz zu Banken oder Anleihen keine Zinsen ab, Gold beschert Anlegern auch keine Genussrechte. Gold arbeitet nicht und gibt auch keine Gutscheine aus. Es ist einfach nur da und sinkt oder fällt mit den Launen des aktuellen Welthandels. Verglichen mit den Kursen im Jahr 2000 konnte die Performance jedoch mit den Aktienmärkten mithalten.
Dennoch ist es ratsam, stets etwas Gold zuhause zu haben. Währungen kommen und gehen, Wirtschaftssysteme ebenso. Gold bleibt.
Dabei ist einzuräumen, dass Währungen und Wirtschaftssysteme derart selten zusammenbrechen, dass in dem Zusammenhang die Frage berechtigt ist, ob der vom Gold ausgeschüttete „Nullzins“ die Investition in das gelbe Edelmetall rechtfertigt. Schon dass sich der Welthandel extrem für Gold interessiert und sich täglich mit der Wertfrage befasst, gibt da ein klares Zeichen. Notenbanken sichern derzeit vielfach Werte durch Goldankauf, Geschäftsbanken und Versicherungsgesellschaften finden mit Gold einen Weg aus dem Minuszins.
Die Antwort lautet deshalb auch für den Privatanleger: Absolut ja! Gold war zu allen Zeiten selten und zu allen Zeiten begehrt, davon künden sowohl die Bibel als auch der Koran. Gold zeigte sich bei allen Schwankungen auf lange Sicht wertstabil. Das liegt vor allem am sogenannten intrinsischen Wert des Edelmetalls. Es ist selten und die Förderung kostet einiges an Arbeitsleistung. Auch heutzutage gewonnenes Gold trägt einen Kostenrucksack, den Experten bei 1200 US-Dollar pro Feinunze beziffern. Das heißt, dass sich Goldförderung unter diesem Preis überhaupt nicht lohnt und setzt damit die Marke nach unten: Den Preis also, den das begehrte Metall wohl nie mehr unterschreiten wird, weil es sonst gar nicht auf den Markt käme. Finstere Zeiten, die Weltwirtschaftskrise der 1920er, die deutschen Hungerzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg: Wer Gold hatte, konnte immer noch Brot kaufen und musste sich nicht auf Beschaffung von Zigaretten spezialisieren. Gold war da immer eine sichere Bank und ist es auch heute, egal ob ein asiatisches Land Raketen verschießt, Schiffe im Golf von Sanktionen oder Piraten befallen sind oder ein EU-Land sich an die Euro-Spielregeln hält.
Zudem sprechen weitere einfache mathematische Argumente für Wertstabilität auf lange Sicht. Auf der einen Seite sehen Pessimisten die Goldvorräte der Welt in 2 bis 5 Jahren als erschöpft an, Optimisten geben noch 20 Jahre. In Südafrika wird mittlerweile bis 4000 Meter Tiefe geschürft, neue unentdeckte Goldlagerstätten sind nicht zu erkennen. Auf der andern Seite steht eine Weltbevölkerung, die jedes Jahr um 60 bis 70 Millionen Menschen wächst. Dann greift der Marktmechanismus: Begrenztes Gut, steigende Nachfrage. Selbst wenn nur 30 Milligramm Gold in jedem Mobiltelefon stecken: Auch in Afrika und Asien will man telefonieren, und Schmuck ist dort auch beliebt. Das bemisst einen Bedarf von 2.000 Tonnen plus jährlich, nur zum Telefonieren, noch ohne Goldbrosche. Diese Parameter garantieren quasi auf lange Sicht einen steigenden Goldpreis.
Beim Erwerb von Gold ist im EU-Raum keine Mehrwertsteuer zu entrichten, was das Edelmetall zusätzlich „billig“ macht: Kein Agio, keine Aufschläge, kaufen und wohlfühlen. Investieren können dabei selbst Anleger mit schmalen Geldbörsen. Da kleine Barren überproportional teuer sind, bieten verschiedene Anbieter von Goldsparplänen den stückchenweiten Kauf von Anteilen an großen Barren zum Tagespreis.
Gelöst ist damit auch ein anderes Problem. Braucht ein Kunde wieder liquides Geld, lässt sich vielfach das Golddepot beleihen, bis die Kasse wieder besser aussieht. Damit entfällt der Zwang, bei Liquiditätsbedarf Teile des angesparten Golddeputats wieder verkaufen zu müssen.