Berlin. Das Bundeskabinett hat einen Überblick über den aktuellen Stand bei der angestrebten Energiewende vorgelegt. Der Bericht sieht Deutschland auf einem guten Weg, aber vom Ziel noch weit entfernt.
Leichter Rückgang der Treibhausgasemissionen 2017, deutlicher Rückgang 2018, kontinuierlich sinkende Emissionen im Energiebereich. Erfreuliche Zahlen eröffnen den Bericht, dessen Erstellung eine unabhängige Expertenkommission wissenschaftlich begleitet hat. In der Frage der Kohleverstromung sieht der Bericht die Zielerreichung bis 2030 als gut möglich an. Hier lässt die Bundesregierung kühne Perspektiven vermissen, beschränkt sie sich doch auf die derzeit vereinbarten industriefreundlichen und klimafeindlichen Kompromisse. Andernfalls hätte ein früherer Ausstieg auch eine frühere Zielerreichung zur Folge.
Positiv ist anzumerken, dass der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bereits jetzt das für 2020 gesteckte Ziel übertroffen hat. Deutschlands Stromversorgung ist sicher. Die Energienachfrage in Deutschland ist jederzeit gedeckt.
Deutliche Fortschritte attestiert der Bericht auch in der Energieeffizienz. Ersten Schätzungen zufolge lag der Energieverbrauch 2018 auf dem niedrigsten Stand seit 1972.
Entgegen der anderen Trends wuchs der Energieverbrauch Verkehrsbereich 2,4 Prozent. 30 Prozent des gesamten Energiebedarfs schluckt der Verkehr. Einsparungsbemühungen blieben hier bisher erfolglos.
Potenzial sieht der Bericht in der Elektromobilität. Allerdings war der Anteil an zugelassenen Fahrzeugen mit 2 Prozent viel zu gering, um bedeutende Beiträge leisten zu können.
Gestaltungsspielraum bieten innerhalb des Verkehrsbereichs noch andere Parameter. Derzeit beträgt dort der Anteil an Biokraftstoffen nur 4,6 Prozent. Diese ersparen den Ausstoß von 7,5 Millionen Tonnen CO2. So steckt ein wesentlich höheres Potenzial für die kommenden Jahre in der Gewinnung von zusätzlichem Biokraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen. Nachhaltig erzeugte Kraftstoffe erwartet der Bericht zudem aus regenerativ erzeugtem Wasserstoff. Der würde dann eingesetzt, wenn zum Beispiel nachts viel Wind viel Strom produziert, den Haushalte und Industrie aber nicht abnehmen. Dieser Wasserstoff kann für die Herstellung von kohlenstoffarmen, synthetischen Kraftstoffen wie Methan, DME oder OME genutzt werden, oder direkt für den Betrieb von Brennstoffzellen. Vor allem für den Luft- und Seeverkehr wird mittelfristig dieser Treibstoffwechsel als unabdingbar angesehen.