Unsichere Zeiten sind es ja nicht, die Zeiten von sicheren Niedrigzinsen auf lange Frist. Anleger entdecken zur Altersvorsorge zunehmend die Assetklasse von Investitionen in Gewerbeimmobilien. Das boomende Segment bietet in Deutschland derzeit lukrative Renditen zwischen 3 und 5,4 Prozent, vermeldet das Investorenportal portfolio-institutionell.de. Einkaufscenter, Themen- und Fachmärkte markieren das obere Ende der Skala, anderes Gewerbe wie Büro- und Ärztehäuser oder Vermietung an Handwerker den unteren Bereich. Bei Kapitalmarktzinsen zwischen null und minus 0,4 Prozent bedeutet das keine schlechte Performance der eingesetzten Mittel. Retail Assets wurden in Deutschland die zweitstärkste Anlage-Klasse, der Verunsicherung mit Blick auf die Auswirkungen des Online-Handels zum Trotz. Laut dem Immobiliendienstleister CBRE waren 2018 14,1 Milliarden Euro in deutsche Retail Assets investiert worden. Deutschland rangiert damit europaweit inzwischen vor Großbritannien auf Platz eins.
Solide, aber insgesamt weit niedrigere Zahlen präsentiert unser Nachbarland über dem Ärmelkanal. Das gesamte Asset Gewerbeimmobilien warf 2018 gemäß den Zahlen des Immobiliendienstleisters CBRE im Schnitt 1,6 Prozent ab. Ganz vorne lag Vermietung an die Industrie mit 3,6 Prozent, der Bereich der Vermietung an Büros rentierte mit 1,8 Prozent nur halb so hoch. Schlusslicht mit 0,2 Prozent bildete genau der Bereich, der in Deutschland das Zugpferd ist: Vermietung an Fach- und Einzelhandel. Die britischen Marktzinsen von 0,75 Prozent übertrifft der Return da nur außerhalb des Einzelhandels. Bei etwa gleich hohen Inflationsraten in beiden Ländern um die 2 Prozent, sind Anleger am deutschen Markt mutmaßlich besser bedient.
Die Zahlen spiegeln die Erwartungen wider, die vor Jahresfrist die Haufe-Unternehmensgruppe veröffentlicht hatte. Drei von vier Investoren mit Sitz in Deutschland hatten sehr geringe Renditeerwartungen für Immobilieninvestments an Großbritannien gerichtet. Drei von vier Investoren mit Sitz in Deutschland hatten angegeben, nicht im britischen Immobilienmarkt investieren zu wollen. 32 Prozent der britischen Investoren waren davon ausgegangen, dass sich die Rahmenbedingungen auf der Insel verschlechtern würden. Weitere 56 Prozent erwarteten bis Sommer 2019 keine Aufhellung des Investitionsklimas. Mit dem neuen Brexit-Premierminister Boris Johnson dürfte sich die Lage weiter verschlechtern. Trotz aller nun eilig von der Staatsregierung installierten flankierenden Maßnahmen bleiben die Folgen unabsehbar. Wie ein ungeregelter Brexit Binnenkonjunktur und die Rentabilität von Gewerbeimmobilien beeinflussen wird, ist kaum vorhersagbar. Bis Halloween gelten noch EU-Regeln. Der danach mit
Drittstaatenstatus behaftete britische Bankensektor kennt nur eingeschränkt die kommenden Gesetzeswerke für Investitionen in Retail-Property. Zudem steht die staatliche Integrität des Inselstaates auf dem Spiel. Verwerfungen stehen ohne Backstop an der irisch-nordirischen Binnengrenze an. Nicola Sturgeon, seit 2014 Erste Ministerin Schottlands, hat für den Fall des ungeregelten Brexit bereits die Durchführung eines weiteren Referendums zur Abspaltung vom Vereinigten Königreich angekündigt.